1. Auf schönen Herbst pflegt ein windiger, auf einen warmen und feuchten ein langwieriger Winter zu folgen. – Orakel, 104.
2. Auf warmen Herbst folgt meist langer Winter. – Orakel, 103.
3. Den Herwest säget me: Fohrmann, föhr tau, morgen wêrd et schlimmer; dat Fröijohr säget me: Fohrmann, halt inne, morgen wêrd et better. (Waldeck.) – Curtze, 315, 25.
4. Ein guter Herbst macht Verschwender, ein böser Haushälter.
Engl.: Good harvest make men prodigal, bad ones provident. (Bohn II, 10.)
5. Es geht alles in Herbst (oder: in Kilwi).
6. Es kann im Herbst nicht mehr verwelken, als im Frühjahr gewachsen ist.
Die Russen: Es fällt im Herbst nicht mehr Laub von den Bäumen als Blätter daran im Frühling gewachsen sind. (Altmann VI, 417.)
7. Im Harbest on im Frühling ranse1 di Feuer. (Meiningen.)
1) Ranse = ausgelassen und muthwillig herumspringen, toben, schwärmen, namentlich von Kindern. (Frommann, II, 415, 129.)
8. Im Herbst muss man nach Meisen richten, weil sie im Strich sind. – Petri, II, 400.
9. Im Herbst muss man nicht mehr von Rosen und Tulpen träumen. – Winckler, IV, 95.
10. Im Herbst viel Nebel, im Winter viel Schnee.
11. Im Herbste muss der Werber gehn, wenn er nicht will müssig stehn.
12. In 'n Herwest het de Bûer wat in der Schüne. – Schambach, 348.
13. Ist der Herbst hell und klar, ist zu hoffen ein fruchtbar Jahr. – Boebel, 115; Reinsberg VIII, 25.
14. Ist im Herbst das Wetter hell, so bringt 's Wind im Winter schnell. (Solothurn.) – Schild, 110, 99; Orakel, 102.
15. Ist im Herbst das Wetter schön, wird im Winter Sturmwind wehn. – Boebel, 115.
16. Man muss schon im Herbst an die Christbescherung denken.
Die Russen: Schon im Herbst muss man an die nächste Messe in Nishnij-Nowgorod, die alljährlich im August stattfindet, denken. (Altmann V.)
17. Schaffst de em Herbst nit en de Spaicher 'n Keller, guckst de em Wenter en de leere Teller. (Nassau.)
18. Uff e länge milde Herbst chumt e länge ruche Früelig. (Solothurn.) – Schild, 109, 87.
19. Warmer, feuchter Herbst, langer Winter; heller Herbst, windiger Winter. (Strehlen.) – Boebel, 115.
20. Wenn im Herbst feist sind Dachs' und Hasen, so kommt ein kalter Winter geblasen. – Boebel, 116.
21. Wer im Herbst das nachlesen hat, der findet wenig Trauben. – Lehmann, 451, 2.
22. Wie der Herbst, so die Bienen.
23. Wo (wie, je) drööger'n Häärwst, wo köller'n Winter, wo bäter Joahr. (Altmark.) – Firmenich, III, 123, 12.
*24. Da ist Herbst, (Nassau.) – Kehrein, VII, 110.
Da ist Wohlhabenheit, Hülle und Fülle.
[525] *25. Der Herbst ist eingebracht.
*26. Ihm ist schaun der Herbst verfraura. – Nefflen, 461.
Er hat schon den Muth verloren, ehe er die Sache angreift.
*27. Sein Herbst wird ihm schon kommen, worin er zeitig wird. – Parömiakon, 497.
Seine Strafe wird nicht ausbleiben.
*28. Wann der reich Herbst Platonis kompt. – Eyering, III, 373.
Auf Sanct-Nimmerstag (s. d).
29. Der Herbst kommt früh genug, wenn er gute Früchte bringt.
Lat.: Longius modo tutius. (Sailer, Sprüche, 136, 131.)
30. Es geht alles in dem Herbst. (Rheinpfalz.)
Mit der Bemerkung eingegangen, es sei im Herbst alles erlaubt.
31. Im Herbst haben die Wolken keine Hirten. – Neue Freie Presse, 5163.
Alpen-Sprichwort.
32. Im Herbst iss zimblich, spreng das Blut, Artzney vnd Frücht seynd beede gut. Wildbrät, gut Kass vnd Vögl iss, der Armen darbey nicht vergiss. – Egerbote, 1877, September.
[1426] 33. Ist beim Herbst das Wetter nass, ist auch bald gefüllt das Glas.
It.: A vendemmia bagnata, la botte è tosto consolata. (Giani, 1706.)
34. Ist im Herbst das Wetter hell, kommt der Winter meist sehr schnell. – Weckstimme, I.
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