1. Der Vorrhat ist der schwerest, der Nachrath der best (bösest) vnnd macht das Hauss voll Rauch. – Lehmann, 610, 11.
2. Guter Vorrath schadet dem Boden (Keller) nicht.
Böhm.: Zásoba mĕšec nekazí. (Čelakovsky, 430.)
3. Kleiner Vorrath ist bald aufgezehrt.
Schwed.: Lijtet förråd är snart förtärd. – Stackot wijsa är snart qväden. (Grubb, 739 u. 758.)
4. Kleiner Vorrath lehrt sparen.
Schwed.: Lijtet förråd gjör knapt i kjöket. (Grubb, 550.) – Lijtet förråd lährer njugga. (Grubb, 420.)
5. Lass dich mit wenigem Vorrath begnügen. – Simrock, 11059a.
6. Ueber Vorrath stolpert man nicht.
7. Vöerrad is beater ässe Noaroad. (Westf.)
8. Vorraht kan nicht schaden, wer ihn haben kan. – Coler, 305a.
9. Vorrath im Hause vermehrt, mit Verstand verzehrt, ist viel werth.
Frz.: Provision faite en saison, et dépenduë par raison, enrichit la maison. (Kritzinger, 570a.)
10. Vorrath ist besser als Reichthum.
Dän.: Godt forraad er rigdoms moder. (Prov. dan., 182.)
11. Vorrath ist besser als Schaffrath. – Klix, 114.
12. Vorrath ist der beste Rath.
13. Vorrath ist gut Ding.
Frz.: Il faut faire vie qui dun. – Il ne faut pas manger son pain blanc le premier. – Provision fait en saison fait du bien à la maison.
Lat.: Vnde resarcitur res lapsa domus bona scitur. (Reuterdahl, 1094.)
Schwed.: Goth uer hawa nogh i bwre. (Reuterdahl, 1094.)
14. Vorrath ist gut, sagte der Pfiffikus und kaufte einen Sack Salz.
Verurtheilung derer, die ohne Noth Vorrath anschaffen, weil in der Regel Verlust damit verbunden ist. So ist Salz schlecht zu lagern.
15. Vorrath ist zu allen Dingen gut, nur nicht zum Hinterrad. – Körte, 6356; Simrock, 11059; Wunderlich, 10.
16. Vorrath nimmer schad't.
Frz.: Provision – profusion. (Venedey, 124.)
17. Vorrath richtet ein Haus zu Grunde.
18. Vorrath schadet nicht.
Engl.: Store is no sore. (Gaal, 1638.)
19. Vürroth is better o'se Nohroth. (Wald. Uppland.) – Firmenich, I, 325, 23; Curtze, 335, 262.
[1696] 20. Wenn der Vorrath aus, geht die Freundschaft nach Haus.
Ist die Freundschaft auch aus.
Lat.: Diffugiunt cadis cum faece siccatis amici. (Horaz.) (Seybold, 125.)
21. Wer Vorrath hat, kann leicht auftischen.
Span.: En casa llena presto se guisa la cena. (Don Quixote.)
22. Wer Vorrath hat, übertrifft den Reichen.
23. Wo Vorrath im Hause ist, da ist bald aufgetischt.
*24. Der kroppenstädter Vorrath.
Kroppenstädt ist eine kleine, etwa drei Meilen von Halberstadt gelegene Stadt, welche den Vorrath zum Wahrzeichen hat. Es ist ein silberner Pokal mit einer lateinischen Inschrift, die, von Dr. Lucanus in Halberstadt übersetzt, dahin lautet: »Vierzehn Knaben hat einst in einem Jahre, erzählt man, mit zwölf Müttern zugleich gezeugt ein einziger Erzeuger. Dreizehn Wiegen beschafften aus Vorsicht die sorgsamen Mütter, diese doch reichten nicht aus, in den Backtrog musste der letzte. Heute noch schreibt sich daher der Vorrath in unserm Städtchen.« Auf der andern Seite sind die Namen des damals fungirenden Rathes zu lesen. Der Becher selbst heisst: der kroppenstädter Vorrath. Entstehung und Bedeutung sind noch unaufgeklärt. (Vgl. darüber Illustr. Zeitung vom 2. Juli 1857, Nr. 732.) Aber auch dort, wo der Redensart eine umfängliche Besprechung gewidmet ist, vermissen wir, in welchem Sinne sie jetzt in der Umgegend des betreffenden Ortes angewandt wird.
*25. Die Vorräthe gehen aus wie einem Vogel, der sich mausert, die Federn.
*26. Er trägt seinen ganzen Vorrath im Beutel.
Er hat nichts, als wie er geht und steht.
Lat.: Zoram perdidit. (Horaz.) (Seybold, 665.)
*27. Ist dieses Vorrath für ein Jahr? – Burckhardt, 705.
Wird gebraucht, wenn man jemand den Rath gibt, seinen Vorrath zusammenzuhalten und mehr Ordnung in seine Ausgaben zu bringen.
Buchempfehlung
»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
162 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro