Sturmhaube

* Die Sturmhaube tragen.

Gehört zu den Strafarten der Vorzeit. (S. Hund 1600 u. 1699, Katze 742, Lasterstein und Sattel 43.) Nach Zeiller (Handbuch von allerley ... denckwürdigen ... Beyspielen, Ulm 1655, I, 376) war im 17. Jahrhundert und noch später am sächsischen Hofe eine Strafe unter dem Namen »die Sturmhaube tragen«, im Gebrauch. Hofleute nämlich und andere Diener, die Untreue verschuldet hatten, mussten mit der Sturmhaube bedeckt im grossen dresdener Schlosshofe auf- und abgehen. Die Haube hatte nur zwei Löcher für die Augen und ein kleines Löchlein zum Munde, »also, dass man ihm durch ein Röhrchen die Suppe zum Munde bringen konnte«. Im Jahre 1616 liess Kurfürst Johann Georg I. einem Amtsschösser den Sturmhut aufsetzen und ihn mit einer Hand an den fürstlichen Wagen schliessen, wo er mit blutigem Kopfe und Sturmhut bis nach Stollberg zu laufen gezwungen wurde. (Vgl. Grässe, Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 209; Moltke's Sprachwart, Leipzig 1868, S. 205.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 949.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: