1. Als dem Esel zu wohl war, fiel er und brach ein Bein.
2. Als der Esel auss Hunger seinem Treiber Stro auss den Schuhen gezupfft vnnd gefressen, machtens Wolff vnnd Fuchs zur Todtsünd vnnd frassen den Esel. – Lehmann, 741, 43.
3. Alte Esel will niemand loben.
Frz.: On n'aura ja bon asne vieulx. (Leroux, I, 90.)
Frz.: A vieille mule, frein doré. (Lendroy, 789.)
5. Auch der Esel, auf dem Jesus ritt, kommt nicht in den Himmel.
6. Auch ein Esel fragt: Warum schlägst du mich? – 4 Mos. 22, 28; Scheidemünze, II, 32.
7. Auch ein Esel kann sich reich erben.
8. Auch ein Esel mit Gold beladen frisst nur Disteln.
9. Auch ein Esel schlägt aus, wenn er gestachelt wird.
It.: L'asino per pigro che sea, quand e stimolato tira pur qualche calcio. (Pazzaglia, 292, 8.)
10. Auch ein (fauler) Esel trabt, wenn man ihn stachelt.
Frz.: Ane piqué convient qu'il trotte. (Bohn, I, 4; Leroux, I, 88.)
It.: Asino pungulato convien che trotti. (Pazzaglia, 19, 4.) – Asino punto convien che trotti. (Bohn I, 72.)
[854] 11. Auch einen fremden Esel soll man aus der Grube ziehen. – Scheidemünze, II, 33.
12. Auf einem blinden Esel reitet man nicht weit.
Holl.: Op eenen blinden ezel kan men niet verre rijden. (Harrebomée, I, 189.)
13. Auf dem Esel- und Pferdemist selten ein guter Vogel ist. – Parömiakon, 160.
14. Auf einen kleinen Esel steigt sich's leicht.
Engl.: Low ass is easy to ride on.
15. Aus des Esels Wadel wird kein Sieb. – Eiselein, 152.
Lat.: Asini cauda non facit cribrum. (Eiselein, 152.)
16. Aus einem Esel wird nimmermehr ein Reitpferd, magst ihn zäumen wie du willst. – Simrock, 8426; Körte, 1199; Reinsberg IV, 38.
Lat.: Parisios stolidum si quis transmittit asellum, si fuit hic asinus, non ibi fiet equus. (Binder I, 1322; II, 2477; Gartner, 180; Philippi, II, 82; Seybold, 426.)
17. Auss einem Esel wirdt kein Hengst, man schicke jhn, wohin man wölle. – Henisch, 942; Petri, II, 28.
18. Bat taum Iesel gebuoren es, wärt sin Liäwen kain Piärt. (Iserlohn.) – Woeste, 70, 136.
19. Bei Esel und Rossen treiben die Fuhrleute die ärgsten Possen. – Parömiakon, 159.
20. Besser den Esel treiben, als selbst Säcke tragen. – Lehmann, 189, 12 u. 452, 20; Sailer, 60; Körte, 1195; Simrock, 2150.
Man muss sich mit Dienern und Gesinde behelfen, wie man's hat.
Dän.: Det er bedre at drive eselet, end selv bære sækken. (Prov. dan., 147.)
Holl.: Het is beter op een' ezel te zitten, dan zelf een ezel te zijn. (Harrebomée, I, 188.)
Lat.: Agas asellum. (Binder II, 98; Eiselein, 150.) – Agitator aselli. (Eiselein, 150.)
Port.: Mais val ruim asno que ser asno. (Bohn, I, 282.)
Span.: Mas vale ruin asno que ser asno. (Bohn I, 232.)
21. Besser ein Esel, der mich trägt, als ein Pferd (Prachtross), das mich schlägt (abwirft).
Holl.: Beter door eén' ezel gedragen, dan door een paard in 't zand geslagen. (Harrebomée, I, 137; Bohn I, 300.)
It.: È meglio un asino che porti, che un caval ch' a terra getti. (Pazzaglia, 298, 2.)
Port.: Mais quero asno que me leve, que cavallo que me derrube. (Bohn I, 281.)
22. Besser ein Esel, der Last trägt, als ein Löwe, der Menschen zerreisst. – Scheidemünze, I, 161.
23. Besser mit einem Esel gesessen, als mit einem Falken geflogen.
Holl.: Het is beter met den ezel gezeten, dan met den valk gevlogen (Harrebomée, I, 188.)
24. Binde den Esel dahin, wo der Herr will und lass ihn hernach den Wolf fressen. – Winckler, VII, 92.
25. Bleib ein Esel und lastbar Thier, biss dir Gott selber hilfft herfür. – Henisch, 942.
26. Brauch' ein Esel, hastu kein Pferdt oder Ochssen. – Henisch, 942; Blum, 306; Simrock, 2178.
Lat.: Si rota defuerit tu pede carpe viam.
27. Da der Esel nicht wolte nasse heut tragen, muss er endtlich rauhe Ziegel tragen. – Henisch, 942; Petri, II, 54.
28. Darnach der Esel ist, also gibt man jhm Futer. – Henisch, 942; Petri, II, 55.
29. Das ist Esels weissheyt, der kompt auff keyn eiss, darauff er einmal gefallen. – Franck, I, 46a; Lehmann, 692, 25.
30. Dat is woll en dummen Esel, de wat schriewet un kann 't nit lesen. – Curtze, 333, 240.
31. De äelleste Iesel mot den swaegesten Sack dreagen. (Westf.)
32. De esel unde de en drift, denket nicht aver en Lütten.
33. De grötste unner den Iesels is gewüenlik de Müeler. (Westf.)
34. De sück an'n Esel schürt1, kriggt de Haar van. (Ostfries.) – Bueren, 170; Hauskalender, I; Eichwald, 450; für Rastede: Firmenich, III, 26, 20.
1) Reibt, scheuert.
35. De to'n Esel geboren is, kummt nooit upt Pêrd. – Eichwald, 451; Bueren, 181.
36. Dem Esel gefällt des Kukuks Gesang besser als der Nachtigall.
[855] 37. Dem Esel gefällt sein Rüelen wohl. – Eiselein, 153.
38. Dem Esel gehört Haferstroh, dem Pferde der Hafer. – Sailer, 60; Simrock, 2184; Körte, 1201; Reinsberg III, 61.
39. Dem Esel gehört sein Futter, Geissel vnd last. – Petri, II, 73.
40. Dem Esel muss man keine Feigen vorsetzen.
41. Dem Esel nützt goldener Hafer nichts.
42. Dem Esel predigen ist vergeben Arbeit. – Petri, II, 73.
43. Dem Esel schreibt man die Weisheit auf den Rücken. – Scheidemünze, II, 99.
44. Dem Esel träumet von Disteln. – Henisch, 942.
45. Dem Esel träumt von Disteln, wenn man ihn auch mit Hafer füttert. – Petri, II, 73.
Holl.: Geef een' ezel haver, hij loopt tot de distels. (Harrebomée, I, 188.)
46. Den Esel drückt gar vieles, aber den Treiber noch mehr.
Holl.: Zeven dingen peinst de ezel, en de ezeldrijver acht. (Harrebomée, I, 190.)
47. Den Esel führt man nur einmal aufs Eis. – Simrock, 2162; Mayer, II, 143.
Lat.: Nemo libenter recolit, qui laesit locum.
48. Den Esel hat man bei Hofe nur zum Sacktragen. – Sailer, 244.
49. Den Esel kennt man bey den Ohren, bey den Worten kennt man den thoren, vnd bey dem Angesicht den Mohren. – Henisch, 942; Gruter, I, 13 u. 57; Petri, II, 77; Kirchhofer, 273; Blum, 140; Simrock, 2138; Eiselein, 153; Körte, 1149; Ramann, Unterr., IV, 31; Pauli, Schimpf, 7.
Mhd.: Bî rede merke ich tôren, den esel bî den ôren. – (Freidank.) – In dûhte er waere gar unbekant, iedoch diu langen ôren meldeten den rehten tôren. (Renner.) (Zingerle, 29.) – Swer esel niht erkennet, der sehe in bî den ôren. (Helbling, I, 250.) – Ze jungest do er den esel vant, er wart im bi den orn erkant. (Minnesänger.) (Kirchhofer, 41.)
Holl.: Een' ezel kent men aan zijne ooren. (Harrebomée, I, 188.)
It.: Gli asini si conoscono a basti. – Il pazzo si conosce dalle parole, l'asino dalle orecchie. (Pazzaglia, 270, 7.)
Lat.: E verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. (Binder II, 916; Gartner, 191.)
Ung.: Meg-esmerik a bolondot szavairol, a szamarat rivásávol.
50. Den Esel kent man bey den Ohren, verbirgt er gleich die ohren vnd pfoten, so singt er doch die Esels Noten. – Henisch, 942.
51. Den Esel kent man bey den ohrn, vnnd bey den Worten den thorn. – Franck, I, 26b u. II, 13a; Eyering, I, 390; Tappius, 15a.
52. Den Esel lobt man beim Säcketragen, ist's geschehen, so werden ihm Disteln aufgetragen.
53. Den Esel meide von hinten, den Ochsen von vorn und den Pfaffen von allen Seiten.
»Es hat in dieser bösen Welt wol jeder seine Finten: den Ochsen meide vornen stets, den Esel meide hinten; doch sollte grad' ein Pfaffe dir den Weg entgegenschreiten, den meid' von allen Seiten.« (Baltimore Wecker.)
54. Den Esel rufft man zhauss, dz er die seck trag muss. – Franck, II, 184a; Henisch, 942; Petri, II, 73; Gruter, I, 12.
55. Den Esel soll man nicht vbergürten. – Henisch, 937.
56. Den Esel will jedermann reitten. – Henisch, 942; Simrock, 2144; Sailer, 285; Kirchhofer, 273.
Engl.: All lay load on the willing horse. (Gaal, 387; Bohn II, 113.)
57. Den Eseln, so das Korn in die Mühle tragen, gehört die Sprewer. – Lehmann, II, 77, 47; Gruter, III, 15; Petri, II, 77; Simrock, 2185; Eiselein, 152; Körte, 1211; Reinsberg II, 130.
Frz.: Jamais à un bon chien il ne vaut bon os.
58. Der die Esel stiehlt, kann sie wohlfeil verkaufen.
Aehnlich der Aegypter: Was kümmert's den, der die Esel stiehlt, jeden für einen Dirhem wieder zu verkaufen. (Burckhardt, 116.)
59. Der Esel achtet keine Schläge.
60. Der Esel behält seine Ohren, wenn er auch griechische Disteln frisst. – Sprichwörtergarten, 341; Reinsberg IV, 39; Scheidemünze, I, 2563.
[856] 61. Der Esel bleibt ein Esel, wenn ihm der Kopf auch mit Lauge (Seife) gewaschen wird.
62. Der Esel bricht beim Tanzen das Bein, will er übermüthig sein.
63. Der Esel denkt und gescheidte Leute handeln.
64. Der Esel, der die Kornmühle dreht, kann noch nicht die Gipsmühle drehen. – Burckhardt, 106.
Die Kornmühle dreht sich bei weitem leichter als die Gipsmühle und jedes grössere Haus in Kairo hat eine der erstern Art, die von einem Esel in Bewegung gesetzt wird.
65. Der Esel der Gemein ist am schlechtesten gesattelt (oder: wird am schlechtesten gefüttert).
66. Der Esel, der spazieren geht, lacht über den, der Säcke trägt.
Lat.: Loripedem rectus derideat. (Juvenal.) (Binder II, 1695; Faselius, 134.)
67. Der Esel des Königs ist auch nur ein Esel.
Holl.: De ezel van den koning von Castilië is maar een beest. (Harrebomée, I, 187.)
68. Der Esel fiel, weil der Treiber ein Weib sehen will. – Burckhardt, 323.
Wenn ein Plan in seiner Ausführung misglückt oder eine Aufgabe ungelöst bleibt, weil der, welcher damit beauftragt war, den Eingebungen seiner Leidenschaften oder des eigenen Interesses folgte. Von einem Eseltreiber entlehnt, der es veranlasste, dass der Esel, den er trieb, fiel, damit er die verschleiert reitende Dame bei diesem Unfall sehen konnte.
69. Der Esel freut sich, wenn er Disteln sieht.
So freuen sich beschränkte Köpfe auf die faden Unterhaltungen unserer gewöhnlichen Gesellschaften.
Holl.: Geef een' ezel haver, hij loopt tot de distels. (Bohn I, 318.)
70. Der Esel frisst Disteln, wenn er auch aus einer Löwenhaut sieht. – Scheidemünze, I, 91.
71. Der Esel gehet ein leisen trab, es sey denn, dass er Futter hab. – Henisch, 942; Petri, II, 87.
72. Der Esel gehört in die mül, dass er seck trag. Franck, II, 184a; Henisch, 939; Petri, II, 86; Lehmann, 326, 15; Blum, 419.
Wer zum Lasttragen geboren, erzogen und auf alle Weise bestimmt ist, der sei Lastträger.
73. Der Esel geht immer vorm Treiber. – Scheidemünze, 2213.
74. Der Esel geht nicht auf den Markt, wenn man ihn nicht treibt.
75. Der Esel geht nur einmal aufs Eis.
76. Der Esel geht voran. – Kirchhofer, 273.
77. Der Esel hat einen Chorrock an.
Alles, was er dann schreit, ist Orakel; wer daran zweifelt, ist ein Ketzer.
78. Der Esel hat von Jugend auf graue Haare. – Simrock, 2164.
79. Der Esel in der Haut und der Mönch in der Kutte spüren die Schläge nicht. – Klosterspiegel, 74, 14.
80. Der Esel ist ein grosses Thier, ein Ochs ist aber stärker schier.
Engl.: Greater than the camel exists the elephant.
81. Der Esel ist König, denn sein Geschlecht regiert vnter allen Thieren. – Lehmann, 189, 7.
82. Der Esel ist nicht zu beklagen, der an der Krippe steht und nicht frisst.
Lat.: In cella vinaria siti moritur. (Binder II, 1411; Novarin, 39.)
83. Der Esel ist oft gescheidter als sein Reiter. – Scheidemünze, I, 242.
Gilt auch von Steckenreitereien.
Dän.: Bileams esel saae meere og skarpere end hans herre. (Prov. dan., 146.)
Holl.: De ezel weet ook wat. (Harrebomée, I, 188.)
84. Der Esel ist so weise, er tanzt nur einmal auf dem Eise. – Reinsberg III, 96.
Lat.: Bis peccare id ipsum haud sapientis est viri.
Ung.: Csak egyszer megyen kecske a jégre. (Gaal, 382.)
85. Der Esel kan die ehr nicht leiden, er fahet an zu gumpen vnd stoltzieren. – Henisch, 1193; Eiselein, 153.
86. Der Esel kan nicht Hasen jagen, der Hund kan nicht Säcke tragen. – Henisch, 942; Petri, II, 87.
87. Der Esel kompt nicht leichtlich wider auffs Eis (oder: bald auff die Strassen), da er einmahl [857] gefallen. – Petri, II, 86; Lehmann, II, 79, 72; Gruter, III, 16.
88. Der Esel läst nicht so mit sich schertzen wie ein Hündlein. – Lehmann, 704, 14.
89. Der Esel muss (soll) Säcke tragen. – Henisch, 939; Eiselein, 151; Kirchhofer, 273.
Kirchhofer (39) nach den Minnesängern: Der esel seke traegen sol.
