1. Besser (kleiner) Schimpff als (grosser) schaden. – Lehmann, 84, 10 u. 704, 8.
2. Das ist schimpff, der schaden bringet. – Agricola I, 237; Lehmann, II, 59, 38.
Man soll in seinem Scherz die rechte Grenze nicht überschreiten, auch sich die Person ansehen, mit der man scherzt, da nicht alle Leute Scherz verstehen. »Mit einem zornigen«, sagt Agricola, »ist nicht gut schertzen, denn er machet aus dem schertze einen ernst, aus welchem ein vnradt mochte erwachsen.«
3. Der grösste Schimpf der Kunst widerfährt, wenn sie dem dient, der's hält unwerth.
4. Der hat den Schimpf der That, der sie schlecht geendet hat.
5. Der Schimpf eines Grobians ist besser als des Schmeichlers Loben.
6. Det Schemp gät evver et ärmp net. (Bedburg.)
Sagt der, welcher sich über das Schamgefühl wegsetzt, wenn es einen Vortheil gilt.
7. Ein Schimpf, der Schaden bringen kann. – Eiselein, 549.
Lat.: Hae nugae seria ducent in mala. (Eiselein, 549.)
8. Es ist ein böser Schimpff, der Schaden bringt. – Petri, II, 259.
[184] 9. Es sei in Schimpf, Ernst oder Spott, was du mir gönst, das geb dir Gott. – Petri, III, 6.
10. Es wirdt auss dem schimpff offt ein ernst. – Henisch, 928, 4; Seybold, 386.
Dän.: Skemt lykkes ei altid. (Prov. dan., 504.)
Lat.: Nugae saepe seria ducunt. (Henisch, 928, 5; Seybold, 386.)
11. Hat dich der schimpff gerewen, so zeuch du widerumb heym. – Franck, II, 88b.
12. Im schimpff1 kann man eim wol die Warheit sagen. – Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 39.
13. In Schimpff vnd Ernst sagt vnd thut man alle Dinge. – Lehmann, 647, 71 u. 704, 3; Moscherosch, 313.
14. In schimpff vnd ernst soll betrug vermiden bleiben. – Henisch, 928, 55.
15. In Schimpff vnd spil sagt man die warheit vil. – Sutor, 288.
Lat.: Ludicra per uerba res saepe notatur acerba: Ludo siue ioco uir uera refert aliquando. (Loci comm., 108.)
16. Man nimmt den Schimpf für gut. – Eiselein, 549.
In dem Sinne Hebel's: »Nehmet mer mi Grobheit für en Ehr' uf.« Auch Geiler: »Hab' Schimpf für gut.«
17. Mit schimpff vnd ernst teuschet man die Leute. – Latendorf II, 22.
18. Nimm den Schimpf und deck' die Schande damit zu.
19. Schimpf ist erlogen.
20. Schimpf ist kein Scherz. – Grubb, 747.
21. Schimpf und Pillen muss man nicht kauen. – Frischbier2, 3295.
22. Schimpff mit glimpff. – Lehmann, 704, 7.
23. Schimpff ohn Schaden stehet wol zu tragen. – Petri, II, 529.
24. Schimpff on mein schaden. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64.
25. Schimpff soll haben glimpff vnd on schaden abgehen. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Lehmann, 704, 7; Chaos, 399; Schottel, 1127b; Eiselein, 549; Simrock, 9020; Körte, 5318; Braun, I, 3867.
Lat.: Cum jocus est verus, jocus est malus atque severus. (Eiselein, 549; Philippi, I, 102.)
Schwed.: Skjämt i tijda står wäl til lijda. (Grubb, 729.)
26. Schimpff vnd ernst stehet beisammen. – Henisch, 928, 61.
Dän.: Skemt med alvor, lyst med laerdom følges ad. (Prov. dan., 504.)
Schwed.: Bäst leeka, bäst återwänden. (Grubb, 63.)
27. Schimpff vnd Kurtzweil ohn Schaden ist wol gegönnt. – Petri, II, 529.
28. Schimpff wil ernst, genesch wil streych haben. – Franck, I, 82b; Lehmann, II, 566, 29; Henisch, 1493, 18; Simrock, 9021.
29. Schimpff wil schaden haben. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 64; Simrock, 9022; Körte, 5317; Braun, I, 3868.
1) Bei Werdea (Biij) heisst es: »Schympf wil schaden haben, doch das man jn möge tragen; er sol seyn on betriglicheyt, anderss er wirt genannt eyn possheyt.«
30. Wann der schimpff (Scherz) am besten ist, soll man auffhören. – Franck, I, 76a; II, 18a u. 81b; Gruter, I, 72; Petri, II, 638; Lehmann, 704, 2; Latendorf II, 28; Pauli, Schimpff, XVIIb; Schottel, 1127a; Eiselein, 549; Simrock, 9023.
»Vff hören sei ein ieder gerist, so der schimpff am besten ist.« (Murner, Vom grossen luth. Narren, in Kloster, X, 10.)
Lat.: Breve sit, quod turpiter audes. (Juvenal.) (Binder II, 376; Seybold, 60.) – Dum ludus bonus est, ipsum dimittere fas. (Egeria, 88a.) – Jocus dum optimus est, cessandum. (Eiselein, 549; Binder II, 1587.)
31. Wenn einem ein Schimpff beigebracht ist, so wills niemand gethan haben. – Petri, II, 649.
32. Wer nicht kann Schimpf verstehn, soll nicht zu Leuten gehn. – Pistor., VII, 35.
Schimpf und Scherz war früher gleichbedeutend.
33. Wer nicht schympff auffnemen kan, der soll schimpffen an lassen stan. – Werdea, Biiij.
*34. Mit Schimpf und Schande davongehen müssen.
Nicht blos unverrichteter Sache, ohne seinen Zweck zu erreichen, sondern abgezogen mit langer Nase, mit Beschämung. Jüd.-deutsch: Er is aweggegangen Becharpe (Schande) übe Büsche (Spott).
[185] *35. Schimpf in Glimpf verwandeln.
Lat.: Vertere seria ludo. (Eiselein, 549.)
*36. Zu schimpff vnd ernst auff alle Sättel gerecht. – Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 20.
Lat.: Ludicra per verba res saepe notatur acerba. (Eiselein, 549.)
37 Der schimpff zergeht mit friden nicht, so mit narren, herren vnd wölffen geschicht. – Loci comm., 109.
Lat.: Ludi stultorum, dominorum, siue luporum non bene luduntur: qua seria saepe sequuntur.
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