1. A Nêgel (Neige, Bischen) Suppe schadt am (einem alten Hunde) nischt.
2. An der Suppe grosser Herrn soll man sich den Mund nicht verbrennen.
Die Araber sagen: Wer die Suppe des Sultans isst, verbrennt sich die Lippen, und wäre es erst lange nachher.
3. An ieda siedt sich seine Suppe aba. (Oberösterreich.)
Jeder sucht seinen Gewinn. Ein jeder siedet sich seine Suppe.
4. Angebrannte Suppen riechen weit.
5. Auf den Suppen armer Leute schwimmen nicht viel Fettaugen.
6. Aufgewärmte Suppe ist gut für eine Puppe.
7. Aufgewärmte Suppe und Liebe schmecken nicht mehr gut.
Port.: As sopas, e os amores, os primeiros são os melhores. (Bohn I, 268.)
Span.: Las sopas y los amores, los primieros son mejores. (Bohn I, 228.)
8. Bald d' Horra emol e Soppa mit enand g'gessen hend, sönd alsama glich. – Tobler, 424.
Sobald die neugewählten Herren oder Beamten in die Luft der Alten kommen, so athmen sie die gleiche aus, d.h. sie sind so herrisch wie jene.
9. D' Supp' im Glas (Bier, Wein) versparet Salz und Schmalz. (Wurmlingen.) – Birlinger, 480.
10. D' Supp ist's best, sagt der Schwab', wenn sie aber zuletzt käme, ässe niemand mehr davon. (Ehingen a.D.) – Birlinger, 481.
11. Der die Suppe ass, ward gefangen, die den Fisch assen, gingen ihren Weg. – Frischbier2, 3681; Hennig, 271.
Nach Pisanski (7) heisst dies etwa so viel, als: Kleine Diebe hängt man, grosse lässt man laufen. Die Veranlassung zu dieser Redensart gab ein Fischmeister zu Scharpau bei Marienburg. Dieser hatte den Fischern bei Strafe des Galgens verboten, die grossen Störe, welche sie fingen, für sich zu behalten. Da dieses gleichwol geschehen war und sein eigener Koch die Fischer dazu aufgemuntert hatte, ward letzterer von ihm zur Verantwortung gezogen. Er entschuldigte [972] sich damit, dass er nicht vom Fisch, sondern von der Suppe gegessen habe, welche Entschuldigung ihm aber nichts half, denn er wurde aufgehangen und den Fischern ward das Leben geschenkt. (Lorike, Beschreibung der Stadt Danzig, 142; Henneberger, 418; Bock, Idiot. pruss.)
12. Die die Suppe einbrocken, bekommen oft einen Löffel davon.
In Schiller's Fiesco (V, 7) sagt der Mohr zu einem Trupp Diebe: »Dass ihr's wisst, Schurken, ich war der Mann, der diese Suppe einbrockte. Mir gibt man keinen Löffel.«
13. Die erste Suppe die beste.
Holl.: De eerste soppen zijn de beste: de eerste trouw gaat voor de leste. (Harrebomée II, 281a.)
14. Die Supp stehet noch nicht beym Fewer, die man essen soll. – Lehmann, 32, 16; Eiselein, 584.
15. Die Suppe, die man eingemessen, muss man auch ausessen.
16. Die Suppe in eines andern Schüssel ist allezeit besser (feister). – Winckler, IX, 7.
Die Russen: Die Suppe in des Nachbars Schüssel hat allezeit fettere Augen, als die in der eigenen. (Altmann VI, 461.)
17. Die Suppe ist angebrannt (angesangelt), die Köchin will freien. – Frischbier2, 3682.
18. Die Suppe ist gut, sagte der Kerl, und lag in einer Mistlache.
Holl.: De drank is goed, zei Gosen, de tapijtwerker, en hij lag tot over zijne ooren in het slijk. (Harrebomée, I, 152a.)
19. Die Suppe ist versalzen, du bist (die Köchin ist) verliebt. – Simrock, 10041a; Frischbier2, 3682.
20. Die Suppe wird nicht so heiss gegessen, als sie aufgegossen (gekocht) worden ist. – Frischbier2, 3683.
Frz.: On n' est pas sujet au coup de marteau. (Lendroy, 986.)
21. Eine alte Suppe ist schneller aufgewärmt, als eine frische gemacht.
Alte Bekanntschaften, Freundschaften, Liebesverhältnisse sind weit schneller wieder aufgefrischt, als neue angeknüpft.
Engl.: Old pottage is sooner heated than new made. (Bohn II, 42.)
22. Eine gute Suppe ist ein halbes Mahl.
Engl.: Good kail is half a meal. (Bohn II, 27.)
23. Eine magere Suppe ist besser als trocken Brot.
Schwed.: Bättre mager soppa, än intet doppa. (Wensell, 12.)
24. Eine Suppe, auf der Fettaugen schwimmen, ist nicht immer eine kräftige Brühe.
Aus der Rede des Abgeordneten Wantrup in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses am 15. Dec. 1868.
25. Einer brockt die Suppe ein und der andere isst sie. – Wahl, I, 164, 14.
26. Es ist besser die Suppe geblasen, als das Maul verbrannt. – Riehl, Novellen, 203.
27. Es ist kein thewrer suppen, dann die man vergebens (umsonst) isst. – Franck, II, 44b; Gruter, I, 35; Petri, II, 370; Sailer, 270; Simrock, 10038; Körte, 5809; Masson, 382; Braun, I, 4361.
Sei vorsichtig im Annehmen.
Schwed.: Det är intet gifwet, som fattig kåna spinner före. (Grubb, 81.)
28. Es verliert mancher die Suppe zwischen Hand und Mund.
29. Grosse Suppe und wenig Fleisch. (Mewe.)
Wenn jemand von einer unbedeutenden Sache viel Aufhebens macht. (S. Geschröcht.)
30. Gute Suppe ist besser als zäher Braten.
31. Gute Suppen schöpft man nicht aus dem Brunnen.
Es gehört mehr dazu als Wasser.
Lat.: Emere malo, quam rogare. (Faselius, 75.)
32. Hat man die Supp' einmal verschütt', man bringt sie zusammen niemals nit.
Lat.: Effundens ercas, raro bene colligit ipsas. (Sutor, 184.)
33. Hitzige (heisse) Suppen beschweren keine Fliegen. – Winckler, XIX, 72.
34. I ha 'ne sure Suppe g'ha, se rumplet mer im Bûch; i wett e neue Thaler gä, i hätt' se ume drus. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 20.
[973] 35. I ha no nie kei so gueti Suppe gässe, sitdem i G'richtsvogt bi. (S. ⇒ Sagen 182.) – Sutermeister, 69; hochdeutsch bei Simrock, 10042a.
36. Ich habe mir die Suppe gekocht, jetzt spielt der Pfeffer den Herrn über mich. (Surinam.)
Die Sache ist mir über den Kopf gewachsen.
37. In die Suppe trinke nicht.
Frz.: Qui boit après son potage se procure de dommage.
38. Iss die Suppe, zuletzt wirst du den Fisch finden. (Lit.)
39. Je fetter die Suppe, je schlechter das Fleisch. – Altmann VI, 509.
40. Man kann die Suppe auch wol zu fett machen. – Petri, II, 455; Sutor, 349.
41. Man kann gute Suppe aus Wurstfellen1 machen, wenn man noch genug dazu thut.
1) Die Dänen sagen dafür: aus Radnägeln. (Magazin für die Lit. des Auslandes, 1863, S. 556.)
42. Man muss die Suppe erst kosten, ehe man sie lobt.
Engl.: The proof of the pudding is in the eating. (Bohn II, 126.)
43. Man muss die Suppe nicht versalzen, wenn man auch Salz genug hat. – Simrock, 10041b.
44. Man muss sich nicht an fremder Suppe den Mund (die Lippen) verbrennen.
Engl.: Scald noty our lips in another man's pottage. (Bohn II, 67.)
45. Man soll die Suppe nicht heisser anrichten, als man sie essen kann. (Franken.)
Nicht mehr androhen, als man auszuführen vermag.
46. Mit der Suppe muss man nicht artig sein (nöthigen). – Bücking, 183; Blum, 589; Simrock, 10037.
47. Nun die Suppe kalt ist, ruft er: Verbrenne dich nicht.
Zu späte Warnung.
48. Nun wird's gute Suppe geben, sagte Jerms, da brachte er einige Knochen in die Küche.
Holl.: Eet nu soepe, zei gekke Jorden, en hij gooide een, Franschen kok een hammebeen toe. (Harrebomée, II, 280b.)
49. 'S doch was, sagt Schnabel, und ass die Suppe mit der Gabel.
50. Siebe Suppa und koane warm, o dass Gott erbarm. – Birlinger, 1152.
Ausruf bei einem Unglück oder einem fruchtlosen Unternehmen.
51. So lang' d' Supp auf em Tisch kocht, soll der Mann 's Weib prügle. (Ulm.)
D.h. wenn es geprügelt sein muss, nur nicht länger.
52. Suppe essen, einmal pissen und einmal winden, so ist nichts mehr zu finden.
Holl.: Soep, eens poep, eens pis, weg is't. (Harrebomée, II, 280b.)
53. Suppe essen ist keine Kunst.
54. Suppe ist eine gemeine Speise.
55. Suppe macht Ranzen, Ranzen macht Ansehen und Ansehen verkauft. (Oberlausitz.)
Ansicht der Viehmäster, Viehhändler u. dgl. Leute.
56. Suppe ohne Löffel gibt ein Töffel.
It.: Qui faghet trudela, faghet cogarzu.
57. Suppen machen Schuppen vnnd füllen den Bawren nicht die Juppen. – Gruter, III, 84; Lehmann, II, 580, 120; Petri, II, 943; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 68; Latendorf II, 25; Simrock, 10035.
58. Suppen ohne Augen nicht viel taugen.
Poln.: Dobry źur, kiej w niem szczcur (kietbasait). (Lompa, 10.)
59. Suppen und Köchinnen fein seind zu Herren Hof gemein.
Lat.: Offa, sacerdotum mulier, communia totum. (Loci comm., 124; Witzfunken, IVb, 158.)
60. Suppen vnd brieff sein zu hof niemand versagt. – Franck, I, 139b; Henisch, 508, 48.
61. Suppen vnd Kochen sind gemein zu hoff. – Petri, II, 543.
62. Suppen vnd Pfaffenkellerein sein beyde yederman gemein.
Holl.: Tabak en papenwijven is gemeen mans voer. (Harrebomée, II, 322a.)
[974] 63. Viel Suppen machen dünne Backen. – Simrock, 10075.
64. Viel Suppe, wenig Fleisch.
65. Warme Suppe, warme Freundschaft.
Die Russen: So lange die Suppen warm sind, ist die Freundschaft heiss. (Altmann VI, 454.)
66. Was man in die Suppe gebrockt hat, muss man auch ausessen. – Dove, 699.
»Wer sich eine Suppe vermessen einbrockt, der mag sie auch essen.« (Kladderadatsch, 1874, 33.)
67. Was nützt die Suppe, wenn der Löffel fehlt.
Die Russen: Es ist eine schlechte Kascha, in die wir den Löffel nicht mit einstecken. (Altmann VI, 400.)
68. Wea loung Suppe isst, wiad old. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 89.
69. Wenn die Suppe kalt ist, isst sie jemand, der keine Nase hat.
Das Blasen ist dann nicht nothwendig. Wenn die Gefahr vorüber, dann ist jeder ein Held.
70. Wenn es Suppe regnet, hat der Bettler keine Schüssel.
Dän.: Daar det regner vælling, saa hav stodderen ingen skee. (Bohn II, 391.)
71. Wer auch keine Suppe kochen kann, schmeckt ob sie versalzen ist.
Lessing wendet dies Sprichwort einmal an, um zu sagen, dass jemand wol ein Urtheil über eine Sache abgeben könne, wenn er auch nicht im Stande sei, sie herzustellen.
72. Wer bei der Suppe trinkt, muss im Grabe husten.
Der berühmte englische Schauspieler Wilks wurde, während er an einem starken Husten litt, in einem Trauerspiel ermordet. Er konnte, während er rollentodt auf der Bühne lag, den Husten nicht unterdrücken, worüber die Zuschauer in Gelächter ausbrachen. Da richtete er sich mit dem Kopfe auf und sagte: »Nun trifft ein, was meine Mutter mir prophezeit, dass ich noch im Grabe husten werde, weil ich bei der Suppe zu trinken pflegte.« (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3, Nr. 192.)
73. Wer die Suppe aus dem Topfe trinkt, dem fällt der Deckel auf die Nase. (Surinam.)
Wer die Sache zu genau nimmt, wird sich mehr schaden als nützen.
74. Wer die Suppe eingebrockt hat, muss sie auch ausessen. – Lohrengel, I, 800.
Wer gefehlt hat, muss auch die Schuld tragen.
Engl.: As you have brewed, so you must drink.
It.: Chi ha mangiato le noci, spazi i gusci. – Chi imbratta. – Chi l'ha fatta, la beva.
Lat.: Suo punitur exemplo nocens. (Seneca.) – Tute hoc intrasti, tibi omne est excedendum. (Terenz.) (Binder II, 3251 u. 3375.)
75. Wer die Suppe einmal verschüttet, bringt sie niemals wieder zusammen.
Holl.: Die sijn spise stort, en canse niet al op gherapen.
76. Wer die Suppe gekostet, weiss, wie sie schmeckt.
Die Erfahrung allein verleiht ein richtiges Urtheil.
Holl.: Die het sop geproeft heeft, weet, hoe 't smaakt. (Harrebomée, II, 281b.)
77. Wer die Suppe gemacht, weiss, ob sie gut ist.
Die Osmanen sagen: Wer sie bereitet, nicht wer sie verzehrt, der kennt der Sache wahren Werth.
78. Wer die Suppe verschüttet hat, der muss sie bezahlen.
Frz.: Qui a fait une faute, doit la boire. – Qui casse les verres les paix.
79. Wer die Suppe zu heiss isst, verbrennt sich die Zähne.
80. Wer eine fette Suppe haben will, muss auf fettes (gutes) Fleisch verzichten. – Altmann VI, 498.
81. Wer isst gern Suppen, worin Prügel eingebrockt sind? – Parömiakon, 2495.
82. Wer lange Suppe isst, der lebt lange.
Aus Oberösterreich wird bemerkt: Der Witz liegt darin, dass »lang« langsam und lange dauernd bezeichnet.
Holl.: Wie lang soep eet, wordt oud. (Harrebomée, II, 280b.)
Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philippi, II, 175.)
83. Wer nach seiner Suppe trinkt, sich selbst grossen Schaden bringt.
Frz.: Qui boit après son potage, se procure du dommage. (Kritzinger, 74b.)
84. Wer recht Suppe isst, der wird gescheit. (Schwaben.)
[975] 85. Wer sich die Suppe nicht verdient, der verdient auch die Brocken nicht.
86. Wie du dir die Suppe eingemessen, so musst du sie auch essen. – Gaal, 343; Suringar, CCXXX, 27.
Die Russen: Wie man sich die Kascha (Grütze) rührt, so muss man sie essen. (Altmann V, 95.)
87. Wie eine Suppe schmeckt, kann man wissen ohne Koch zu sein.
88. Wiér vun der Sup ässt, mess uch det Flêsch hälfe bezuolen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 264.
89. Wo Suppe ist, da ist auch Löfflerei. – Parömiakon, 1338.
Herrlichleben regt die sinnlichen Begierden auf. »Essen und Vermessen war beieinander, da war Gesottenes und Gebratenes anzutreffen; da war Gebratenes und Ungebratenes genug zu sehen. Denn wo Suppe, da ist auch Löffelei, wo Pokal, da ist brutal, wo Tafel, da ist Teufel, wo Schöpsfleisch, da ist Kebsfleisch anzutreffen.« (Abraham a Sancta Clara in Judas der Erzschelm, III.)
90. Zu eche zur Suppe hüsch git's Mûes. (Bern.) – Zyro, 84.
91. Zu einer guten Suppe finden sich leicht Gäste.
Böhm.: Na dobrou polévku najdou se ti hosté. (Čelakovsky, 535.)
92. Zur Suppe braucht man keine Zähne.
Unwichtige Sachen lassen sich ohne grosse Anstrengungen ausführen, wie man zum Genuss der Suppe keiner Zähne bedarf. In demselben Sinne sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Zü Borschtsch darf män keine Zähn' huben. Borschtsch vom polnischen Barszcz = Suppe aus rothen Rüben.
93. Zur Suppe braucht man nicht zu trinken.
Engl.: If you drink in your pottage, you'll cough in your grave. (Bohn II, 125.)
94. Zwischen der Suppe und dem Mund kann sich vieles ereignen. – Simrock, 10090.
Lat.: Interos et offam multa intervenire posse. (Cato.) (Eiselein, 584.)
*95. Aus der neunten Suppe ein Schnidl (Schnittchen, Brocke). (Oberösterreich.)
Von sehr entfernter Verwandtschaft.
96. Aus der neunten Suppe ein Tünklein. (S. ⇒ Gebäck 2, ⇒ Morgen 87, Mutter ⇒ 120 u. ⇒ 245 und ⇒ Schüssel 63.) – Eiselein, 584.
Sehr entfernte Verwandtschaft. Auf gezwungene und weit hergeholte Verwandtschaftsbehauptungen bezieht sich die jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: Küh-Batsch-Ferds- Stöckele. Gleichsam eine Verwandtschaft zwischen der Peitsche, womit die Kuh, und dem Stock, womit das Pferd angetrieben wird.
*97. D' Soppa heds das1 wie 's katholische Vateronser, se hed au ke Chraft ond ke Herrligkeit. – Tobler, 131.
1) Ist pleonastisches Flickwort. – Die Suppe hat, wie das katholische Vaterunser keine Kraft und keine Herrlichkeit.
*98. D' Soppa n'aln usessa mösa. – Tobler, 424.
Einen schlimmen Handel allein ausfechten müssen.
*99. Das bringt nichts in die Suppe.
»Wegen seines vielen Fressens hat er (der reiche Mann im Evangelio) bei unserm Herrn die Suppe verschüttet.« (Parömiakon, 753.)
Frz.: Il n'en a pas les gants. (Lendroy, 814.)
*100. Das ist eine Suppe für den Teufel.
Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) gibt das Recept zu einer Teufelssuppe, indem er schreibt: »Ich wollte wünschen, die Kayserischen Soldaten wären eine Milchsupp, so gross als dieser See, und die Schwedischen wären die Brocken darin, alsdann möchte der Teuffel sie miteinander aufffressen.«
*101. Dat sall (wird) de Supp nich fett maken. (Holst.) – Schütze, I, 312; IV, 227.
Wird nicht viel helfen.
*102. De Supp' is na Bramborg fuert.
D.h. sie ist angebrannt.
*103. Der isset die geelen suppen gerne. – Agricola II, 99.
*104. Der kocht seine Suppe im Siebe. (Wien.)
*105. Die kann keine Suppe kochen.
Von einem Mädchen, die unerfahren in der Wirthschaft ist, meist abmahnend, wenn es sich um eine Heirath desselben handelt.
*106. Die Soppe schmeckt bi e tudter Jüd'. (Meiningen.)
[976] *107. Die Suppe (allein) ausessen müssen.
Den schlimmen Handel allein ausfechten müssen.
Frz.: Payer la folle enchère de quelque chose.
*108. Die Suppe bei einem verschütten. – Parömiakon, 2307; Schmeller, III, 418.
*109. Die Suppe habe ich mir selber eingebrockt.
Schwed.: Den soppen har han sjelf kokat. (Grubb, 120.)
*110. Die Suppe ist ihm zu fett. – Simrock, 10042; Körte, 5809d.
*111. Die Suppe ist nach Rauchhausen.
Ist räucherig, schmeckt nach Rauch.
*112. Die Suppe ist versalzen, du bist verliebt.
Schwed.: Han danzar fulle med mindre kjäp än såstang krubban år honom för hög. (Grubb, 302.)
*113. Die Suppe mit Lügen pfeffern nach dem Appetit des Herrn. – Chaos, 37.
Alles reden, was man gern hört, ausgenommen die Wahrheit.
*114. Die Suppe schmeckt nach den Brüdern.
Diese Redensart kommt bei Geiler von Kaisersberg (17d) vor. Es heisst dort: »E .... wo er (der Pilger) etwen zu ellenden herberg kumpt, do man im etwen ein ermliche Suppen darsetzt, die noch dem spulethafen smakt, nit gesicht, kein ougen het, niergen noch smakt, etwan noch drien brüdern.« Die dabei (noch) fragweise hingeworfene Vermuthung, ob die Redensart dadurch zu erklären sei, dass die magere, nichtsehende, d.h. der Fettaugen entbehrende Suppe nach drei Brüdern schmecke, weil sie etwa von drei Brüdern nacheinander aufgewärmt worden sei, welche die Fettaugen allmälig abgeschöpft hätten, dürfte wol, wie auch schon Sandvoss (Sprichwörterlese, 27) bemerkt, zu verneinen sein. Eher wäre seiner Annahme zuzustimmen, welche sie von den dürren Brüdern oder dem dürren Baum ableitet. Man sagt: Der hat sich eine gute Suppe eingerührt. Das ist eine Suppe für den Teufel. (S. ⇒ Suppe 100.) Die Suppe schmeckt nach dem Galgen, d.h. seine Handlungen waren derart, dass sie ihn in der Zeit, welcher die Redensart angehört, an den Galgen bringen konnten, den man auch scherzweise das ⇒ Kloster (s.d. 66) zu den dürren Brüdern nannte, wie man auch für Gehängtwerden sagte: den dürren ⇒ Baum (s.d. 265) reiten.
*115. Diese Suppe schmeckt ihm nicht mehr.
Holl.: Die soep smaakt hem niet meer. (Harrebomée, II, 280b.)
*116. Du hast der a schöne Supp' einbrockt. (Ulm.)
*117. Du hast der d' Supp' einbrockt, jetzt kannst se nu ausfresse. (Ulm.)
*118. Eine magere Suppe essen und dem Hund das fette Fleisch geben. – Altmann VI, 521.
*119. Eine saure Suppe essen müssen.
Mhd.: Er muest ein saure suppen mit uns essen. (Fastnachtspiel, I.)
*120. Eine schwäbische Suppe.
*121. Eine so magere Suppe ist nicht für sein Maul.
Holl.: Dan zoude hij zulke magere soep niet moeten slikken. (Harrebomée, II, 280b.)
*122. Einem die Suppe (eine garstige) Suppe anrichten. – Eiselein, 584.
*123. Einem die Suppe versalzen. – Eiselein, 618; Parömiakon, 1705; Tendlau, 217; Braun, I, 4748.
Im Elsass: Eim d' Supp' versalze. (Alsatia, 1850, 4.)
*124. Einem eine Suppe einbrocken, die ihm nicht schmecken wird.
*125. Einem eine welsche Suppe kochen. – Braun, I, 4360.
Vergiftungstränklein.
*126. Einem versalzene Suppe geben.
*127. En in de Soppe sitt'n lat'n. – Eichwald, 1792.
*128. Er darf sich über zu fette Suppen nicht beschweren.
Holl.: Hij klaagt over vette soppen. (Harrebomée, II, 281b.)
*129. Er dürfft um ein supp durch ein fewer lauffen. – Henisch, 652, 34.
Lat.: Graeculus esuriens in coelum, iuveris, ibit. (Henisch, 652, 35.)
*130. Er hat die Suppe, aber keinen Löffel dazu. – Altmann V, 125; Dove, 28.
*131. Er hat nicht viel in die Suppe zu brocken. – Braun, I, 4365.
*132. Er hat sich diese Suppe selber zugerichtet.
Lat.: Heu, patior telis vulnera facta meis. (Seybold, 241.)
[977] *133. Er isch us der sibede Suppe-n-es Tünkli1. (Solothurn.) – Schild, 92, 392.
1) Das, was eingetunkt werden soll, vorzüglich dünne Schnittchen Brot. (Stalder, I, 326.) Vom entferntesten Verwandtschaftsgrade. (S. Suppe ⇒ 96 u. ⇒ 136 und ⇒ Verwandte.)
*134. Er ist auch in der (oder: kommt auch in die) Suppe. – Eiselein, 584.
Es ist ihm etwas Aergerliches widerfahren.
Frz.: Il en a dans ses grégues.
Holl.: Ik kom er mooi moede in de soep. (Harrebomée, II, 280b.)
*135. Er ist auf jede Suppe der Schnittlauch.
*136. Er ist die zehnte Suppe vom Pastinak. (Samland.) – Frischbier2, 3684.
Ein entfernter Verwandter. (S. Suppe ⇒ 96 u. ⇒ 133.)
*137. Er ist mit derselben Suppe begossen.
Holl.: Zij zijn met het zelfde sop overgoten. (Harrebomée, II, 282a.)
*138. Er kann nicht Supp' sagen. – Frischbier2, 3685.
So erfroren ist er.
*139. Er muss die Suppe ausessen.
In dem Sinne wie: Das Bad ausschütten.
Lat.: Piacularis datur. (Plinius.) (Binder, II, 2570.)
*140. Er verdient die Suppe nicht, viel weniger die Brocken. – Parömiakon, 1173.
*141. Er wird noch mehr solche Suppen fressen müssen.
»Also musten die übrigen abziehen; denn sie sich besorgten, sie möchten der Suppen mehr fressen müssen (d.i. noch einmal solche Niederlage erleiden).« (Gottfrid, 553a.)
*142. Er wird von derselben Suppe trinken.
Holl.: Hij zal van hetzelfde sop drinken. (Harrebomée, II, 281b.)
*143. Es ist eine aufgewärmte Suppe.
Etwas Altes, längst Bekanntes, schon Dagewesenes.
Frz.: C'est une chose renouvelléx des Grecs. (Lendroy, 1302.)
*144. Es ist eine magere Suppe.
Holl.: Dat zijn magere soppen. (Harrebomée, II, 281b.)
*145. Es ist eine spanische Suppe. – Textor, Nassawsche Chronik, 121b.
Oder: »Welsch Trüncklein«. (S. ⇒ Süpplein 3.)
*146. He sitt in de Soppe bet ower de Ohren. – Eichwald, 1791.
*147. I mött nüd gern d' Soppa mit tem g'me ha. – Tobler, 424.
Ich möchte nicht gern gemeinsame Sache mit ihm machen.
*148. Ich will ihm so in die Suppe spucken, dass ihm der Appetit vergehen soll.
Der Buchhändler Julius Campe in einem Briefe, Hamburg vom 16. Januar 1841, an Prof. Hoffmann von Fallersleben. Vgl. dessen Mein Leben, Hannover 1868, III, 184.
*149. Ich will seine Suppe nicht essen.
*150. In eine böse Suppe kommen.
In unangenehme Lage, in Händel verwickelt werden.
*151. In seiner Suppe ist kein anderes Brot als gewürfeltes. – Parömiakon.
Er ist ein Spieler.
*152. Mehr dienen um die Suppe als um den Herrn.
*153. Schöne Suppe, Frau Gevatterin, das Fleisch ist für meinen Mann. – Frischbier2, 3686.
*154. Seine Suppe ist zu scharf gepfeffert.
Holl.: Zijne soep wordt al te heet gekreid. (Harrebomée, II, 280b.)
*155. Seine Suppen haben weniger Augen als ein Pasch Würfel.
*156. Sie hat die Suppe versalzen.
Sie ist verliebt.
Holl.: Zij krijgt er de muts op. (Harrebomée, II, 111b.)
*157. Sie richtet nur Suppen aus dem Höllenhafen an.
In einer gedruckten Predigt vom Jahre 1720 charakterisirt der Pfarrer Spörer die Frauen. Nachdem er ein Bild einer guten Frau entworfen, fährt er fort: »Wann aber einer eine boschi- boschi-ruschi, einen Rumpelkasten, ein altes Reibeisen, einen Zeitelbär, eine Haderkatz, ein Marterfell im Haus hat, die immer brummt: mum, mum, die eine Thür zu-, die andere aufschlägt, die ein ⇒ Gesicht (s.d.) wie ein Nest voller Eulen macht, die lauter Suppen aus dem Höllentopfe anrichtet u.s.w. die lieb ich nicht.«
*158. Sie werden alle von der Suppe kriegen.
Holl.: Zij zullen allen van één sop hebben. (Harrebomée, II, 282a.)
[978] *159. Sieben Suppen und keine warm.
*160. Solche (hartbrockige) Suppen sind nicht für Hofpuppen.
*161. Suppe, G'mües und d' Feister zue. – Sutermeister, 8.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, was es heute zu essen gäbe. D' Feister zu ist Wortspiel mit: Fleisch dazu. (S. ⇒ Mittag 20.)
*162. Suppe und stille Musik.
»Wat hast'n heute Mittag gespissen? Suppe, det überliche war stille Musik. Wat is denn det? Zaddrich Flêsch und Knochen, det nennt man stille Musik. Uf'n zaddrichen Flêsch da geigt man, un uf'n Knochen spielt man de Flöte.« (Bagel, 78.)
*163. Um eine Suppe durch's Feuer laufen.
Lat.: E flamma cibum petere. (Hanzely, 80; Philippi, II, 131.)
*164. Von elf Suppen das Fett. – Lohrengel, II, 489.
*165. Wenig Suppe, aber viel Löffelei. – Parömiakon, 2231.
*166. Wenn's Suppe regnet, habe ich keine Schüssel.
*167. Zur gelben Suppe gehen.
Alte Bezeichnung des alljährlichen Gastmahls der dresdener und leipziger Stadtverordneten.
*168. Zwei Suppen in einem Topfe bereiten. – Altmann VI, 515.
169. Die Suppe sieben Aufgaben erfüllt: sie nimmt den Hunger, den Durst sie stillt; sie füllt den Magen und reinigt den Zahn, macht schlafen und dass man verdauen kann und färbt mit Gesundheit die Wangen an.
It.: Sette cose fa la zuppa: Cava fame e sete attuta, empie il ventre e netta il dente; fa dormire, fa smaltire, e fa la guancia arrossire. (Giani, 1794.)
170. Suppe von billigem Fleisch ist geschmacklos. – Merx, 124.
*171. Das wird mir zur sauern Suppe gereichen.
Ich werde es zu entgelten haben.
*172. Die Suppe im Korbe machen.
In dem Sinne: Wasser in ein Sieb schöpfen.
It.: Far la zuppa nel paniere. (Giani, 1836d.)
*173. Er hat uns recht in der suppen lassen stan. – Schade, Satiren, I, 59, 162.
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