Martinstag

1. Alle tagen Mertenstag, zechevoll früe vnd spatt, in die wochn zwier ins badt machen eine lere hofstadt.Ms. aus dem 17. Jahrhundert in der königl. Bibliothek zu Königsberg.


2. An Martinitag die Gans zu Hause bleiben mag.

Man trieb an diesem Tage die Gänse nicht ins Feld, weil jedermann das Recht besass, sie wegzunehmen. (Vgl. Baumgarten, Progr., 31.)


3. Martensdag dunkel, werd de Bûer en Junker.Schambach, II, 640.

Hat der Bauer so viel geerntet und so gut gewirthschaftet, dass am Martinstage (10. Nov.) seine Scheune noch gefüllt, folglich dunkel ist, so wird er ein wohlhabender Mann (Junker). Für dunkel hat man früher dunker gesagt.


4. Wenn am Martinitag die Wagengleise auf der Strasse von Wasser überlaufen, so laufen am Herbst die Zuber von Wein über.

In Norditalien gibt man den Rath: Wenn am Martinstage die Sonne hinter Wolken untergeht, verkaufe das Brot und behalte die Kuh; wenn sie aber klar untergeht, so verkaufe die Kuh und behalte das Heu. (Reinsberg VIII, 195.) Denn: wenn es heiter ist, fürchtet man viel Schnee und Kälte, und ist es neblig, so soll das Gegentheil stattfinden. (Orakel, 897.)


5. Wenn am Martinstage Wind ist, fehlt's im ganzen Jahre nicht daran.Orakel, 899.


6. Wenn der Martinstag trübe oder regnerisch ist, so folgt ein unbeständiger, ist er hell, ein harter Winter.Orakel, 896.


[475] 7. Wer offt begeht Sanct Martinstag, kein Gans noch Huhn auffbringen mag.Petri, II, 746; Henisch, 1351, 47.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 475-476.
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