90. Der Esel muss sich nicht um die Laute, noch der Blinde um den Spiegel bewerben. – Winckler, VI, 7.
91. Der Esel muss Y-a sagen.
92. Der Esel recket die Ohren herfür. – Petri, II, 86; Henisch, 942.
93. Der Esel schimpft das Maulthier Langohr. – Körte, 1214; Simrock, 2147.
Die Neugriechen sagen: Der Esel sagt zum Hahn Dickkopf. Und in Kleinrussland heisst es: Die Eule nennt das Meisenmännchen grossköpfig. (Reinsberg IV, 47.)
94. Der Esel schreit i-a, wenn er auch in der Löwenhaut steckt.
95. Der Esel singt darumb vbel, weil er so hoch anfängt. – Henisch, 942; Petri, II, 86; Gall, 474; Schottel, 1144b; Lehmann, 189, 9; Blum, 412; Simrock, 2173; Körte, 1228.
Mhd.: Die nahtegal dicke müet, swa ein esel od ohne lüet. (Freidank.) (Zingerle, 30.)
Dän.: Eselet begynder høgt, og maae derfor strax holde op. (Prov. dan., 146.)
96. Der Esel, so das Brunnrad tritt, wird von dem Wasser feister nit. – Fischart, Flöhh.
97. Der Esel soll nicht Lauten schlagen, er soll die Säcke zur Mühle tragen.
98. Der Esel starb vnd ward nie satt, der alle tag new Herren hat. – Petri, II, 86; Henisch, 942; Brandt, Nsch., 18; Kloster, I, 322.
99. Der Esel stirbt an fremder Pflege (Sorge).
Auch: vieler Pflege, d.h. von der Pflege vieler, davon, dass seine Verpflegung Fremden oder vielen anvertraut ist.
100. Der Esel straft den, so ihn reitet.
101. Der Esel tanzt so lange auf dem Eise, bis er stürzt. – Müller, 11, 2.
Der Dummdreiste sieht die Gefahr nicht, in die er sich wagt.
102. Der Esel tantzt wieder, wenn das Bein geheilt ist. – Scheidemünze, I, 85.
103. Der Esel trägt das Korn in die Mühle und bekommt die Spreu (oder Disteln). – Schmitz, 191, 121; Simrock, 2186; Reinsberg II, 130.
104. Der Esel trägt die Säcke gezwungen, ledig thät' er keinen Schritt. – Eiselein, 150; Simrock, 2151.
105. Der Esel trägt sich an fremden Säcken zu Tode.
It.: Sos factos anzenos imbezzant s'ainu.
106. Der Esel trinkt Wasser, wenn er auch Wein trägt. – Reinsberg II, 130.
It.: L'asino porta il vino, e beve l'acqua. (Pazzaglia, 19, 10.)
107. Der Esel und der Treiber sind verschiedene Leiber.
Sie sind selten einerlei Meinung.
108. Der Esel und die Nachtigall singen nicht gleich. – Eiselein, 152.
Mhd.: Der esel und diu nahtegal singent ungelîchen schal. (Freidank.) (Zingerle, 30.)
109. Der Esel verliert, wenn er mit dem Fuchs disputirt.
110. Der Esel verstehet das Saitenspiel nit, man muss jhm Distel fürlegen. – Henisch, 942; Petri, II, 244.
Was weiss ein Esel von Safran, sagt der Perser. Und: Was versteht ein Esel vom Preise des Zuckers. (Reinsberg III, 60.)
111. Der Esel vnd der Treiber dencken nicht eins. – Petri, II, 87; Simrock, 2156; Körte, 1198; Schottel, 1131b; Reinsberg II, 127.
Frz.: Ce que pense l'asne, ne pense l'asnier. – Une pense li asne et autre li asnier. (Leroux, I, 89.)
Holl.: De ezel en de drijver denken niet evereens. (Harrebomée, I, 187.)
It.: Unu contu faghet s'ainu, s'ateru s'ainarzu.
112. Der Esel voraus, d' Kuh hinterdri. (Schweiz.)
Beim Vortritt eines Grobians.
[858] 113. Der Esel weiss auch was.
Wenn ein dummer Mensch für klug gelten will oder wirklich im Gespräch einen glücklichen Einfall gehabt hat.
114. Der Esel wil geritten werden vnd der Gaul begert zu ackern die Erden. – Mathesy, 62a.
115. Der Esel will geschlagen, der Nussbaum geschwungen und das Weib geritten sein. – Geiler; Eiselein, 151.
Lat.: Nux, asinus, mulier verbere opus habent. (Eiselein, 151.)
116. Der esel will geschlagen sein (will schläge haben), er thut sonst kein gut. – Franck, II, 61b u. 104b; Henisch, 937 u. 942; Petri, II, 87; Lehmann, II, 63, 104.
117. Der Esel will geschlagen und der Pöbel mit Gewalt regiert sein. – Luther, 45; Körte, 1197; Simrock, 7949.
»Darum«, bemerkt Luther, »hat Gott der Obrigkeit ein Schwert und keinen Fuchsschwanz in die Hand gegeben.«
118. Der Esel will lieber Stro als Gold. – Henisch, 939; Simrock, 2183; Körte, 1202; Reinsberg III, 61.
Engl.: It is not for asses to lick honey.
Ung.: A szamár nagyobra becsüli a szalmat, mint as aranyat.
119. Der Esel will sich freundlich machen.
120. Der Esel will's mit dem Löwen aufnehmen. – Simrock, 6617.
121. Der Esel wird den Frühling nicht eher gewahr, bis er vorbei ist.
122. Der Esel wird zur Probe geschunden.
123. Der Essel ess off klöger als der Driver. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 211.
124. Der faule Esel trägt sich am ersten zu Tode.
125. Der faule Esel will den Sattel und das Pferd soll pflügen.
Lat.: Optat ephippia bos piger, optat arare caballus.
126. Der jüngste Esel muss die Last tragen.
Holl.: De jongste ezel moet het pak dragen. (Harrebomée, I, 188.)
127. Der wunde Esel jammert, das wunde Pferd schreit. (Türk.)
128. Des Esels Wedel wird kein Sieb. – Binder II, 253.
Lat.: Asini cauda non facit cribrum. (Apostol., XIV.)
129. Die Esel begegneten sich mit den Säcken. – Burckhardt, 367.
130. Die Esel hat man zu Hof nur, dass sie Säck tragen. – Henisch, 942.
131. Die Esel sind nicht in der Mühle allein (oder: nicht allein in der Mühle).
132. Die Esel sind schon im Mutterleibe grau. – Scheidemünze, I, 3529.
133. Die Esel tragen das Korn in die Mühle und bekommen die Spreu. – Sailer, 203.
134. Die Esel tragen den Hafer nach Hofe und die Pferde fressen ihn. – Winckler, VI, 41.
Holl.: De ezels dragen de haver, en de paarden eten die. (Harrebomée, I, 187; Bohn I, 304.)
135. Die Esell stossen auch wol den besten Brey umb. – Schuppius.
136. Drei Esel da und ein Bauer hie, sind zusammen vier Stück Vieh. (S. Bauer ⇒ 121, ⇒ 175, ⇒ 176 u. ⇒ 376.)
137. Drei Esel, drei Gäns' und drei Pinsel machen ein Publikum.
138. Du büst'n Essel, segt de Essel taun Essel. (Lüneburg.) – Hoefer, 261.
139. Ee Esel heest immer da andern Languhr. – Robinson, 388; Gomolcke, 366.
140. Eh' de Esel tweimal geit, nümt he leiwer wat he dragen kann. (Hannover.) – Schambach, 195.
141. Ehe thut man nach keinem Esel fragen zu Hof, dann so er Säck soll tragen. – Henisch, 943.
142. Ein alter Esel ist unmär.
Frz.: Asue viel ne vault plus à rien. (Leroux, I, 88.)
143. Ein Esel bekommt leicht, was er wünscht.
Frz.: Ki asne bée asne vient. (XIIIme siècle. Leroux, I, 90.)
144. Ein Esel aus Arkadien ist auch ein Esel.
Lat.: Pecus Arcadium. (Berckenmeyer, 410.)
145. Ein Esel bete für das Gedeihen des Ochsen, sonst muss er das Schöpfrad drehen. (Aegypt.)
[859] 146. Ein Esel bleibt ein Esel, kem er auch ghen Rom. – Henisch, 942; Petri, II, 182; Franck, II, 184a; Gruter, I, 24; Blum, 494; Simrock, 2165; Tunn., 17, 16; Körte, 1220; Reinsberg IV, 39; VI, 32; Wurzbach I, 117; II, 92.
Frz.: Un âne chargé ne laisse pas de braire.
Holl.: Een ezel blijft een ezel, al doet hij ook drie maal de reis rondom de wereld. (Harrebomée, I, 188.)
Lat.: Parisios stolidum si quis transmittat asellum, si fiet hic asinus, non ibi fiet equus. (Gaal, 379).
147. Ein Esel bleibt ein Esel, wenn man ihm gleich eine »moderne Schaube« anzöge. – Nass. Schulblatt, XIV, 5; Oec. rur., X, 385.
Der Perser sagt ähnlich: Ein Esel bleibt ein Esel, wenn auch sein Sattelkissen von Atlas wäre. (Reinsberg IV, 38.)
148. Ein Esel bringt's immer noch zum I-a. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
149. Ein Esel bringt's nicht weiter als zum I-a. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
150. Ein Esel darff nicht vil singen, mann kennet jhn doch wol an den Ohren. – Henisch, 943; Petri, II, 182.
151. Ein Esel, der blos Disteln frisst, weiss nicht wie der Hafer schmeckt.
Frz.: Un âne qui n'a point mangé d'avoine n'entend pas le bruit du crible. (Leroux, I, 88.)
152. Ein Esel, der Bücher trägt, wird deshalb kein Doctor.
Dän.: Eselet der bær mange bøger er derfør ei boglært. (Prov. dan., 147.)
153. Ein Esel, der die Pauken nicht kann schlagen, muss die Säcke zur Mühle tragen.
154. Ein Esel, der Dünger fährt, ist so ehrlich als ein Reitpferd. – Sprichwörtergarten, 17; Scheidemünze, I, 222.
155. Ein Esel, der Geldsäcke trägt, geht langsam über den Markt. – Scheidemünze, II, 100.
Holl.: Een ezel, met goud beladen, gaad gemakkelijk over weg. (Harrebomée, I, 188.)
156. Ein Esel, der Geldsäcke trägt, ist auch ein Esel.
157. Ein Esel der Gemein wird bald von Wölfen gefressen sein.
Frz.: L'asne de tous est mangé des loups. (Leroux, I, 90.)
158. Ein Esel, der Hunger hat, frisst jedes Heu.
159. Ein Esel, der Last trägt, ist mehr werth, als ein Löwe, der Menschen zerreisst.
Engl.: An ass that carries a load is better than a lion that devours men. (Bohn II, 310.)
160. Ein Esel, der nicht durstig, fleucht das Wasser. – Henisch, 937.
161. Ein Esel, der sich zeigen will, muss was Apartes haben.
162. Ein Esel ersäuft lachend.
Indem er die Zähne noch im Untersinken zeigt.
163. Ein Esel ficht nicht mit Sprüchen, sondern mit Schelten und Flüchen.
164. Ein Esel freit den andern.
Holl.: De eene ezel vrijt den anderen. (Harrebomée, I, 187.)
165. Ein Esel frisst keine Feigen. – Simrock, 2175; Sailer, 60; Reinsberg III, 61.
166. Ein Esel gefelt dem andern vnd ein Saw der andern. – Henisch, 937; Körte, 1227; Reinsberg IV, 46.
Frz.: A l'asne l'asne semble très-beau.
Lat.: Asinus asino, sus sui pulcher, et suum cuique pulchrum. (Bohn II, 83.)
167. Ein Esel geht nicht gern die Strasse, wo er einmal gefallen ist.
168. Ein Esel geht nicht wieder aufs Eis, wenn er einmal darauf ein Bein gebrochen hat.
Dän.: Æselet gaar ei paa den samme iis hvor det faldt før. (Prov. dan., 15.)
169. Ein Esel gibt kein guten Sänger, er fängts zu hoch an, drumb hört er bald auff. – Lehmann, 19, 59.
170. Ein Esel grawet in mutter leib. – Gruter, III, 26; Lehmann, II, 147, 25; Bücking, 249.
Dän.: Asenet graaner i moders liv, og er ei des klogere. (Prov. dan., 39.)
171. Ein Esel hat keinen Pfauenschwanz. – Parömiakon, 1337; Scheidemünze, II, 100.
An ein wüstes Leben schliesst sich selten ein gutes Ende. Auch allgemein, um zu sagen: Die Sache kann keinen guten Ausgang nehmen.
[860] Frz.: Telle vie, telle fin.
Lat.: Mors similis vitae, respondent ultima primis. (Philippi, I, 256.)
172. Ein Esel hat überall Verwandte (Vettern). – Scheidemünze, II, 100.
173. Ein Esel heysst (schilt, schimpft) den andern sackträger (Langohr). – Franck, II, 20a; Tappius, 26a; Henisch, 943; Petri, II, 182; Schottel, 1128a; Gruter, I, 24; Oec. rur., X, 385; Bücking, 331; Ramann, Unterr., IV, 30; Blum, 121; Simrock, 2146; Tunn., 26, 6; Eiselein, 152; Körte, 1215; Sailer, 178; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 47; schlesisch bei Gomolcke, 366.
Dän.: Det er en underlig striid naar det eene eesel skielder det andet for en sække-drager. (Prov. dan., 15.)
Engl.: The chimney-sweeper bids the collier wash his face. – The kettle calls the pot blackarse. (Bohn II, 108.)
Frz.: La pelle se moque du fourgon. (Lendroy, 780.) – L'une asne appelle l'autre roigneux. (Leroux, I, M 90.)
Holl.: De eene ezel heet altijd den anderen eenen langoor (lastdrager). (Harrebomée, I, 187.)
It.: Cencio dice: straccio. (Gaal, 384.) – Il lavezzo fa beffe de la pignatta. – La padella dice al paiuolo: fatti in là, che tu non mi tinga. (Bohn II, 108.)
Lat.: Caecus convicia jacit in luscum. (Binder I, 148; II, 389.) – Corvus corvo nigredinem objicit. (Binder II, 592; Novarin, 440.) – Nihilo sapientior ille, qui te deridet, caudam trahit. (Horaz.) (Binder II, 2082.)
174. Ein Esel höret der Leyren zu, davon er doch nichts verstehet. – Henisch, 939.
175. Ein Esel ist bei seinen Disteln oft gesunder als ein Pferd, das Hafer frisst.
176. Ein Esel ist dem andern ähnlich.
Frz.: Il y a maint asne en la foire qui s'entreresemble. (Leroux, I, 90.)
177. Ein Esel ist ein Esel.
Man kann von ihm nicht erwarten oder verlangen, dass er sich anders als ein Esel betragen soll.
178. Ein Esel ist kein guter Schuler. – Henisch, 943; Petri, II, 182.
179. Ein Esel ist nicht gelehrt, wenn er auch viel Bücher auf seinem Rücken trägt.
180. Ein Esel kan Wein und Korn so wol zu Hauss tragen als ein Pferd. – Lehmann, II, 16, 4.
181. Ein Esel kann lange schreien, ehe es der Himmel hört.
It.: Raglio d'asino non va al cielo. (Pazzaglia, 19, 11.)
