[322] Polykrătes, 1) Samier, riß um 530 v. Chr., nach der Unterwerfung der Geomoren, die Herrschaft über Samos an sich, welche er erst mit seinen Brüdern Syloson u. Pantagnotos theilte, dann aber allein führte; er herrschte willkürlich, hielt einen glänzenden Hofstaat, begünstigte Dichter (u. A. war Anakreon an seinem Hofe), schuf eine große Seemacht u. unterwarf sich die nahen Inseln, machte ein Bündniß mit dem König Amasis von Ägypten u. besiegte die Lacedämonier, welche seine Gegner gegen ihn zu Hülfe herbeigerufen hatten. Da er in allen Unternehmungen so ausgezeichnetes Glück hatte, daß ihm nie etwas mißlang, so forderte ihn, daß er den Neid der Götter nicht errege u. von der Höhe seines Glücks gestürzt würde, sein Freund Amasis anf, freiwillig irgend etwas ihm Werthe[322] zum Opfer zu bringen. P. zog daher seinenkostbaren Siegelring vom Finger u. warf ihn in das Meer. Aber am andern Morgen, wo ein Fischer ihm einen wunderbar großen Fisch zum Geschenk gebracht hatte, fand der Koch in dem Magen dieses Fisches den Ring wieder. Seitdem kündigte ihm Amasis die Freundschaft auf, weil er ihm vorhersagte, daß ihm bald ein großes Unglück zustoßen würde, in welches er selbst, wenn er sein Freund bliebe, mit hineingezogen werden würde. (Diese von Herodot erzählte Geschichte ist der Inhalt einer Ballade Schillers Der Ring des P.). Endlich lockte ihn 522 der persische Satrap Orontes, aus Neid über sein ausgebreitetes Reich, nach Magnesia u. ließ ihn dort aus Kreuz schlagen. 2) P., geb. 125 n.Chr., stammte aus einer kleinasiatischen Familie, war um 190 Bischof von Ephesus u. hielt eine Synode der kleinasiatischen Bischöfe, um denselben den Beschluß der römischen Synode rücksichtlich des Paschastreites zu notificiren u. zur Annahme vorzulegen; P. verfaßte darauf das Synodalschreiben nach Rom, worin die Kleinasiatische Kirche der Römischen jede Superiorität absprach u. von welchem noch Fragmente bei Eusebius erhalten sind.