1. Eine Kreide gilt im Leben: leide, meide, gottergeben.
*2. A wink schworze Kreide hâr, doss ma amôl sitt. (Schles.) – Frommann, III, 246, 186.
*3. Bei einem an der Kreide stehen. – Körte, 3544a; Braun, I, 2001.
Ihm schuldig sein.
*4. D' Kroide schrîb and'rsch. – Peter, 449.
Es kam nicht so, wie erwartet war. (S. ⇒ Kreisamt.)
*5. Dä schriew met dubbelde Kreck. (Bedburg.)
*6. Das geht über Kreide und Rothstift.
In einer Correspondenz aus Mecklenburg heisst es: »Von idyllischen Städteverwaltungen und dergleichen könnte ich ein Lied singen, das über Kreide und Rothstift ginge.« (Vossische Zeitung vom 31. Juli 1867.)
*7. Das muss man mit schwarzer Kreide in den Rauchfang schreiben. (Steiermark.) – Sonntag.
Um etwas ironisch als seltenen, merkwürdigen Fall zu bezeichnen. Auch um etwas der völligen Vergessenheit zu übergeben.
*8. Dat geit äwer Krîd un Rôdstên. (Mecklenburg.)
*9. Dat will ik mit swarte Krîde an'n Ketelhaken (Kesselhaken) schrîben. (Holst.) – Schütze, II, 246; hochdeutsch bei Simrock, 9201.
Wo man es nicht lesen würde, d.i. ich will's vergessen. Besonders von unsichern Schuldforderungen.
*10. De Krid öss got för a Kröger. – Frischbier2, 2181.
Die Kreide ist gut für den Krüger (Gast- oder Schenkwirth), wird gesagt, wenn sie zu viel Doppelstriche macht.
*11. Die Kreide kann ihm nicht viel zuschreiben. – Parömiakon, 398.
Sein Credit kann nur gering sein, da er wenig besitzt oder erwirbt.
*12. Die Kreide verstehen. – Körte, 3544d.
*13. Du kommst auch an die Kreide. – Klix, 33.
*14. Er ist in die Kreide gekommen.
In Schulden.
Holl.: Hij staat in het krijt. (Harrebomée, I, 451a.)
*15. Er weiss wie die Kreide schreibt. – Körte, 3544e; Braun, I, 2002.
*16. Er will dass weiss von der Creidt behalten vnd die Creid abschaffen. – Lehmann, 86, 40.
Von denen, die eine Sache verbessern, aber sie auch gleichzeitig so erhalten wollen, wie sie ist: eine Art trockener Pelzwäsche (s. ⇒ Reformiren). An Beispielen solcher Reformen fehlt es nicht; aber sie sind »odiosa«.
*17. Etwas mit Kreide in den Schornstein schreiben.
Vergessen, verloren geben.
*18. Ich kenne die falsche Kreide. – Herberger, I, 572 u. 604.
[1602] *19. Ich kenne seine Kreyde schun, wie se schreibt. – Gomolcke, 541; Robinson, 130; Frommann, III, 248, 118; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 330.
Ich habe ihn erkannt, ich weiss, was er im Schilde führt.
Frz.: Il a levé le masque. (Kritzinger, 416a.)
*20. Kreide streichen. – Agricola II, 128.
*21. Mit doppelter (dreifacher) Kreide (an-)schreiben (oder: mit den Leuten abrechnen). – Eiselein, 351; Körte, 3544f; Braun, I, 1999.
Betrügerische Rechnungen machen. »Zweifacher kreiden mit den leuten abrechnen.« (Pauli, Schimpff, XXXIIIIa.)
Frz.: Écorcher les gens. (Kritzinger, 358b.)
Holl.: Hij schrijft met, dubbel krijt. (Harrebomée, I, 457a.)
*22. Ueber die Kreide treten. – Körte, 3544c; Braun, I, 2000.
Brockhaus-1911: Spanische Kreide · Venezianische Kreide · Schwarze Kreide · Bologneser Kreide · Kreide
Herder-1854: Venetianische Kreide · Kreide
Lueger-1904: Neuburger Kreide · Kreide [2] · Kreide [1]
Meyers-1905: Schwarze Kreide · Pariser Kreide · Venezianische Kreide · Spanische Kreide · Französische Kreide · Bologneser Kreide · Kreide [2] · Kreide [1]
Pierer-1857: Schwarze Kreide · Rothe Kreide · Venetianische Kreide · Spanische Kreide · Chloritische Kreide · Bologneser Kreide · Kreide · Grüne Kreide
Buchempfehlung
Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«
48 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro