1. A früeha Winta hat an rund an längern Schwoaf. (Oberösterr.) – Baumgarten, 57.
D.h. dauert weit länger.
2. Äm Wäinjter lutscht der Bîer (Bär) un de Klôen (Klauen). (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 126.
3. Auch in keinem strengen Winter kann man sich die Nase erfrieren.
Frz.: Il n'a pas besoin de grand hiver. (Leroux, I, 67.)
4. Auf den Winter folgt der Frühling. – Schlechta, 380.
5. Auf einen gelinden Winter folgt ein guter Frühling und Sommer. – Mecklenburg. Anzeiger, 1864, Nr. 28.
6. Auf harten Winters Zucht folgt gute Sommerfrucht. (Köln.) – Boebel, 117.
7. Besser im Winter a Püpel (Popel) als im Sommer a Krüpel. (S. ⇒ Popel.) (Schles.) – Schlesische Zeitung, 1864, Nr. 141.
Es ist besser, man kleidet sich im Winter so, wie es die Rücksicht auf die Gesundheit gebietet, wäre es auch weder der Mode gemäss noch schön, als dass man im Sommer an den Folgen der Erkältung leidet.
8. Bleibt der Winter zu fern, nachwintert es gern. – Egerbote, 1875.
9. Dass der winter sey grimm vnd kalt, vernimpt man auch von ferne balt. – Loci comm., 195; Körte, 6864.
Lat.: Longe clarescit, quae hyems algore rigescit. (Loci comm., 195; Sutor, 888.)
10. Dat mütt 'n kollen Winter sîn, wo en Wulf den andern frett. – Raabe, 75.
11. De Winter fragt, wat de Samer verdênt heft. – Frischbier, 4060.
12. De Winter verfrüürt nit. (Waldeck.) – Curtze, 315, 28.
13. D'n Wenter hängt me die Zömmerleut' on di Stämetze (Maurer) vür di Bodelächer (Bodenlöcher). (Wasungen.)
14. Denk an den Winter, weils noch Sommer ist. – Petri, II, 78.
15. Der beste Winter taugt nichts.
16. Der englische Winter hört am dreissigsten Juni auf und fängt am ersten Juli wieder an.
17. Der muss im Winter frieren, der seinen Pelz im Sommer verbraucht. – Altmann V, 95.
18. Der Winter bleibt nicht aus, kommt er nicht früh, so kommt er spät ins Haus.
Frz.: Si l'hyver ne fait son devoir es mois de décembre et de janvier, au plus tard il se fera voir dés le deuxième février. (Leroux, I, 68.)
[268] 19. Der Winter bleibt sowenig aus, als der Sommer.
It.: Nè caldo, nè gelo resta mai in cielo.
20. Der Winter bringt viel schlimme Gäste.
Die Russen: Der Monat, der die Kälte bringt, bringt auch die Wölfe. (Altmann V, 215.)
21. Der Winter bringt zweierlei auf einmal; weisse Tage und schwarze Nächte.
22. Der Winter hat ein grosses Maul.
Lat.: Magnum os anni. (Seybold, 291.)
23. Der Winter hat wol schöne Tage, aber die Lerchen singen nicht.
Dän.: Er det end en skjön dag om vinteren, saa sjunge dog ei fuglene. (Prov. dan., 103.)
24. Der Winter ist des Sommers Erbe.
Dän.: Vinteren er sommerens arving. (Prov. dan., 564.)
Engl.: Winter is summer's heir. (Bohn II, 142.)
Schwed.: Vinteren är sommarens arfvinge. (Grubb, 855.)
Span.: Al invierno Iluvioso, verano abundoso. (Bohn II, 142.)
25. Der Winter ist ein böser Gast. – Coler, 96a.
26. Der Winter ist ein hungrig Mann; er fragt, was hast im Sommer gethan?
Böhm.: Přijde čas, že se zeptá zima, cos dĕlal v létĕ. (Čelakovsky, 136.)
27. Der Winter ist ein unwerther Gast für alte Leute. – Simrock, 11668a.
28. Der Winter ist ein Verzehrer, der Sommer aber ein Bescherer. – Coler, 301a.
29. Der Winter ist eine schöne Zeit, in der Kohl und – Schnupfen gedeiht.
Frz.: L'hiver n'est bon que pour les choux, ou pour faire gagner la toux. (Cahier, 863.)
30. Der Winter ist gewöhnlich kalt (pflegt allwege kalt zu sein).
31. Der Winter kommt zu seiner Zeit, und wär' er noch so weit.
32. Der winter kompt des Jahrs einmal, kompt er nicht zu rechter Zeit, so kompt er zur vnzeit. – Henisch, 845, 58; Petri, II, 114.
Frz.: L'hiver n'est pas batard, il vient tôt ou tard.
33. Der Winter kompt zu seiner zeit vnd fragt, was man im Sommer vber verdient hat. – Petri, II, 114.
34. Der Winter lässt sich nicht abweisen.
35. Der Winter macht rüstige Leute.
Böhm.: Kdy zimní chlad, tu každý mlad. (Čelakovsky, 441.)
36. Der Winter scheidet nicht, ohne noch einmal zurückzusehen. – Bertram, 50.
37. Der Winter sieht oft dem Sommer in die Karten. – Parömiakon, 1818.
38. Der Winter verzehrt, was der Sommer beschert (gewährt).
Dän.: Vinteren kommer som vihave vent og spør hvad sommeren har fortient. (Prov. dan., 564.)
Engl.: Winter finds out, what summer lays up. (Bohn II, 143.)
Frz.: L'hyver mange le printemps, l'été et l'automne. – L'hyver nous faict plus de mal que l'esté ne nous faict du bien. (Leroux, I, 68.)
Lat.: Estas quod peperit bruma presencia querit. (Reuterdahl, 250.)
Schwed.: Nw kombir winther ok spör hwat somaar hawer afflat. (Reuterdahl, 250.) – Vinteren kommer som wij hå vänt, och spör hvad sommaren hår förtjänt. (Grubb, 855.)
39. Der Winter verzieht wol zuweilen, aber er bleibt nicht aus.
Engl.: Winter never rots in the sky. (Bohn II, 35.)
It.: Nè caldo, nè gelo resta mai in cielo. (Bohn II, 35.)
40. Der winter ward noch nie so kalt, der Pfaffe ward auch noch nie so alt, das er des fewers begerte, dieweil das opffer werte. – Agricola I, 298; Guttenstein, 177; Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 133; 145, 209; Tappius, 47a; Eyering, I, 605; Simrock, 7766.
Gegen die Habsucht der Geistlichkeit, welche nicht friert, so lange man ihr opfert.
Lat.: Hiems nunquam tam frigida est, nec sacerdos tam senex, ut frigeret dum offerunt ei in altari rustici. In Versen: Clericus annosus, licet imber sit furiosus, non poscit prunam, dum drachmam suscipit unam. (Bebel, 134.) – Non senium, nec hiems, si sit spes ulla lucelli, sacrificia in templis esse molesta solent. – Nulla sacerdoti gravis est vehementia brumae dum sibi plebs offert[269] munus in aede sacra. (Buchler, Gnomol., 173.) – Sacerdotes avari. (Erasm.) – Sit licet acris hiems, sit cana fronte sacerdos, non ignum poscet, dum sacra dona leget. (Glandorp, I, 65, 340 u. 117, 340.)
41. Der Winter weiss am besten, was der Sommer gebracht hat.
Dän.: End spör vinteren hvad sommeren har avlet. (Prov. dan., 526.)
42. Des Winters ist es kalt, des Sommers scheint die Sonne.
Bei Tunnicius (715): Des winters isset kolt, des somers schynt de sunne. (Frigida semper hyems, aestas ardore calescit.)
43. Des Winters Nachten, der Weiber Gedachten und die Huld der Herrn, thun sich in einem Nu verkehrn. – Zinkgref, IV, 394.
Lat.: Inventa tandem est circuli quadratura in orbe toto Maxime Germano mutantur, olme, jam rotunda quadratis. (Chaos, 403.)
44. Des Winters Schnee und des Frühlings Schnee sind zweierlei Schnee.
Die Finnen: Des Winters Schnee zerrinnt nicht zum Himmel. (Bertram, 50.)
45. E schöne Winter, e wüeste Summer. (Solothurn.) – Schild, 110, 94.
46. E wüeste Winter, e schöne Summer. (Solothurn.) – Schild, 111, 107.
47. Ein kalter Winter bringt keine Theurung.
Frz.: Serein d'hiver et pluie d'été ne feront jamais pauvreté. (Cahier, 48.)
48. Ein milder Winter macht den Kirchhof reich. – Frischbier, II, 2921.
49. Ein rechtschaffener Winter bringt einen guten Sommer.
Engl.: A good winter brings a good summer. (Bohn II, 23.)
50. Ein weisser Winter ist kein seltenes Ding.
Frz.: En yvert par tout pleut, en esté là où Dieu veut. (Leroux, I, 67.)
51. Ein Winter ohne Schnee thut den Bäumen weh.
52. Es ist kein Winter sicher vor Schnee. – Altmann VI, 422.
53. Es muss ein harter Winter seyn, wenn ein Wolff den andern sol fressen. – Luther, 489; Parömiakon, 1855; Eiselein, 644; Gaal, 1727; Petri, II, 488; Moscherosch, 139; Simrock, 18661; Lauterbeck, LXXXVIb.
»Man pflegt sonst im gemeinen Sprichwort zu sagen: Es müsse ein harter Winter seyn, wenn ein Wolff den andern fresse und angreifen solle.« (Simplic., III, 607.)
Engl.: It's a hard winter, when one wolf eats an other. (Gaal, 1727; Bohn II, 142.)
Frz.: La guerre est bien forte, quand les loups se mangent. (Gaal, 1727; Kritzinger, 364a; Lendroy, 971.)
Holl.: Het wintert fel, als't eene wild het andere eet. (Harrebomée, II, 468a.)
Lat.: Quandum lupum lupula vorat, esurit undique sylva. (Gaal, 1727.)
Span.: Quando un lobo come a otro, no ay que comer en el soto. (Bohn II, 142.)
54. Es muss ein jeglicher vber Winter seen. – Petri, II, 286.
55. Es ward keyn winter nye so kalt, auch keyn pfaff nye so alt, das er der kolen begert, weyl das opferr wert. – Werdea, Bij2; Franck, I, 87b; Eiselein, 505.
»Mein Vetter ist gar ein frommer Priester. Möchte er in eim kalten Winter lang opffern erleiden?« (Wachter.)
Mhd.: Der pfaf der gluot nicht begert al die wîle daz opfer wert. (Diutisca.) (Zingerle, 114.) – Und wär der winter noch als chalt, so singt der pfaff an underwint, die weil man im das opfer pringt. (Vintl.) (Zingerle, 27.)
Holl.: De winter was niet zou koud, de paap was niet zoo oud, dat hij om warmen dacht, zoo lang men offer bragt. (Harrebomée, II, 474a.)
Lat.: Clericus annosus, licet imber sit furiosus, non poscit prunam, dum drachmam suscipit unam. (Bebel.) (Eiselein, 505; Binder II, 508.) – Nulla fuit tam frigida hiems vetus atque sacerdos ignem qui poscit oblatio dummodo durat. (Werdea.)
56. Faule Winter geben mürbe Schaffe. – Petri, II, 841.
57. Fauler Winter, schlechter Sommer. (Schleiden.) – Boebel, 117.
58. Früher Winter, frühes Frühjahr; später Winter, spätes Frühjahr.
[270] 59. Gelinder Winter bringet fein ein fruchtbar Jahr für Wein. (Euskirchen.) – Boebel, 117.
60. Grüner Winter macht den Kirchhof fett.
61. Halber Winter, halbes Futter.1 (Masuren.)
1) Nämlich an Pauli Bekehrung, 25. Januar.
Poln.: Potowa źimy, potowa pactwy. (Boebel, 3.)
62. Het der Winter e lânge Chopf, so überchumt er e churze Stil; het er e churze Chopf, so überchumt er e länge Stil. (Solothurn.) – Schild, 111, 103.
63. Im Wenter sönd d' Recht zwüschend Himel ond Erde offe. – Sutermeister, 123.
D.h. es ist Fahrfreiheit.