182. Ein Esel kann mehr leugnen, als zehn Weise beweisen.
183. Ein Esel kraut den andern. – Körte, 1224; Reinsberg IV, 46.
Wenn Unwissende und Beschränkte einander gegenseitig loben.
Dän.: Det eene asen kløer det andet. (Prov. dan., 39.)
Frz.: Un barbier rase l'autre.
Lat.: Asinus asinum fricat.
184. Ein Esel klettert besser als ein Pferd. – Scheidemünze, II, 101.
185. Ein Esel lasst sich alles beregnen vnd achtet es nicht. – Henisch, 937.
D.i. »er gibt auff keine schelt- oder dröwort«.
186. Ein Esel mit dem Füllen macht viel krumme Sprünge.
Span.: Asna con pollino no va derecha al molino. (Bohn I, 202.)
187. Ein Esel mit einer vergoldeten Schabracke weiss sich mehr als ein Reitpferd mit einem Ledersattel.
188. Ein Esel mit Geld beladen, vermag alles. – Petri, II, 182.
189. Ein Esel mit Gold beladen, frisst auch nur Disteln. – Lehmann, 153, 60.
Dän.: Bær asenet en guld-sæk, dat æder dog tidselet, bær det end viin det drikker dog vand. (Prov. dan., 39.)
Frz.: Asne d'arcadie chargé d'or, mange chardons et ortie. (Leroux, I, 18.)
190. Ein Esel mit Gold beladen, ist auch nur ein Esel.
Dän.: Det er ei stort under at asenet bær en guld-sæk. (Prov. dan., 39.)
Engl.: An ass is but an ass, though laden with gold. (Bohn II, 310.)
191. Ein Esel muss keinen Psalter sagen (lesen), er ist nur zum Säcke tragen. – Petri, II, 182; Henisch, 943.
192. Ein Esel muss nicht den Löwen zum Gefährten nehmen.
Holl.: Zijt gij een ezel, neem dan geen leeuw tot medemaat. (Harrebomée, I, 190.)
[861] 193. Ein Esel muss nicht sagen wie der ander soll den Sack tragen. – Henisch, 943; Petri, II, 182.
194. Ein Esel nicht mehr versteht, wenn er auch in seidenen Strümpfen geht.
195. Ein Esel ohne Kopf braucht keinen Zaum.
196. Ein Esel sei, wer sich mit einem Esel zankt.
197. Ein Esel singt nicht wie eine Nachtigall. – Scheidemünze, I, 4193.
198. Ein Esel soll immer auf der Weide sein; denn wo er frisst, da wächst es, wo er scheisst, da düngt er's, wo er seigt, da wässert er's, und wo er sich wälzt, da zerbricht er die Schollen. – Simrock, 2193.
199. Ein Esel soll nicht Feigen essen. – Henisch, 943; Petri, II, 182.
200. Ein Esel stösst sich nicht zweimal an denselben Stein.
Frz.: Un âne ne trébuche pas deux fois sur la même pierre. (Bohn I, 60.)
Holl.: Een ezel stoot zich geen twee malen aan een' steen. (Harrebomée, I, 188; Bohn I, 313.)
201. Ein Esel stösst sich nur einmal. (Eifel.)
Wird unter auderm auf Mädchen angewandt, die zum zweiten mal zu Fall kommen.
202. Ein Esel thut nichts ungetrieben.
Lat.: Acer et ad palmae per se cursurus honores, si tamen horteris, fortius ibit equus.
203. Ein Esel trabt nicht ohne Schläge.
It.: L'asino non va mai senza bastone. (Pazzaglia, 19, 3.)
204. Ein Esel trägt keine Wolle. – Scheidemünze, I, 3613.
205. Ein Esel tregt viel guts in die Kuche vnd frist selbst Disteln. – Henisch, 939.
206. Ein Esel und ein Gauch sind es in Paris auch.
207. Ein Esel und ein Müller, ein Weinschenk und ein Füller, ein Acker und ein Pflug, ein Wasser und ein Krug, durstige Leute und guter Wein sollen allzeit beieinander sein.
208. Ein Esel weiss nicht wie viel jhm der Schwantz genutzt, als wenn ern verlohren. – Lehmann, 563, 84.
»Also ein Herr mit gesindt.«
209. Ein Esel wird angebunden, wo es der Herr haben will.
It.: Bisogna legar l'asino dove vuol il padrone. (Pazzaglia, 20.)
210. Ein fauler Esel bekommt frische (zweifältige) Schläge.
Mhd.: Dem dregen esel sal man zwefeldige slege geben. (Morolf.) (Zingerle, 29.)
Frz.: A dur asne duit (convient, il faut) esguillon. – A rude asne rude asnier. – A pesant boeuf dur éguillon. (Leroux, I, 88.)
211. Ein fauler Esel trägt sich zu Tode.
Um sich einen Gang zu ersparen.
212. Ein freiender Esel brunzt und pisst.
Die Liebesäusserungen richten sich nach der Bildungsstufe.
213. Ein fremder Esel ist mehr werth als ein vaterländisch Pferd.
Klage über Verkennung des Inländischen und Ueberschätzung des Fremden.
214. Ein geschmückter Esel i-aet auch.
215. Ein glücklicher Esel trägt oft eine goldene Monstranz.
216. Ein hinkender Esel kommt sicherer in den Stall, als ein muthiges Pferd.
217. Ein hungriger Esel achtet (des Knüttels nicht) nicht der Schläge. – Eiselein, 151; Reinsberg III, 87.
Lat.: Asinus esuriens fustem negligit. (Eiselein, 151.)
218. Ein hungriger Esel frisst jedes Stroh.
219. Ein hungriger Esel sieht eine Distel von weitem.
220. Ein lebendiger Esel ist mehr werth als ein todter Löwe (todtes Pferd).
Die Italiener schätzen ihn sogar höher als hundert todte Doctoren. (Reinsberg IV, 16.)
Holl.: Beter een levende ezel dan een dood paard. (Harrebomée, I, 187.)
It.: Val più un asino vivo che un dottore morto. (Bohn I, 131.)
221. Ein schwerbeladener Esel gehet sicher. – Gaal, 386.
Engl.: The ox when weariest treads surest. (Bohn II, 122.)
[862] 222. Ein weisser Esel ist nicht klüger als ein grauer. – Scheidemünze, II, 99.
223. Einem Esel den Kopf zwagen und einen Mohren waschen ist vergebliche Arbeit.
Frz.: A laver la teste d'un asne, l'on n'y pert que la lessive. (Leroux, I, 89.)
224. Einem Esel, der zufrieden, ist ein langes Leben beschieden.
Port.: Asno contente vive eternamente. (Bohn I, 267.)
225. Einem Esel ist, der andere mehr werth (oder: gefällt der andere besser) als ein arabisch Pferd.
Frz.: A l'asne l'asne semble très-beau. (Leroux, I, 89.)
226. Einem Esel schwindelt nicht, wenn er auch über Abgründe geht. – Scheidemünze, I, 1223.
227. Einem Esel sind drei Körner Gerste lieber, als ein Centner Gold auf dem Rücken.
228. Einem langsamen Esel ist nicht viel beschert.
229. Einem störrigen Esel gehört ein harter Treiber.
Frz.: A dur âne dur aiguillon. (Bohn I, 2.) – A rude âne rude ânier. (Bohn I, 5.) – Contre vizeus asnon vizeus asnier. (Leroux, I, 89.)
230. Einem willigen Esel packt jeder auf.
231. Einen Esel, der blos grau, führt man nicht zur Schau.
232. Einen Esel führt man nur einmal aufs Eis.
233. Einen Esel schlägt man heraus und zehn hinein. – Simrock, 2155.
234. Einen Esel versteht man in allen Sprachen. – Scheidemünze, I, 4194.
235. Eines Esels Haut auff der Trummel erfrewet das junge Volck am Tantz. – Henisch, 939.
So freuen sich die Erben über die Hinterlassenschaft eines sparsamen Arbeiters.
236. Eines Esels Rücken und eines Mönchs Gewissen tragen, was man ihnen aufladet. – Klosterspiegel, 2, 11.
237. En Iesel up der Bueterschüetele ies niks Gemeines. (Büren.)
238. Ennen allen Essel is schwôr danzen lehren. – Curtze, 319, 74.
239. Es darff kein Esel den andern ein mülthier heyssen. – Franck, II, 93a.
240. Es gehen nicht alle Esel auff vier Füssen. – Petri, II, 245; Reinsberg IV, 17.
Lat.: Sunt asini multi solum bino pede fulti. (Binder II, 3247; Eiselein, 150; Fallersleben, 477.)
241. Es gibt auch Esel ohne lange Ohren. – Reinsberg IV, 17.
Holl.: Men vind menigen ezel zonder lange ooren. (Harrebomée, I, 189.)
242. Es gibt auch viele Esel, die nur auf zwei Füssen gehen. – Eiselein, 150.
243. Es haben nicht alle Esel lange Ohren. – Winckler, X, 78; Lehmann, 917, 18.
Dän.: Alle eseler have ei lange øren. (Prov. dan., 24.)
244. Es hat dem Esel nie gut gethan, wann er ist dess Löwen Gesell gewesen. – Henisch, 942; Petri, II, 250; Eiselein, 153.
245. Es is gut, dass der Esel kaan Hörner hot. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 218.
246. Es ist besser einen Esel schlagen (treiben), als selber Säcke tragen.
Beruhigung wegen einfältiger Diener.
247. Es ist besser einen faulen Esel treiben, als das Holz selber tragen. – Winckler, XII, 11.
248. Es ist dem Esel gleich, wer ihm gibt den Streich.
249. Es ist der Esel Pflege, niemand gehen aus dem Wege. – Eiselein, 150.
250. Es ist ein dummer Esel, der vor der Krippe verhungert.
251. Es ist mancher stoltzer Esel, der nicht waiss, warumb sein mist geel ist. – Henisch, 942.
252. Es ist mehr als Ein Esel, der Martin heisst. – Simrock, 2174; Sailer, 60; Reinsberg III, 49.
Frz.: Il y a plus d'un âne à la foire qui s'appelle Martin. (Leroux, I, 90.)
253. Es ist nicht jeder ein Esel, der Säcke trägt. – Reinsberg IV, 16.
[863] 254. Es laufen mehr Esel auf zwei Beinen als auf vier. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
255. Es seind vil esel auff zweyen füssen. – Henisch, 936; Gruter, I, 38; Petri, II, 295; Reinsberg IV, 17.
Dän.: Der findes og asne paa to been. (Prov. dan., 39.)
Holl.: Men vindt menighen esel mit twee benen. (Tunn., 17, 11; Fallersleben, 477.)
256. Es seind vil esel, die nit seck tragen. – Henisch, 936; Franck, II, 184a; Gruter, I, 38; Petri, II, 295; Schottel, 1144a; Simrock, 2140; Eiselein, 150; Kirchhofer, 273; Winckler, VII, 26; Egenolff, 265a; Sailer, 59; Reinsberg IV, 6.
Dän.: Alle eseler er ikke sække-dragere. (Prov. dan., 146.)
Holl.: Men vint menighen esel, die nie sac en droech. (Tunn., 17, 11.)
It.: Si trovano molti asini, che non portano mai sacco. (Pazzaglia, 20, 6; Gaal, 380.)
Lat.: Multi sunt asini nunquam saccis onerati (Fallersleben, 478.)
257. Es sind nicht alle Esel, die einen grauen Rücken haben. – Scheidemünze, II, 99.
258. Es sind nicht alle Esel, die man Esel nennt.
Holl.: Het zijn al geene ezels, die ezels heeten. (Harrebomée, I, 478.)
259. Es stecken viel Esel in einem Fuchs. – Simrock, 12308.
260. Es stehen viel Esel im Schatten, wenn die Sonne untergegangen ist.
Frz.: Schweiz: L' ey a bin die-s-anou à l'ombrou, quand le schélà l'iest muchii.
261. Es stehet vbel, wenn man dem Esel die Bürde gross machet vnd das futter abbricht. – Henisch, 1325.
262. Es stirbt kein Esel, weil's der Rabe wünscht.
It.: A boza de corvu non morit ainu.
263. Esel braucht man überall zum Säcketragen.
264. Esel dulden stumm, allzu gut ist dumm. – Körte, 1193; Körte2, 1499; Simrock, 2187; Venedey, 161; Reinsberg, 143.
265. Esel gehen offt ins Löwen Haut. – Lehmann, 189, 6.
266. Esel haben besser glück, denn gelerte Leut. – Henisch, 943; Petri, II, 839; Melander, 592.
Lat.: Summa rudes asini rerum festigia scandunt. (Binder II, 3239; Seybold, 586.)
267. Esel haben die Ohren darum so lang, weil ihnen ihre Mutter keine Kinderhäubchen aufgesetzt.
268. Esel lebe, bis der Klee aufsprosst. – Burckhardt, 425.
Um einen Thoren zur Geduld zu ermahnen, mit Hinweisung auf die Gestaltung besserer Umstände.
269. Esel, mit Gold beladen, erobern Land vnnd Leuth. – Lehmann, 442, 97.
Dän.: Et asen med guld beladt, vinder faste stæder. (Prov. dan., 39.)
Engl.: An ass covered with gold is more respected than a horse with a pack-saddle. – An ass loaded with gold climbs to the top of a castle. (Bohn II, 68.)
270. Esel, Nüss' und böse Frauen soll man oft und wohl abblauen.
271. Esel sind zum Lasttragen da und gescheidte Leute zum Aufladen.
272. Esel spielen in allen Farben. – Scheidemünze, I, 100.
273. Esel tragen ihre Säcke stumm zur Mühle.
274. Esel und Affen lieben ihre Jungen am meisten.
275. Esel und Gaul sind ohne Peitsche faul.
276. Esel und Pferd muss man nicht zusammenspannen.
Ein schon in der mosaischen Gesetzgebung (4 Mos. 22, 10) ausgesprochener Menschlichkeitsgrundsatz.
Frz.: Il ne faut pas lier les ânes avec les chevaux. (Bohn, I, 23; Leroux, I, 88.) – On ne doit pas lier les asnes avant les chevaux. (Leroux, I, 90.)
Holl.: Een os en een ezel dienen niet aan eenen ploeg. (Harrebomée, I, 188.)
Lat.: Disparibus bubus nunquam trahitur bene currus. (Binder II, 807; Neander, 276; Seybold, 130.)
277. Esel vnd Eseltreiber haben nicht gleichen Sinn. – Lehmann, 189, 11.
278. Esel vnd Müller Knecht ohn schleg nichts machen recht. – Henisch, 243.
279. Esel vom Stande fressen selten Disteln. – Scheidemünze, I, 4200.
[864] 280. Esel, Weib und Nuss geschlagen werden muss.
281. Esel werden nur zur Hochzeit geladen, um Wasser zu tragen.
282. Esels Stimm' und Gauches Sang erkennt man ohne Ohrenzwang. – Eiselein, 151.
Mhd.: Esels stimme und gouches sanc erkenne ich âne ir beiden danc. (Freidank.) ( Zingerle, 30.)
