Siemanndelbruderschaft

* Zur Siemandlbruderschaft gehören.

Man versteht darunter eine Gesellschaft von Siemanndeln (Siemännlein), d.i. Ehemänner, die ihren Frauen unterthan, Pantoffelhelden sind. Wie Wurzbach (Glimpf und Schimpf, 160), der dies Thema ausführlicher behandelt, mittheilt, bestand nach Urkunden aus dem vorigen Jahrhundert ein eigener Simandl-Codex, der in 17 Paragraphen festsetzte, wie sich die Männer gegen ihre souveränen Frauen zu verhalten haben. Diese Bruderschaft soll sogar jetzt noch in Krems (Niederösterreich) bestehen und ermächtigt sein, jeden Verheiratheten das Simandl-Diplom mit den Satuten, die a.a.O. nachzulesen sind, mitzutheilen. Dass der Name der Bruderschaft von Siemann entlehnt ist, scheint mir durchaus nicht zweifelhaft, dennoch hat man auch andere Herleitungen versucht. Einige haben gemeint, sie heissen Simonibruderschaft, da ihre Versammlungen in der Regel am Simoniabende eröffnet wurden, was aber sehr wenig für sich hat. Dagegen wird in einem alten, zu Pantoffelhausen gedruckten Buche unter dem Titel: Geschichte und Statuten der weltberühmten Simandlbruderschaft u.s.w. folgende Legende erzählt: »Es sollen einst sieben Brüder, alle von sehr kleinem Wuchse, gewesen sein, sämmtlich verheirathet und unter der Herrschaft ihrer Weiber stehend und sehr streng gehalten. Wenn es ihnen einmal gar zu arg wurde, kamen die sieben Märtyrer an einem bestimmten Orte zusammen, um sich ihre Leiden zu klagen und sich zur Geduld zu ermahnen. Allmählich schlossen sich andere Männer ähnlichen Schicksals als Leidensgenossen an. Dies war der Kern der Gesellschaft, die sich von den ursprüglichen sieben Manndeln die Sini- (mundartlich für sieben) Mandlbruderschaft nannte.« Wie in Krems, soll auch in Götzendorf, einem Orte südlich von Bruck an der Leitha (Niederösterreich) eine Simandlbruderschaft ihren Sitz haben. Wie Wurzbach bemerkt, befindet sich in der Wiener Zeitung (1860, Nr. 196, 198-199 u. 202) eine ausführliche Darstellung dieser Gesellschaft unter der Ueberschrift: Die weltberühmte Simandlbruderschaft von E.O. Berleitner.

Mhd.: Ich'n wolde 'z langer meszer tragen. (Lambel, Erz., 317.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 561.
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