Weissbrot

[148] 1. Man isset sich offt so satt am weissbrot, da man gern schwartz brot essen will.Henisch, 523, 16.


2. Man isst so lange Weissbrot, bis (dass) man sich nach schwarzem sehnt.Simrock, 11523.

Die Russen: Wer immer das Olivenöl ass, sehnt sich nach Leinöl. (Altmann V, 88.)

Dän.: Man aeder sig saa ofte maet af hvede brod, at man lyster grovbrød. (Prov. dan., 9.)

Holl.: Also langhe et men witbroot dat ment brune begheret.


3. Sehet, dass jhr ewer weissbrot nicht vor esset.Henisch, 523, 12.

Lat.: Ne quaeras mollia, ne contingant dura. (Henisch, 523, 13.)


4. Weissbrodt ist besser als schwartzes, meinte Klaus.Lehmann, 148, 124.


5. Weissbrots kan man werden also sat, dass man zu zeiten gern schwartzes hat.

Lat.: Fit que comtemptis, peto nigrum panibus albis. (Loci comm., 176.)


6. Wem es an Weissbrot fehlt, der nimmt mit Pumpernickel fürlieb.

Die Russen sagen: Graupe thut's auch, wenn der Gries fehlt. (Altmann VI, 396.)


7. Wer sein Weissbrot vor isst, muss sein Schwarzbrot nachher essen.

Bei Tunnicius (1232): De dat schone brôt vôr it, de mot dat grove brôt nâeten. (Qui nitidum absumpsit, laetatur pane secundo.)

Holl.: Die zijn wittebrood vóór eet, moet zijn roggebrood na eten. (Harrebomée, I, 95a.)


8. Zween tage Weissbrodt, darnach Jammer vnd Noth.Zinkgref, IV, 126; Blum, 625; Simrock, 502.

Von denen, welche in zwei Tagen verleben, was sie in sechs verdient haben.


*9. A is gor eime ufs Weissbrudt.Robinson, 153.


*10. Den het sich en Wäckbrück1 verdinnt. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 314.

1) Eine Butterbemme von Weissbrot.


*11. Einem lauter Weissbrot einbrocken.Eiselein, 639.

Lat.: Album panem pinso tibi. (Eiselein, 639.)

*12. Er hat das Weissbrot Semmel geheissen.

Wenn jemand ein unbedeutendes Versehen gemacht oder dadurch Anstoss erregt hat, dass er die Sache beim rechten Namen nennt.


*13. Er hat sein Weissbrot zuerst verzehrt. Dove, 1178.

»Welst föraf et Wissbroud eisse, Frönd, dann most de net vergeisse, dat et Schwatzbroud spieder könt (kommt), wenn de Zäng dich wieh vlecht dönt« (wenn dir die Zähne vielleicht wehe thun). (Firmenich, III, 233.)

Frz.: Il est enfant de prestre, il mange son pain blanc le premier. (Leroux, I, 27; Kritzinger, 72b.)


*14. Er isst das Weissbrot vor dem schwarzen.

Verlebt sein Vermögen in der Jugend und hebt sich das Arbeiten, Darben und Nothleiden für das Alter auf. » ... Ass dass Weissbrot am ersten, setzet den Bawren auff den Edelman, vom Pferdt zum Esel.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.)

Frz.: Manger son pain blanc le premier. (Lendroy, 143.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 148.
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