1. An Titeln soll man nicht sparen, man kauft sie ja nicht auf der frankfurter Messe. – Eiselein, 597.
Lat.: Qui vents volnut pasci, indigni sunt alimento alio. (Eiselein, 597.)
2. An Titeln soll man nicht sparen, sagte die Braut zum Pfarrer, als sie das Aufgebot bestellte; ich bitte um den Ehrentitel Weiland vor Jungfrau, den die selige Amtmännin bekam.
3. Besser ein Titel zu viel, als einer zu wenig.
Dän.: Det er bedre ut forsee sig med for mange end for faa titler. (Prov. dan., 183.)
4. Der grösste Titel ist gegen den Tod kein Mittel.
5. Der Titel rühmt sich mancher gross und ist an rechten Künsten blos. – Körte, 5988.
6. Der Titel wäre gut, wenn nur die Mittel besser wären.
Meist als Antwort dessen, dem man einen höhern Titel beilegt, als den seiner Stellung.
7. Der Titul machts nicht auss. – Petri, II, 109.
8. Die schlechtesten Titel bringen die grössten Mittel.
Z.B. Lumpen-, Knochen- u. dgl. Handel.
[1216] 9. Ein Titul ohne das Land ist lächerlicher als ein Buch ohne Titul. – Opel, 381.
10. Es wird vielen ein schöner Titel gegeben, aber nur von wenigen verdient.
Dän.: Aerlig titul gives vel mange men fortienes ikkun af faa. (Prov. dan., 553.)
11. Jedem seinen Titel ist zum Leben ein gutes Mittel.
Engl.: When you have any business with a man, give him title enough.
12. Man soll auf Titel nicht zu viel vertrauen.
Weder bei Büchern, noch Büchsen, noch Menschen.
Frz.: Il ne faut pas s'en rapporter à l'étiquette du sac. (Bohn I, 24.)
13. Titel gross und Bullen edel reicht nicht weiter als der Zedel. – Wirth, I, 505.
14. Titel kosten kein Geld. – Graf, 517, 237; Estor, II, 295, 3495; Pistor., X, 69; Dove, 872.
In der Regel kosten sie viel Geld, und die schlechtesten das meiste. Wenn sie auch dem, der sie erhält, Geld kosteten, so werden doch Personen, die blos einen Titel erhalten und dafür keine Dienste leisten, vom Staate nicht bezahlt, und insofern kosten sie diesem, was der Sinn des Sprichworts ist, kein Geld.
15. Titel ohne Mittel sind ein schlechter Kittel.
Frz.: Possession vaut titre.
16. Titel ohne Mittel trägt der Narr auf seinem Kittel.
Die Neugriechen: Heissen will ich Frau Wijardin, fall' vor Hunger ich auch todt bin. (Sanders, 129, 24.)
17. Titel sind jetzt so gemein, dass titulirt wird jedes Schwein.
18. Tittel ohn Mittel sind wie ein Haus ohn Dach. – Wirth, I, 510; Simrock, 40336.
Böhm.: Horké naše titule, jsouli prázdny škatule. (Čelakovsky, 106.)
19. Vom Titel kann man nichts herunternagen. – Simrock, 10337; Mayer, II, 134; Braun, I, 4526.
20. Was helfen alle ärztlichen Titel, sie wissen doch kein Choleramittel.
Ein ansbacher Volksspruch zur Zeit des ersten Auftretens der Cholera. (Oertel, Die allerneuesten Wassercuren, Nürnberg 1838, Hft. 22.)
21. Was hilft der Titel ohne Mittel. – Braun, I, 4525.
22. Was hilft mir der Titel, wenn ich nicht habe den Kittel (die Mittel). – Mayer, II, 134; Simrock, 10335; Körte, 5987.
Die Titelsucht war von jeher eine wahre Kopfkrankheit der Deutschen und die Pinsel sahen darin das einzige Mittel, sich wichtig zu machen. Friedrich der Grosse liess in Hamburg an Leute, die, wie er sich selbst ausdrückte, viel Geld und wenig Verstand hatten, nach bestimmten Preisen Titel aller Gattungen verkaufen, und spottete der Käufer Thorheit, welche Geld für solche Waare ausgaben.
Lat.: Quid juvat abs vitulo, titulo gaudere sereno? Cum titulo vitulus pinguis ubique sapit. (Chaos, 364, 43.)
Poln.: Nic mi po tîtule, kiedy próźno w szkatule. (Lompa, 26.)
23. Was sind das für Titel, die zur Suppe keinen Schinken geben!
Die Russen: Was sind das für Titel, die zur Kohlsuppe keinen Schinken geben.
24. Wem die titul wolschmecken, der mag damit sein hunger büssen. – Lehmann, 155, 43.
25. Wenn man sinen rechten Titel krigt, mag man wol ên Ôg todôn, sagte der einäugige Bettelvogt. – Schütze, IV, 296.
Ein Bettler hatte nämlich an einen einäugigen Vogt in Holstein die Frage gerichtet: Gnädiger Herr Pragervagd, dörf ik wol ên bitjen in de Strât herumgàm, und darauf obige Antwort erhalten.
26. Wenn mancher seine Titul verlöre, so behielt er gar nichts. – Opel, 381.
27. Wo Titul und Münzen steigen, da werden die Herrschaften und das Geld klemme. – Opel, 381.
*28. Da ist der Titel auch das Beste daran.
Wo ist das Buch zu diesem Titel? fragte jemand, als er den viel versprechenden Titel einer schlechten Schrift las.
*29. Dafür hilfft kein Titel noch Namen. – Mathesy, 45a.
*30. Der Titel bläht ihn gewaltig auf. – Mayer, II, 134.
*31. Der Titel lässt's nicht zu. – Mayer, II, 134.
[1217] *32. Einem alle möglichen (erdenklichen) Titel geben.
D.h. ihn mit allerhand Schimpfnamen benennen. »Die K. hat mir alli Tit'ln geben.« (Hügel, 164a.)
*33. Er het e Titel ohne Mittel. (Solothurn.) – Schild, 78, 243; Sutermeister, 97.
*34. Nich in den ringsten Tuttel. – Hamb. Chronik, 92.
D.i. auf keine Weise.
35. Der Titel verkauft das Buch. – Neue Freie Presse, 1878, Nr. 4915.
Maxime mancher Bücherverleger.
36. Was nützen Titel und Ehr', wenn der Beutel stetig leer. – Devisenbuch, 159.
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro