Sinzendorf

[136] Sinzendorf, gräfliches Geschlecht in Deutschland, leitete seinen Ursprung von dem Grafen von Altorf u. mit diesem von dem Prinzen Heinrich von Baiern aus dem Hause Welf; es hatte früher des Deutschen Reichs Erbschatzmeister-, seit 1625 auch das Oberstmundschenkenamt im Lande ob der Enns, das Obersterblandvorschneider-, Erbschildträger- u. Kampfrichteramt im Lande ob u. unter der Enns des Kaiserthums Österreich; 1653 kaufte Rudolf von S. das Burggrafthum Rheineck am Rhein u. dadurch erhielten die S. Antheil an der reichsgräflich Westfälischen Curiatstimme, sowie sie auch seit 1677 wegen der Herrschaft Thannhausen Mitglieder des Schwäbischen Reichsgrafencollegium waren, bis diese Herrschaft 1708 an die Grafen von Stadion verkauft wurde. Die Familie theilte sich in die zwei Linien: Ernstbrunn (Fenereck) u. Neuburg (Fridau); erstere theilte sich in die Majoratslinie u. in die jüngere. Zur erstern, 1803 in den Reichsfürstenstand erhobenen gehörten die Herrschaften Ernstbrunn, Clement, Straußberg, Triebel, Burgaichhorn u. m. a. in Österreich, Böhmen u. Mähren, sowie auch die Burggrafschaft Winterrieden in Baiern, welche der Familie statt der verlorenen Grafschaft Rheineck gegeben wurde. Die jüngere Linie besaß ebenfalls Güter in Österreich u. Böhmen, als Plan, Gotschau u.a. Das Stammschloß ist S. bei Wartenberg. 1) Graf Philipp Ludwig von S., geb. 1671, nahm früh kaiserliche Dienste, ging 1697 nach dem Frieden von Ryswijk als außerordentlicher Gesandter nach Paris u. wurde erst 1705 von dort als wirklicher Geheimerath nach Wien zurückberufen. Kaiser Joseph I. ernannte ihn zum Hofkanzler, u. unter Kaiser Karl VI. war er 1712 Gesandter bei dem Friedenscongreß zu Utrecht. Zurückgekehrt, wurde er nach Eugens Tode Premierminister u. leitete, obwohl nicht immer glücklich, die wichtigsten Staatsgeschäfte, bes. die Pragmatische Sanction. Obschon von Maria Theresia in seiner Würde bestätigt, zog er sich doch zurück u. st. 1742. 2) Fürst Prosper, geb. 23. Febr. 1751, wurde im December 1803 in den Fürstenstand erhoben u. starb 13. Aug. 1822; mit ihm erlosch das Haus im Mannsstamme, u. die Burggrafschaft Winterrieden kam an seinen Neffen, den Grafen Georg von Thurn, den Sohn seiner jüngern Schwester Anna, welcher aber das Erbe 1823 an den Grafen Waldbott-Bassenheim verkaufte. Die Gräfin Anna, in zweiter Ehe mit Angelo Mar. Pannochieschi Grafen d'Elci vermählt, starb 9. Juni 1842 u. mit ihr erlosch das Haus S. gänzlich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 136.
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