283. Faule Esel tragen gern schwer.
284. Fette Esel wissen nicht wie die Falten im Graurock stehen. – Sprichwörtergarten, 61; Scheidemünze, I, 3633.
285. Friss, mein Esel, bei der Last, weil du Gras und Futter hast.
286. Für einen Esel ist Eulenspiegel der beste Professor. – Scheidemünze, I, 3503.
287. Für einen Esel schickt sich kein Sattel von Sammt.
288. Für einen hungrigen Esel gibt's überall eine Distel.
289. Geh mit'm Esel nach Jerusalem, er kommt als Esel wieder hêm.
Ruth.: Kto durnyi urodywsia, toj i u kijewi rozuma ne kupyt. (Wurzbach I, 117.)
290. In des Esels Sprache gibt's kein Nein. – Sprichwörtergarten, 427; Scheidemünze, I, 4280.
Nein sagen, verweigern, ist in den meisten Fällen schwieriger als Ja sagen, gewähren.
291. Ist das nicht ein rechter Esel, hat's geschrieben und kann's nicht lesen!
Dän.: Blek-spilder, som overmaler papiiret med det, som hverken han eller andre kunde læse, eller have nytte deraf. (Prov. dan., 73.)
Frz.: Il est bien âne de nature, qui ne peut lire son écriture. (Leroux. I, 90; Lendroy, 36.)
292. Je grösser der Esel, je grösser das Glück.
Holl.: Hoe grooter ezel, hoe grooter geluk. (Harrebomée, I, 189.)
293. Jeder Esel kennt die eigene Last.
294. Jeder Esel sucht sich sein Futter selbst.
295. Jedermans Esel, allermans Knecht kan nit jedem kochen recht. – Lehmann, 127, 79.
296. Jedermans Esel hat der Wolff vorm Jahr gefressen. – Lehmann, 127, 80.
297. Kannst du den Esel nicht bei den Ohren fassen, so nimm ihn beim Schwanz. – Scheidemünze, II, 100.
298. Kaufe keinen Esel von einem Mauleseltreiber und heirathe nicht die Tochter eines Schenkwirths. (Span.)
299. Kein Esel, er hat gute Freund' zu Hof.
»Herr Esel verzeihe mir, ich hab nicht gewust, dass du zu Hoff so gute Freundt hast, sagte der Bawrenbub zum Esel, als ihn ein Hofjunker getadelt, dass er das arme Thier geschlagen.« (Lehmann, 703, 69.)
300. Kein Esel kann auf einmal zween Stolze tragen.
301. Kleidete man den Esel auch in Sammet ein, er würde doch ein Esel sein.
302. Läufft ein Esel fern, er ist drumb nicht desto gelehrter. – Henisch, 945; Petri, II, 437.
303. Lass den Esel ungeschoren und bist du noch so hochgeboren!
304. Lassen wir den Esel Heu fressen!
305. Lasst den Esel Disteln fressen! – Murner, Nb.
306. Lieber einen Esel, der mich trägt, als ein Pferd, das mich abwirft. – Winckler, VI, 29.
307. Mâk dî tô'n Esel, se legg'n dî 'n Sack up. (Mecklenburg.)
308. Man darf den Esel wol beladen, aber nicht überladen.
309. Man findet manchen Esel, der nie Säcke trug. – Körte, 1207.
Holl.: Men ziet wel ezels, die nooit zakken droegen. (Harrebomée, I, 139.)
310. Man findet viel Esel, die nur auff zweyen Beinen gehen. – Oec. rur., X, 385; Körte, 1207; Reinsberg III, 141.
Holl.: Men vindt menigen ezel met twee beenen. (Harrebomée, I, 189.)
311. Man führ' den Esel nach Paris, es wird aus ihm kein Gaul gewiss.
Ein ruthenisches Sprichwort heisst: Wen man als Esel tauft, auch in Kiew Verstand nicht kauft. (Wurzbach I, 117.)
[865] 312. Man führt den Esel nur einmal über das Eis. – Eiselein, 152.
Lat.: Nemo libenter recolit, qui laesit, locum. (Eiselein, 122.)
313. Man gebe dem Esel Rosmarin, er frisst's doch für Heu.
314. Man holt Esel draussen und hat Pferde daheim.
Fremde werden oft vor Einheimischen befördert.
315. Man kann auch einen Esel so lange treiben, dass er stumpff wird vnd nicht mehr fort mag. – Henisch, 943; Petri, II, 454.
316. Man kann dean Îsel wal in 't Wâter dreiwen, ower teun (zum) Siupen ni. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 50; für Recklinghausen: Firmenich, III, 170, 19; ostfriesisch bei Bueren, 882; hochdeutsch bei Reinsberg III, 189.
Frz.: On ne saurait faire boire un âne, s'il n'a soif. (Lendroy, 40.)
317. Man kann den Esel nicht zum Saufen zwingen, wenn er keinen Durst hat.
Holl.: Men kan een' ezel niet doen drinken, of hij moet dorst hebben. – Noch vinnig slaan, noch harde dwang doet den ezel drinken. (Harrebomée, I, 189.)
318. Man kann einem Esel die Zither spielen, er wird nicht tanzen.
319. Man kann einem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die Ohren lässt er vorgucken. – Simrock, 2139; Sailer, 166; Kirchhofer, 273.
320. Man kann einen Esel an den Bach führen, ihn aber nicht zwingen zu saufen. – Schmitz, 190, 105.
321. Man kann einen Esel mit Atlasdecken behängen, er bleibt doch ein Esel. (Türk.)
322. Man kann einen Esel nicht zum Pferde prügeln.
323. Man kann einen Esel satteln, ein Reitpferd wird er aber nicht.
Holl.: Als men den ezel zadelt, dan slepen de riemen langs den grond. (Harrebomée, I, 187.)
324. Man kann wol mit 'em Esel hacken, aver nich snacken. (Holst.) – Körte, 1208.
Von einem Unverständigen und seinem Gewäsch.
325. Man kent den Esel bey den orn. – Franck, I, 16a; Gruter, I, 57.
Auch der Lette kennt ihn daran, der Italiener am Saumsattel. (Reinsberg II, 55.)
326. Man muss dem Esel die Disteln lassen und keine Wolle dafür fodern. – Winckler, VI, 56.
327. Man muss den Esel putzen, wenn man ihn hat, sagte der Bauer, als er dem Domherrn den Kiltgang zur Frau mit dem Striegel segnete. – Klosterspiegel, 67, 6.
328. Man muss nicht einen Esel und einen Ochsen zugleich an den Pflug (Wagen) spannen. – Scheidemünze, II, 33.
329. Man nennt nicht alle Esel Grauchen.
Holl.: Alle ezels heten geen graauwtje. (Harrebomée, I, 187.)
330. Man rufft den Esel nit ghen Hof, er sol dann seck tragen. – Franck, II, 90b; Tappius, 132b; Gruter, I, 58; Petri, II, 462; Lehmann, 189, 2; Henisch, 943; Oec. rur., 385; Winckler, I, 22; Blum, 420; Pistor., III, 94; Simrock, 2141; Eiselein, 151; Körte, 1209.
Holl.: Men roept den esel niet tot hove, dan als hi wat draghen moet. (Tunn., 17, 13; Harrebomée, I, 189.)
Lat.: Asinus in aula fovetur solum propter saccos portandos. (Eiselein, 151.) – Pondera brunellos portanda vocant et asellos. – Propter portanda vocatur asellus in aula. (Fallersleben, 479.)
331. Man schlägt Einen Esel heraus und zehn hinein.
332. Man soll den Esel nicht vbergürten (überladen). – Petri, II, 466; Simrock, 2181.
333. Man würde eher einen todten Esel zum Schreien bringen, als Geld vom Geizhals erhalten.
334. Man zieht den Esel bei den Ohren, wenn man den Reiter nicht erlangen kann.
335. Manch Esel trägt ein heilig Käpplein.
Dän.: Med en hellig kappe fra Mecca tempel bliver tit et esel dækket. (Prov. dan., 146.)
