Schornstein

[327] 1. Aus einem niedrigen Schornstein kommt der Rauch bald ins Freie.

Holl.: Het is eene leêge schouw, de rook is er haast uit. (Harrebomée, II, 261a.)


2. Der Schornstein gehört so gut zum Hause als die Stiege.


3. Der Schornstein schimpft das Ofenloch.Simrock, 9182; Körte, 5392.


4. Der Schornstein, so zu viel rauch zeucht, ist nicht nutz.Lehmann, 757, 11.


5. Der Schornst'n verwéist dem Obe, änt seit net, dat e sälfst äs beschtobe. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 929.


6. Die besten Schornsteine werfen den wenigsten Rauch aus.

Holl.: De beste schouwen slaan den minsten rook uit. (Harrebomée, II, 261a.)


7. Ein kleiner Schornstein empfängt oft den Rauch von einem grossen Feuer.

Holl.: In eene kleine schouw stockt men wel groot vuur, en in eene groote schouw klein vuur. (Harrebomée, II, 261b.)


8. Ein Schornstein, der rauchen soll, kostet viel Geld.

Holl.: Schoorsteenen kosten veel, om ze rookende te houden. (Harrebomée, II, 258a.)


9. Enge Schornsteine ziehen besser als weite.Eiselein, 554; Simrock, 9183.


10. Es ist leichter, einen Schornstein zu bauen, als einen Herd zu unterhalten.

Frz.: Il est plus aisé de bâtir des cheminées, que d'entretenir une chaude. (Cahier, 195.)


11. Es sind gute Schornsteine, die allerley Rauch ziehen.Petri, II, 293.


12. Kleine schornsteine (ziehen und) geben mehr rauch als die grossen.Lehmann, 427, 24 u. 925, 33.


13. Man kann den Schornstein nicht fegen, ohne sich die Hände schwarz zu machen.

In der Herzegowina: Er kann kein Verzinner sein und sich die Hände nicht schwarz machen. (Hausfreund, XVI, 519, 66.)


14. Schornstein schimpft das Ofenloch.


15. Wenn man den Schornstein vermauert, so raucht's doch.


16. Wo der Schornstein raucht, da ist gut freien.

D.i. wo man bereits eine eingerichtete Wirthschaft vorfindet.

Holl.: Daar de schoorsteen rookt, is het best vrijen. (Harrebomée, II, 257b.)


17. Wo es an Schornsteinen fehlt, schlägt der Rauch ins Zimmer.


*18. Darvan will de Schornstên nich rôken. Richey, 216; Schütze, III, 405; Eichwald, 1681.

Das wird schlechten Vortheil bringen. »Ji wören des Auwends wisse auck'n Praus (eine Weile) met de Solospielers in'n Gange; man mi duchte, wat Ji wünnen, dâr schall Jûe Schattstên (Schornstein) wuol nich grauts (sonderlich, stark) van rauken.« (Lyra, 27.)

Holl.: Daar moet de schoorsteen van rooken. (Harrebomée, II, 257b.)


*19. Das muss man in den Schornstein schreiben.Braun, I, 3968.

So sagt man in Baden von etwas sehr Seltenem, nicht oft Vorkommendem, z.B. einem seltenen Besuche.


*20. Do rööch der Schornstên net nô. (Bedburg.)


*21. Er hat alles durch den Schornstein gejagt. Körte, 5329a; Braun, I, 3967.

Verlebt.

Frz.: Il s'en est donné par les babines. – Tout son bien s'en est allé en eau de boudin, en brouet d'andouilles. (Masson, 375.)


*22. Er ist ein wandelnder Schornstein.

Scherzhaft von einem Manne, der stets mit der Tabackspfeife im Munde herumgeht.

Holl.: Het is een wandelnde schoorsteen. (Harrebomée, II, 257b.)


*23. Er sieht, wo der Schornstein raucht. Frischbier2, 3390.

Sucht sich auf Kosten anderer zu nähren.


*24. Etwas in den Schornstein schreiben.Körte, 5302b; Kehrein, VII, 110; Lohrengel, II, 338.

Als eine sehr unsichere Forderung der Vergessenheit übergeben.

[328] Holl.: Schrijf het in den schoorsteen, dan zal de haan het niet uit krabben. (Harrebomée, II, 258a.)

Lat.: In aqua scribere. (Catull.) (Binder I, 716; II, 1403; Philippi, I, 191.)

*25. Ich will es nicht in den Schornstein schreiben.


*26. In'n Schorstên schrîwen.Schütze, IV, 72.

Ins Buch der Vergessenheit, es für verloren achten. Um diesen Gedanken auszudrücken, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Schreib darauf zwei Peijen. Der hebräische Buchstabe Peij entspricht dem deutschen P, wird aber in vielen Fällen für F und V gebraucht, so in den Worten: »verfallen, verloren«, welches mit zwei Peijen geschrieben wird.


*27. Myn Schorstên treckt allerhand Rôk (Rauch).Richey, 215; Schütze, III, 305; IV, 62.

Scherzhaft zu sagen: Ich esse alles mit; auch von Leuten, aus denen man nicht klug wird.


*28. Wi will 'nt in Schorstein schrieben, damit 't dei Haüner nich utkratzen. (Mecklenburg.) – Raabe, 10; hochdeutsch bei Simrock, 9200.


*29. Wî wil't innen Sjöstên schriwen, datte Höner 't nich ûtkleit. (Jever.) – Frommann, III, 38, 26.


*30. Woher nur sein Schornstein raucht.Tendlau, 211.

Woher er nur bei seiner Unthätigkeit, bei seinem geringen Verdienste die Mittel zum Bestehen haben mag.


*31. Wovon soll der Schornstein rauchen?

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 327-329.
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