64. Im Winter beim Ofen, im Sommer im Feld und beim Spiel.
65. Im Winter braucht man zwei Köche und einen Keller, im Sommer zwei Keller und einen Koch. – Neues Schulblatt, XIV, 5.
66. Im Winter darf man nicht um Regen bitten, im Sommer ist er gern gelitten.
Frz.: En hiver, partout il pleut; en été, la où Dieu veut. (Cahier, 1397.)
67. Im Winter fallen die Blätter vom Baum, der Stamm aber bleibt doch gesund. – Lehmann, 146, 94.
68. Im Winter fliegen keine Störche.
Lat.: Corvus corvo oculum non eruit. (Chaos, 976.)
69. Im winter geht die Sonn bald vnter, also alter Herren Gunst vnnd Gnad. – Lehmann, 943, 34.
70. Im Winter haben Bauern und Menschen Fenstergardinen.
In pommerschen Städten mit Bezug auf Eisblumen.
71. Im Winter hat der Bauer allzeit blauen Montag.
72. Im Winter ist der Schnee billig. – Altmann VI, 412.
Auch: Im Winter hat man nicht nöthig Eis zu kaufen. (Altmann VI, 496.)
73. Im Winter kan der arme sobald einen frischen Trunk haben als der Reiche. – Petri, II, 121.
74. Im Winter lockt (fängt) man mit einer Brotkruste neun Maurer.
Sie stehen in dem Rufe, dass sie von dem reichlichern Lohne des Sommers nichts für den Winter zurücklegen.
75. Im Winter regnet (schneit) es überall, im Sommer, wo Gott will.
76. Im Winter soll man sich zum warmen Ofen setzen und mit Trunk und Spiel ergetzen. – Gerlach, 113.
Böhm.: Zima matka, vyspíš se do hladka. (Čelakovsky, 441.)
77. Im Winter tragen die Bienen keinen Honig ein. (Wend. Lausitz.)
Die Russen: Im Winter soll man keinen Honig von den Bienen verlangen. (Altmann V, 131.)
78. Im Winter träumt der Narr von Rosen, im Sommer pflückt sie der Weise. – Altmann VI, 440.
79. Im Winter werden die Bäum auch graw, der Stamm bleibt doch gesund. – Lehmann, 9, 64.
80. Im Winter werden die Bäume fahl, der Stamm bleibt frisch und wird kein Pfahl. – Eiselein, 644; Simrock, 11664.
81. Im Winter werden die Störche gewahr, dass sie im Sommer mehr geklappert als gethan.
Böhm.: Když zima přijde, zvĕdít' čápi, co jsou v létĕ klektali. (Čelakovsky, 7.)
82. In 'n Winter is de Jud' uck 'n Minsch. (Pommern.)
Bei Fussstapfen im Schnee kann man nur sagen: Hier ist ein Mensch gegangen, sieht aber nicht, ob's ein Jude oder Christ gewesen ist.
83. Je gieriger der Wenter, desto tropfiger der Sommer. (Appenzell.)
Je trockener und kälter der Winter, desto thauiger und lieblicher der Sommer. Giren = kirren, knirren, knarren, knirschen.
84. Je länger der Winter werden soll, desto reicher ist die Beerenlese.
85. Kalter Winter, heisser Sommer. (Köln.) – Boebel, 117.
Frz.: En hyver au feu, et en esté au bois et au jeu. – [271] En hyver au lict ou auprès du feu, et en esté au soleil. (Leroux, I, 67.)
86. Kein Winter noch war so kalt, und kein Pfaffe so alt, dass er an die Finger fror, wenn Buren kamen zum Opfer vor. – Eiselein, 644.
87. Kein Winter ohne Schnee, kein Hund ohn Flöh, kein Mönch ohne Weh (Falsch). – Klosterspiegel, 73, 28.
88. Man wird einmal die Winter mit einem Kuhschweif zusammenbinden können.
So sagt man in Oberösterreich von einem ungewöhnlich langen Winter. Man will damit sagen, es werde einmal die Zeit kommen, in welcher ein Winter in den andern übergehen und ein ewiger Winter entstehen werde, also die Vorstellung vom Lebensende der Erde. (Vgl. Baumgarten, Programm, S. 20.) Sollte das Sprichwort an eine frühere Eisperiode erinnern?
