1. Aus Knöpffen werden Rosen. – Lehmann, 349, 4.
2. Der Knopf ist leicht gelüpft, den Gott nicht hat geknüpft.
3. Einen harten Knopf aufzulösen, erfordert einen spitzigen Löser.
4. Wann man nicht ein Knopff an Faden macht, ist der erst Stich verloren. (s. ⇒ Knoten 6 und ⇒ Knüll.) – Lehmann, 17, 9; Eiselein, 385; Simrock, 5790.
Was für alle Geschäfte wohl zu merken ist.
5. Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen. – Pistor., VI, 100; Simrock, 5789; Graf, 625, 327.
Der Kaiser Karl der Grosse hatte auf seinem Degenknopfe, womit er seine Befehle zu siegeln pflegte, die Buchstaben D.P.C.A.D.C. (Decem Praeceptorum [1437] Custos A Deos Constitutus, d.h. zum Wächter der zehn Gebote von Gott verordnet) eingraben lassen und pflegte zu sagen: »Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen«, welcher Ausspruch des Kaisers sehr oft wiederholt und zu seiner Zeit sprichwörtlich wurde; aus Mangel an Veranlassung aber, ihn zu wiederholen, in Vergessenheit gerieth.
6. Was kein Knopff ist gewesen, das wird zu keiner Rosen. – Lehmann, 459, 72.
7. Was soll ein Knopf in der Höhe, wo nicht drüber eine Spitze geht. – Parömiakon, 823.
»Gelehrte sollen allweg den Vorzug haben.«
8. Wenn der knopff gemacht ist, so ist alles zu spät. – Lehmann, 272, 4.
9. Wer einen Knopf annähen kann, ist noch kein Schneidersmann. (Nordböhmen.)
10. Wer Knöpff will brechen, find bald viel Hut voll. – Lehmann, 821, 32.
11. Wer nicht einen Knopf annähen kann, ist wol ein ungeschickter Mann.
*12. Alles in einem knopff haben (uno verbo). – Geiler, Der seelen Paradiss (Strasburg 1510), XXIIa, 1.
*13. Dä hät Knöf op de Oge. (Bedburg.)
Ist sehr unaufmerksam, beobachtet nicht.
*14. Dar kamen noch'n heele Bült1 Knopen un Kameelsgarn bi. – Kern, 1048.
1) Eine grosse Menge. – Die Zuthaten machen die Sache theuer.
*15. Das hat einen harten Knopf.
»Wiewol es auch ein harten Knopff hat, ob Serubabel und Josua umb diese Zeit noch haben leben können, d.h. fast unglaublich ist.« (Gottfr., 130a.)
*16. Den Knôp up den Büdel hebben. (Holst.) – Schütze, I, 174.
*17. Den Knopf auf dem Beutel haben. – Lohrengel, II, 106; Körte, 3455a; Braun, I, 1907.
Die eigene oder fremde Kasse beherrschen; auch die Mittel besitzen, sich gegen einen schlechten Zahler sicherzustellen.
*18. Den Knopf auflösen. – Parömiakon, 1778.
*19. Den knopf hat noch keiner auffgelöst. (S. ⇒ Nuss.) – Lehmann, 275, 17.
Der Ton liegt auf den. Von einem schweren Geschäft. Lehmann fügt als verwandt bei: »Die Nuss hat noch niemand auffgebissen; die Nuss ist zu hart, man kan sie nicht auffbeissen.«
*20. Den Knopf machen. – Birlinger, 877.
Birlinger erklärt es nur durch: copuliren.
*21. Den letzten Knopf springen lassen.
Den letzten Pfennig ausgeben.
*22. Der Knopf geht auf. – Birlinger, 878.
Der Kleine wächst.
*23. Der Knopf is iem afganga. (Oberösterreich.)
D.h. er erkennt nun klar, er fängt an zu verstehen, zu begreifen. Baumgarten sagt: Ich denke beim Knopf an die sich eben entfaltende Blumenknospe.
*24. Diesen Knopf muss ein jeder auflösen. – Parömiakon, 1842.
Davon ist keiner ausgenommen.
*25. Eenen den Knôp up den Büdel holen. (Holst.) – Schütze, II, 306.
*26. Es wirdt jm ein knopff dafür gelegt. – Mathesius Postilla, I, XVIIb.
*27. Einem den Knopf auf den Beutel halten.
Ihn von Geldausgaben abzuhalten vermögen. Stammt wahrscheinlich von alten Geldbeuteln oder Geldtaschen her, die, mit einer Klappe versehen waren, um zugeknüpft zu werden.
*28. Einem einen Knopf an die Nase machen.
*29. Einen Knopf springen lassen. – Frischbier, 406; Frischbier2, 2083; Hennig, 128.
