Bettelsack

1. Bettelsack hat ein immer gienend Maul.Simrock, 1040; Eiselein, 73.

Lat.: Impedit ire forum defectus denariorum. (Sutor, 629.)


2. Bettelsack ist bodenlos.Lehmann, II, 61, 88; Simrock, 1036; Pistor., II, 82; Körte, 585; Tappius, 39b.

Lat.: Mendicus est insatiabilis.


3. Bettelsack sagt nie: Ich habe genug.Sailer, 198; Simrock, 1037.


4. Bettelsack steht allzeit leer.Lehmann, II, 48, 41; Simrock, 1039; Henisch, 346; Körte, 586.


5. Bettelsack und Hoffart wohnen gern beisammen.Grimm, I, 1731.


6. Der Bettelsack an der Wand und Staat auf der Strasse.


7. Der Bettelsack hat ein offenes (gähnend) Maul, sagt nie: es ist genug.

Holl.: De bedelzak heeft een gat. ( Harrebomée, I, 36.)


8. Der Bettelsack hat einen langen Zettel; man trägt aller Welt Garn darein.Sailer, 198.


9. Der bettelsack hat keyn boden.Franck, I, 44b; Egenolff, 318a; Henisch, 345.

Holl.: Der bedelaren hand is eene bodemlooze mand. (Bohn, I, 306.) – De bedelzak heeft geen' boden. – Eene bedelaars tasch is nooit vol. (Harrebomée, I, 36.)


10. Der Bettelsack ist ein Freibrief zum Stehlen.


11. Der Bettelsack stehet nit zu füllen.Tappius, 39b.

Holl.: Dat vult den bedelzak niet. (Harrebomée, I, 36.)

Lat.: Mendici pera non impletur. (Philippi, I, 246.)


12. Der Bettelsack ward (wird) nie voll.Sailer, 198; Körte, 587; Eiselein, 73; Kirchhofer, 213; Gaal, 202.

»Bettelsack wird nimmer voll, wie man ihn füllt, so bleibt er hohl.« (Soltau.)

Engl.: A beggars purse is always empty.

Frz.: Le sac des mendians n'a point de fonds.

It.: Il sacco de mendici non ha fondo.

Lat.: Mendicorum loculi semper inanes. (Zenodot.) (Erasmus, 802; Seybold, 281 u. 303; Philippi, I, 246.)

Port.: Fardel de pedinte nunca he cheio. (Bohn I, 277.)


13. Ein Bettelsack, wohl herumgeführt, erhält seinen Herrn.


14. Ein leerer Bettelsack ist schwerer als ein voller.Sprichwörtergarten, 85.


15. Mancher fährt mit dem Bettelsack besser, als ein anderer mit dem Geldsack.Grimm, I, 1731.


16. Röhr dîn Bedelsack, mörgen is Brottag. (Ostfries.)


17. Sobald einem der Bettelsack in der Hand erwarmt, thut er nimmer kein Gut mehr. Henisch, 346.


18. Wem der Bettelsack in der Hand erwarmt, der legt ihn nimmer ab.Sailer, 199.


19. Wem der Bettelsack zum Pathengeschenk ward, der trägt nicht schwer daran. Sprichwörtergarten, 84.


*20. Den Bettelsack umhängen müssen.

Frz.: Être reduit à la besace.


*21. Der Bettelsack gesellt sich zu ihm.

Er geräth in Armuth.


*22. Einem den Bettelsack vor die Thür werfen.


*23. Zwei Bettelsäcke in denselben Kochtopf ausschütten.

Wenn zwei arme Personen einander heirathen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu9.

Lat.: Loculi mendicorum semper inanes. (Binder II, 1684; Philippi, I, 246; Eiselein, 73.) – Mendici pera non impatur. (Gaal, 202.)


24. Bettelsack kan nicht voll werden.Lehmann, 45, 56.


[980] 25. Diäm de Biädelsack warm omme Nacken wärt dai es ter Arbet verduorven. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 28.


*26. Da verzweifelt der Bettelsack an der Wand. (Ulm.)


*27. Du bist a rechter Bettelsack. (Ulm.)


*28. 'S schlöcht 'm der Batt'ssoak immer uf di Farschen. (Franken.)

Der Bettelsack schlägt ihm immer auf die Ferse; er ist stets von Armuth bedroht.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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