Tau

1. Das Tau zu ziehen, liegt dem Schiffer ob. Burckhardt, 121.

Jeder soll sein eigenes Geschäft kennen.


2. Mit gebrochenem Tau ist unsicher ziehen.

Dän.: Man kand ei drage hart med brudet reeb. (Prov. dan., 92.)

Holl.: Aan een krank touw moet men zachtjes trekken. (Harrebomée, II, 341b.)


3. Wer ein Tau drehen will, muss Faden an Faden reihen.Altmann V, 107.


4. Wo das Tau am dünnsten ist, bricht (reisst) es gern.

Holl.: Het touw breekt gemeenlijk, dar het 't dunst en zwakst is. (Harrebomée, II, 341b.)


*5. Da ist kein Tau anzulegen.

Es fehlt an Halt und Sicherheit. Von unzuverlässigen, treulosen Menschen, auf die man sich so wenig verlassen kann, wie auf einen morschen Pfahl, an dem man ein Tau legen wollte.

Holl.: Daar is geen touw aan te beleggen (oder: aan vast te maken). (Harrebomée, II, 341b.)


*6. Da ist kein Tau dran zu wenden.Körte, 2954a.

Wenn die Matrosen sagen wollen, dass Hopfen und Malz an einer Sache verloren sei.


*7. Das Tau einziehen.

Seine Ansicht ändern und anders verfahren. (S. Rechenexempel, Schiff und Segel.)

Lat.: Funem reducere. (Faselius, 38.)


*8. Das Tau etwas schiessen lassen.

Nachgeben, mehr Freiheit gewähren.


*9. Das Tau ist durchgehauen.

»Rief man. Nein, rufe ich, haut das Tau nicht durch, es hält den Anker.« (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 566.)


*10. Dat is'n Tau sünder1 Knôpen2.Frommann, II, 537, 161; Bueren, 1151; Eichwald, 1912; Kern, 1047; Hauskalender, III.

1) Sonder, ohne.

2) Knütten, Knopf, Knoten. – Ein solches Tau ist weder zum Schlagen noch zum Festhalten brauchbar.


*11. Er reitet am Tau.

Hängt von der Sache ab. Von einem Schiffe entlehnt, das an seinem Ankertau auf- und niedergeht.


*12. Er zieht zu viel Taue durcheinander.

Verwirrt das Geschäft.


*13. He hett hum an 't Tau.Kern, 1136.

Er hat ihn in seiner Gewalt, hat ihn am Strick.


*14. He sleit ût'n Taue. (Rastede.) – Eichwald, 1911; Firmenich, III, 29, 114.


*15. 'S Tau isch em ab dem Magen.Sutermeister, 97.


*16. Tau und Mast ruiniren.

Das Schiffszeug in Unordnung und Verwirrung bringen.

Frz.: Desemparer un vaisseau. (Kritzinger, 700b.)


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Kein Tau ist so lang, man findet das Ende. Buch der Welt, 1847, 87a.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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