89. Nach dem winter kompt der früling. – Franck, I, 75a.
90. Nach dem winter kompt der mey. – Tappius, 125b; Eyering, III, 948; Lehmann, II, 422, 3.
Bei Tunnicius (854): Na dem winter kumt de mei. (Ver brumam sequitur, veniunt post gaudia fletus.)
Lat.: Sequitur ver hyemen. (Tappius, 125b.)
91. Nach dem Winter kompt der Sommer (Mai, Frühling). – Lehmann, 396, 30.
92. Nach Winters Leid kompt Sommers Frewd. – Petri, II, 488.
93. Ob der Winter kalt oder warm soll sein, so geh am Allerheiligen Tag fein in das Gehölz zu einer Buchen; allda magst du folgendes Zeichen suchen: Hau einen Span davon, und ist er trucken, so wird ein warmer Winter herrucken, ist aber nass der abgehauene Span, so kommt ein kalter Winter auf den Plan.
94. Ob Winter oder Sommer ist im Land, muss immer der Mantel zur Hand.
It.: Nè di state, nè d' inverno, non andar senza mantello. (Cahier, 2977.)
95. Obschon im Winter ein schöner Tag ist, so singen doch die Vögel nicht. – Lehmann, 166, 2 u. 920, 33.
96. Seben Winter gewet gauen Roggen. (Göttingen.) – Schambach, I, 398.
Sieben Winter geben guten Roggen, d.h. ein mehrmals durch wärmeres Wetter unterbrochener Winter soll eine gute Roggenernte verkünden, weil die junge Saat durch die wiederholt eingetretene Kälte gleichsam abgehärtet wird. Die gewöhnliche Annahme der Landwirthe scheint damit im Widerspruche zu stehen.
97. Später Winter, später Frühling. – Simrock, 11662; Körte, 6866.
98. Sperrt der Winter früh das Haus, hält er sicher nicht lang' aus. – Medau, 1845.
99. Steigt im Winter das Grundwasser hoch, folgt der Kälte bald Thauwetter nach. – (Brandenburg.) – Boebel, 117.
100. Steigt Winters ein dichter Nebel auf, gibt's Glatteis in nächster Tage Lauf. – (Egerbote, 1876, Januar. )
101. Trockner Winter, dürrer Sommer.
Frz.: Hiver trop beau, été sans eau. (Cahier, 862.)
102. Ueber Winter gut gegraben, ist halb gedüngt. Wunderlich, 2.
103. Vff den Winter volgt wider ein Sommer, aber ein Alter wird nicht wider jung. – Lehmann, 9, 55.
104. Von kaltem Winter hört man weit.
Holl.: Men vernemt ver, dat die winter colt is. (Tunnicius, 18, 11.)
Lat.: Longe clarescit hiems algore rigescit. (Fallersleben, 501.)
105. Was der Winter nit thuet, das thuet der Summer. (Solothurn.) – Schild, 110, 95.
Auf einen milden Winter soll ein unregelmässiger stürmischer Sommer folgen.
106. Was der Winter zerreisst, sieht (weiss) der Sommer nicht.
Entweder der Sommer überlegt nicht, was alles im Winter sein soll, oder er sieht nicht, welche alten Kleider im Winter abgetragen werden.
Böhm.: Co zima zdere, to léto nevidi. – Pro zimu každý šat dobry. (Čelakovsky, 438.)
[272] 107. Weicher Winter und Sommergüsse, bringen Armuth und Flüsse (Krankheit).
Frz.: Serein d'hiver, pluie d'été ne font jamais pauvreté. (Leroux, I, 67.)
108. Weke Winter, fette Kiarkhäöwe. – (Grafschaft Mark.) – Woeste, 81, 383.
Weiche Winter – fette Kirchhöfe.
109. Wenn auch im Winter ein schöner Tag ist, so singen doch die Vögel nicht.
110. Wenn der Winter anklopft, nimmt der Sommer Abschied.
111. Wenn der Winter kommt, fliegen die Schwalben fort.
Charakter der Weltfreundschaft.
112. Wenn der Winter milde war, gibt es ein gesegnet Jahr.
Zum Beweise der Wahrheit dieses Spruches führt der in den Vereinigten Staaten erscheinende Unabhängige Republikaner vom 6. März 1851 die Winter von 1172, 1236, 1289, 1304, 1382, 1400, 1421, 1500, 1540, 1822, 1834 u.a. an.
113. Wenn der Winter sich nicht im Hornung stellt ein, so wird er um Ostern gar grimmig sein. – Boebel, 77.
114. Wenn es im Winter regnet, ist der Sommer gesegnet.
Holl.: Als het regent in den winter, is het goed planten in den zomer. (Harrebomée, II, 473b.)
115. Wenn im Winter der Sommer und im Sommer der Winter ist, so ist's nie ein gut Jahr.
Frz.: Quand en hiver est l'été et en été l'hyvernée, jamais il ne fut bonne année. (Kritzinger, 376b.)
116. Wenn kein Winter1 ist, so ist auch kein Sommer.
1) D.h. kein strenger, consequent kalter Winter.
117. Wenn man den Winter soll loben, so muss er frieren und toben.
Frz.: En hyver, eau ou bruyne, vent, neige ou gresle pour voisine. (Leroux, I, 67.)
118. Wer da will verstehen bass, ob der Winter dürr oder nass, den St. Martinitag betracht, das Siebengestirn nimb in acht; denn auff ein nass Wetter zu handt, folgt ein Winter mit vnbestandt; wenn aber die Sonne scheinet wol, ein harter Winter werden soll. – (Coler, 106b.)
119. Wer den Winter auf dem Kopfe hat, muss nicht den Frühling in den Beinen haben. – Parömiakon, 1847.
Der Alte muss in seinem Betragen ernst sein und die Vergnügungen der Jugend fliehen.
120. Wer den Winter vor Weihnacht verlangt, der verlangt ihn zweimal.
Frz.: Qui demande l'hiver avant Noël, en demande deux. (Cahier, 1160.)
121. Wer im Winter beim warmen Ofen sitzt, weiss nicht, dass es draussen kalt ist.
Holl.: Die des winters met een' bonten pelsrok bij het vuur zit, weet niet, dat het buiten vriest. (Harrebomée, II, 474a.)
122. Wer im Winter betet, dass es vmbs newjahr solt Meyenzeit sein, der muss biss auff den Meyen betten. – Lehmann, 920, 29.
123. Wer im Winter den Vögeln stellt und im Sommer fischt, der hat, wenn er was fängt, sehr wenig nur erwischt.
Holl.: Wie's winter's vinkt, en's zomers vischt, hoeveel hij vangt, 't is meer gemist. (Harrebomée, II, 474a.)
124. Wer im Winter keine Reusen flicht, kann im Sommer keinen Fischzug halten.
125. Wer im Winter nicht gehen (sein) will wie ein Pöpel, der mag (kann) im Sommer kriechen (sein) wie ein Kröpel. – Neues Schulblatt, XIV, 5.
Wer sich im Winter nicht wohl verwahrt, schadet seiner Gesundheit und ist im Sommer krank.
126. Wer über Winter zu dünn und über Sommer zu dick säet, muss die Scheune kleiner machen lassen. – Wunderlich, 5; Boebel, 117.
127. Wie der Winter, so der Pelz. – Sprichwörtergarten, 195.
128. Wie im Winter die Wege, so sind die Menschen.
Holl.: Als in den winter zijn de wegen, zoo is het met den mensch gelegen. (Harrebomée, II, 473b.)
[273] 129. Winter und Schuldner (d.i. Gläubiger) bleiben nicht aus. (Altenburg.)
130. Winter und Sommer gehören zu einem Jahr.
Böhm.: Zima i léto náležegí k roku. (Čelakovsky, 157.)
Ill.: Zima i ljeto jest godište. (Čelakovsky, 157.)
131. Winter und Sommer haben verschiedene Sinnen, der Winter mag verzehren, der Sommer muss gewinnen.
Holl.: De winter ende zomer zijn niet even goed, de zomer moet winnen, wat de winter zal verteren. (Harrebomée, II, 473b.)
132. Winter und Sommer reichen sich die Hände.
133. Winter weich, Kirchhof reich.
Engl.: A green winter makes a fat church-yard. (Bohn II, 35.)
*134. Das hat den Winter im Arsche. – Weingarten, 6.
Das Wasser u.s.w., das nicht sieden will.
*135. Der thuet im Winter Schnee schaufeln und im Sommer Ziegeln machen. – Birlinger, 1086.
Von einem Faulen.
*136. Der Wängter hôt verkalwt. (Siebenb.-sächs.) – Frommann, V, 327, 299.
Wird gesagt, wenn der Winter sehr streng angefangen hat, plötzlich aber gelinder wird.
*137. Der Winter steht vor der Thür.
Holl.: De winter staat voor de deur. (Harrebomée, II, 474a.)
*138. E hôt vil Wängter iwerliewt. (Siebenb.-sächs.) – Frommann, V, 328, 8.
Er hat viel Winter überlebt; er ist schon alt. (S. ⇒ Schuh 184, wo Scheagen statt Schragen zu lesen ist.)
*139. Er hat manchen Winter auf dem Rücken.
Holl.: Hij heeft al menig' winter achter den rug. (Harrebomée, II, 474a.)
*140. Er ist gut durch den Winter kommen. (Schwaben.)
Er ist gut genährt, man sieht ihm keine Noth an.
*141. Er kann einen kalten Winter aushalten.
Von jemand, der reichlich mit warmen Kleidern und Brennmaterial versorgt ist.
Holl.: Hij behoeft voor geen' kwaden winter te vreezen. Hij kan wel een' kouden winter doorstaan. (Harrebomée, II, 474a.)
*142. Er möcht' im Winter schloofe und im Summer a Schatte lige. – Sutermeister, 60; Schild, 957, 438.
Von jemand, der nicht gern etwas Nützliches thut.
*143. Er will dem Winter verbieten das Schneien und das Blühen dem Maien.
»Ja wenn ein Mensch verbieten wolt, das im Winter nit schneien solt, vnd das im Meyen nit solt floren, der wer ein Narr für alle Thoren.« (Waldis, II, 60.)
*144. Es bedarf keines harten Winters, um ihn zu Grunde zu richten.
Er steckt in keiner guten Haut; es darf nicht viel an ihn kommen; er kann keinen harten Stoss aushalten.
*145. Im Winter den Pelz schonen. – Altmann VI, 515.
*146. Im Winter nach frischen Kräutern (nach grünen Blättern) ausgehen. – Altmann VI, 523.
147. Im Winter Brot, im Sommer Braten. (Rom.)
148. Wer vor dem Winter pflügt das Feld, reiche Ernt' als Lohn erhält.
It.: Chi ara il campo innanzi la vernata, avanza di raccolta la brigata. (Giani, 131.)
149. Winter, du bist ein schlechter Gesell, du jagst die alten Weiber hinter d' Höll. – Ei, Sommer, du bist auch nicht g'heuer, machst den Weibern die Milch gern säuer. – Aber, Herr mein, der Winter ist fein.
Erklärt sich aus einer Sitte des Egerlandes. Es zogen nämlich zwei Sänger, der eine den Sommer, der andere den Winter darstellend und in ihrer phantastischen Kleidung widerspiegelnd, von Hof zu Hof, der Sommer symbolisch die Sense, der Winter den Dreschflegel tragend. Die beiden Männer sangen und stritten nun über die Vorzüge und Schattenseiten ihrer Jahreszeiten. Aus diesem Sangesstreite sind die obigen Verse im Volksmunde zurückgeblieben. (Kalender für das Egerland, 1872, S. 133.)
Adelung-1793: Winter-Quartier, das · Winter-Rapunzel, der · Winter-Punct, der · Winter, der · Winter-Majoran, der
Brockhaus-1911: Winter [3] · Winter [2] · Winter
DamenConvLex-1834: Winter, Peter von · Winter
Goetzinger-1885: Sommer und Winter
Herder-1854: Winter [3] · Winter [2] · Winter [1]
Meyers-1905: Winter [2] · Winter [1]
Pagel-1901: Winter, Johann Adolf · Winter, Georg
Pataky-1898: Winter, Frl. Bertha · Winter, Ida · Winter, Cornelia · Winter, Amalie · Winter, C.
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Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«
94 Seiten, 5.80 Euro
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Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro