Schlesier

1. Der müsst' ein geborener Schlesier sein, der trinken wollte so sauern Wein.

Spott auf die schlesischen Weine.


2. Der Schlesier kann ohne Reime den Sonntagsrock nicht anziehen.

Bezeichnet Schlesien als den classischen Boden des Gelegenheitsgedichts. Von der Karsch, die an einen Schneider in Glogau verheirathet war, wird erzählt, dass sie durch die Verse, womit sie die fertige Arbeit den Kunden überbrachte, ebenso viel wie ihr Mann verdient habe. In Breslau soll es Zeiten gegeben haben, in denen selbst die Rathssessionen, wenn man so sagen darf, poetisch waren. Noch jetzt wird mitunter todtgeborenen Kindern in öffentlichen Blättern ein Denkmal in Versen gesetzt. Beim Wahlkampf 1858 zogen sogar die politischen Parteien in Versen gegeneinander zu Felde. (Vgl. Schles. Zeitung, Nr. 509, S. 2662.)


*3. Der Schlesier schlägt ihn in den Nacken.

»Ich habe es desswegen öffters mit Unwillen angehört, wenn man von Slesiasmis allein geredet und dem oder jenem nicht ohne Lachen vorgeworffen, der Schlesier schlage ihn in den Nacken.« (Keller, 150b.)


*4. Die Schlesier sind Eselsfresser. (S. Eselsfresser.)

Wenn, dann erfüllen sie, wie der grosse Vorrath zeigt, ihre Aufgabe sehr ungenügend.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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