Etwas draufgehen lassen; aber auch, wenn man zu viel gegessen hat, durch Oeffnen eines Knopfes sich Luft machen.
*30. Enem den Knôp herunder slan. – Brem. Wb., II, 829.
In dieser und einigen andern, besonders niederdeutschen Redensarten steht Knopf für Kopf; auch in der Fluchformel: »Gottes Knopf« steht es wol verhüllend für: Gottes Kopf. »Gots knopf, las dem wirt sein ru.« (Fastnachtspiel.) (Vgl. darüber Grimm, II, 1, c; V, 1471.)
*31. Er hat der Chnopf uf'tho. (Solothurn.) – Schild, 75, 205.
Er fängt auf einmal an, stark zu wachsen.
[1438] *32. Er hat getroffen pinkt in Knöpel dran. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat gerade in den Knopf, in den Punkt, in das Schwarze getroffen.
*33. Er hat (keine) Knöpfe. – Frischbier, 405; Frischbier2, 2084.
Er besitzt (kein) Geld oder Vermögen. Daher dass man einst Silbermünzen als Knöpfe getragen.
*34. Er kann den Knopf nicht auflösen. – Parömiakon, 687.
Die Aufgabe, das Räthsel u.s.w. ist ihm zu schwer.
*35. Er lässt alles auf den spitzen Knopf kommen. (Nürtingen.)
Aufs Aeusserste.
*36. Er lässt sich die Knöpfe vom Rocke herunter stehlen.
*37. Er macht der Chnopf letz a Lumpe. (Solothurn.) – Schild, 74, 204.
Er macht den Knoten verkehrt ins Nastuch, d.h. er macht eine Sache verkehrt.
*38. Er macht syni Chnöpf (Spässe). (Solothurn.) – Schild, 74, 203.
*39. Er verthut (verkeilt, verkneipt) den letzten Knopf (Pfennig).
*40. Es fehlt ihm auch wol ein Knopf am Rock.
Es ist nicht alles so, wie es sein soll.
Holl.: Hij mogt wel zwijgen; hij mist ook al een' knoop van zijn' rok. (Harrebomée, I, 421b.)
*41. Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst).
Lat.: Curtae semper abest nescio quid rei. (Horaz.) (Binder I, 279; II, 679; Philippi, I, 108; Seybold, 110.)
*42. Es ist wie ein Knopf und doch plagt es uns. – Burckhardt, 699.
Die winzigsten Dinge können den Menschen beunruhigen.
*43. Hä hiät Knöpe oane Nösen maket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 67.
Er hat Knöpfe ohne Oesen (Oehre) gemacht, d.h. Falschmünzerei getrieben.
*44. He het'n Knoop op'n Büüdl. (Süderdithmarschen.)
Er hat einen Knopf auf dem Beutel; ist in seinen Ausgaben beschränkt.
*45. He lett ênen Knôp springen. (Holst.) – Schütze, II, 90; für Altmark: Danneil, 275.
Nämlich einen Westenknopf, macht sich durch Aufknöpfen Luft, wenn das Essen schmeckt und er noch mehr essen will.
Holl.: Hij moet een' knoop laten springen. (Harrebomée, I, 421a.)
*46. Ich will einen Knopf vormachen.
»Die etwas hindern wollen, die werfen Stuel vnd Benck drein, verhaun den Weg, verlauffen das loch, machen ein knopff davor.« (Lehmann, 386, 7.)
*47. Ik hebb mit em den Knop up'n Büdel. – Eichwald, 1057.
*48. Knöpfe an einer Binse suchen. (S. ⇒ Knoten 16.)
»Ein knopf du in der binzen suchst.« (Uebersetz. Terenz, Strasburg 1499, 34b.) »Aber die welt muss ein knopf an einer binzen, das liecht in der finsternis suchen.« (Frank, Weltbuch, Vorr.) (Vgl. Grimm, V, 1472.)
*49. Knopff oder Spitz, welchs du wilst. – Lehmann, 134, 3.
*50. Mach' dar an Knopf ön die Nase. (Oberösterreich.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7422b.
Zur Unterstützung des Gedächtnisses einen Knopf ins Taschentuch.
*51. Nicht alles auf den Knopf setzen. – Opel, 295, 40.
*52. Nur an Einem Knopfe hängt es noch.
Es liegt nur noch an einer Kleinigkeit.
*53. Sich einen Knopf ins Tuchel (auf die Nase) machen. – Parömiakon, 9 u. 1564.
Ein sichtbares Denkzeichen, um etwas nicht zu vergessen.
*54. Den Knopff wird er nicht abbeissen. – Dietrich, I, 676.
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro