Richmond [2]

[142] Richmond (spr. Ritschmond), Herzögen. Grafen von R., Titel mehrer englischer Peers u. Prinzen, bis er in der Familie Lennox erblich geworden ist. Er wurde zuerst 1342 von Eduard III. seinem Sohn Johann von Gaunt verliehen; 1452 erhielt ihn dessen Urenkel Edmund von Hadham, der Sohn Owen Tudors u. der Königin Katharina-1456 dessen Sohn Heinrich von Lancaster, welcher als Heinrich VII. König von England wurde, 1525 Heinrich Fitzroi, Sohn Königs Heinrich VIII., welcher 1536 ohne Nachkommen starb. Erst Jakob I. verlieh wieder 1613 den Titel an Lodowick Stewart, Herzog von Lennox, Grafen u. nachmals Herzog von R., in dessen Familie er erblich geworden, bis dieselbe 1672 ausstarb; 1675 erhielt ihn der natürliche Sohn Karls II., Charles, Graf von March (geb. 1672, gest. 1723), welcher zum Herzoge von R. u. Lennox u. Grafen von March u. Darnley ernannt wurde; bei dessen Nachkommen ist er geblieben, bis sie ausstarben, wo er an die Lennox zurückfiel. Ein R. war Minister Karls I. von England, welcher, als demselben der Proceß gemacht wurde, mit drei anderen Ministern vergebens sein Haupt für das des Königs anbot. Charles, Herzog von R. u. Lennox, Enkel des Vor., geb. 1735, machte den Siebenjährigen Krieg mit, ging 1765 als Botschafter nach Paris u. wurde 1766 Staatssecretär; im Oberhause machte er dann eine heftige Opposition gegen Chatham u. st. 1806 als Feldmarschall; zum Nachfolger in der Herzogswürde hatte er seinen Sohn Charles, geb. 1764, er war zuletzt Gouverneur von Canada u. st. hier 1819; er war vermählt mit der Erbtochter der Gordon; sein Nachfolger war sein Sohn Charles Gordon Lennox, in Schottland Herzog von Lennox, in Frankreich Duc d'Aubigny, in England Herzog von R., Peer von Großbritannien, Grand von Spanien, geb. 1791, trat 1809 in die Armee, war während des Spanischen Feldzuges Wellingtons Adjutant u. wurde bei Waterloo Oberstlieutenant; 1819 nahm er, da sein Vater als Gouverneur von Canada gestorben war, seinen Sitz im Oberhause, stimmte gegen die Katholikenemancipation u. nahm 1830 als Generalpostmeister an Graf Greys Verwaltung Theil, doch trat er schon 1834 mit Stanley, Ripon u. Graham aus, als die Whigs ihre Angriffe gegen die Protestantische Kirche begannen. Seitdem nahm er keinen thätigen Antheil an den Staatsgeschäften mehr, erbte 1836 von seiner Mutter die Gordonschen Güter u. behauptete in den Parlamentssessionen die Mitte zwischen den Whigs u. Tories; er st. 21. Oct. 1860 in London, u. ihm folgte sein ältester Sohn Charles, seitheriger Earl of March in der Herzogswürde. Dieser ist geb. 1818, war seit 1841 für West Sussex im Unterhaus, trat im März 1859 als Mitglied des Geheimraths u. Präsident der Armengesetzcommission ins Ministerium Derby, legte aber dies Amt bei der bald darauf erfolgenden Auflösung des Ministeriums wieder nieder. Er ist vermählt seit 1843 mit Miß Greville aus der Familie der Grafen von Warwick.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 142.
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