336. Manch Esel trägt viel schweren Sack, weil er ihm nicht entrinnen mag. – Renner.
337. Mancher kan seinem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die ohren läst er gucken. – Lehmann, 820, 26.
[866] 338. Mancher muss den Esel theuer kaufen, den er als Geschenk ausschlug.
339. Mancher muss lang den Esel tragen, biss er jhme abgeladen wird. – Lehmann, 83, 71.
340. Me kann keinen Iesel singen lehren äs 'ne Nachtigall. (Westf.)
341. Me sall sick nit innen Iesel flicken, süss maut me Säcke driägen. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 143.
342. Me twinget wuol en Iesel int Water, awwer nitt, dat he süpet. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 79, 331.
343. Mit Eseln fängt man keine Hasen.
Mhd.: Swer mit dem esele leuwen jaget ûf breitem gevilde, dâ verzîhe ich mich des teiles an der hut, od er wart nie wilde. (Zingerle, 30.)
Holl.: Dat zal op de hazevangst gaan, zei de boer, en hij haalde zijn' ezel voor den dag. (Harrebomée, I, 187.)
344. Nennt man dich einen Esel, so lege dir einen Sattel auf! (Rabbin.)
345. Nicht alle Esel haben lange Ohren.
It.: Si trovano molti asini senz' orecchie lunghe. (Pazzaglia, 236, 5.)
Lat.: Sub pallio latet Davus. (Binder II, 3225; Schreger, 22.)
346. Obschon eyn Esel weyt leufft, darumb ist er desto gelerter nit. – Tappius, 32b.
347. Sanct-Othmar's frommer Esel ist im Marstall von Sanct-Gallen ein wilder Hengst worden. – Klosterspiegel, 42, 9.
348. Säu de Iesel, säu de Driywer. (Westf.)
349. Schicke einen Esel nach Livland und eine Katze nach England, so wird der erste iaen, wenn er wiederkommt, und die andere miauen.
350. Schickt man den Esel über den Rhein, so kommt ein Langohr wieder heim. (Frankenwald.)
351. Sey vnd bleib ein Esel in deinem Stand, so kannstu jrrn vnd ergern gar niemand. – Mathesy, 233b.
352. So lange der Esel beim Futtersacke steht, gumpet er. – Parömiakon, 2078.
353. So lange der Esel schreien wird, wird Kuttenberg glücklich sein. (Böhm.) – Reinsberg VI, 81.
354. So lange der Esel trägt, wird er vom Müller gepflegt. – Simrock, 2148; Sailer, 178.
355. Sollt' es nicht ein Esel merken, wenn ein Karren das Pferd zieht? – Eiselein, 362.
356. Spasse mit dem Esel und er schlägt dir mit dem Schwanze ins Gesicht.
357. Spiele einem Esel und er wird dazu furzen.
Frz.: Chante à un baudet, il te fera un pet. – Chantez à l'âne et il vous ferra (frappera) des pieds. (Leroux, I, 92.)
358. Treibe den Esel zum Grabe des Propheten, er bleibt ein Esel bei allem Beten.
359. Verlangt jemand deinen Esel, so gib ihm auch den Sattel dazu.
360. Viel Esel machen die Last leicht.
Holl.: Veel ezels maken den last ligt. (Harrebomée, I, 189.)
361. Vierley Esel seynd in der Welt: Maulesel, Fullesel, gemacht Esel vnnd selbst gewachsen Esel. – Gruter. III, 91; Lehmann., II, 802, 95.
362. Vom Esel kann (muss) man nicht Wolle fordern. – Blum, 527; Simrock, 2176; Reinsberg II, 60.
Man kann keinem etwas abfordern, was er nicht zu geben im Stande ist, niemand zu Arbeiten bestimmen, zu denen die Natur ihm Fähigkeit versagt hat.
363. Von einem todten Esel kann man keine Rosinen lesen.
Frz.: Tire des pets d'un âne mort. (Leroux, I, 91.)
364. Von Eseln kommen wol Maulthiere, aber keine Pferde. – Scheidemünze, I, 4447.
365. Vornehme Esel tragen schöne Decken. – Scheidemünze, I, 311.
366. Wahr di, wann du op'm Iesel sittest, wo sik twei Weage scheiet. (Westf.)
367. Während sich der Esel bedenkt, kann der Müller heirathen. (Eifel.) – Schmitz, 193, 147.
368. Wann de Essel op de Müll kitt, dann säd ha: î-ô. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 28; hochdeutsch bei Simrock, 2149.
Um einem Groben Höflichkeit zu empfehlen.
[867] 369. Wann de Ess'le rammele, dann gitt et gôt Wedder. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 94.
370. Wann de Iesel grötter wärt, äs de Stall, dann daüt me den Stall in den Iesel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 71, 140; Firmenich, I, 344, 1.
371. Wann der Esel nicht sein volle Last tregt, so wirdt er kranck. – Henisch, 944; Petri, III, 13.
372. Wann der Esel nit will säck tragen, so schlegt man jhn. – Henisch, 944; Petri, II, 634.
It.: L'asino non va se non col bastone. (Gaal, 388.)
373. Wann sik de Iesels frangelt1, giet et anner Wear. (Westf.)
1) Frangen, frangeln = ringen. Verstärkung des anlautenden r findet im Niedersächischen durch w, im Westfälischen durch f statt.
374. Wanns dem Esel vbel gehet, so will er durch die erden fallen, ist jhm wol, so geht er auffs eiss tantzen. – Henisch, 944.
375. Wären die Esel eitel, es stände schlimm um der Müller Scheitel.
376. Was der Esel als Klugheit verehrt, wird vom Fuchs für Dummheit erklärt.
377. Was die Esel nicht wissen, werden ihnen die Füchse schon sagen. (Fries.)
Holl.: Dat de ezels niet weten, zullen de vossen hem wel leren. (Harrebomée, I, 187.)
378. Was ein guter Esel werden will, der grieset schon im Mutterleibe.
379. Was hilft eim Esel, dass er trägt viel Harffen. – Frommann, IV, 466; Reinsberg III, 60.
Lat.: Asinus ad lyram auscultator. (Eiselein, 152.)
380. Was soll der Esel unter Affen.
Holl.: Wat doet de ezel onder de apen.
381. Was soll ein Esel mit der Muskatnuss und die Kuh mit dem Riberli? – Kirchhofer, 273.
382. Was soll einem Esel ein Psalter, was sollen einer Saw Muscaten. – Henisch, 938.
Frz.: Qu'a, de commun l'âne avec la lyre? – Ung asne n'entend rien en musique. (Leroux, I, 91.)
383. Was thut der Esel mit der sackpfeiffen? – Franck, I, 2b; Henisch, 938; Simrock, 2170; Körte, 1212; Reinsberg III, 60.
Holl.: Wat doet de ezel met de zakpijp? (Harrebomée, I, 189.)
Lat.: Nihil cum fidibus graculo, nihil sum amaracino sui.
384. Was von mir ein Esel spricht, das acht' ich nicht. – Körte, 1206.
Der zum Sprichwort gewordene Schluss einer Gelert'schen Fabel.
Lat.: Asinos non curo. (Binder II, 255; Faselius, 22; Philippi, I, 43; Wiegand, 424.)
385. Was wie ein Esel schreit, ist niemals eine Nachtigall.
Span.: Asno sea quien á asno vocea. (Bohn I, 203.)
386. Wat ens1 en Iessel ies, weerd2 kain Piard. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 13.
1) Einmal.
2) Wird.
387. Weh den Eseln oder Pferden, so die Bettler reiten werden. – Simrock, 1054; Eiselein, 74; Reinsberg III, 120.
388. Weil der Esel nicht wolt nasse Heut tragen, muste er hernach Ziegel tragen. – Mathesy, 235a.
389. Weil der Esel tregt, ist er dem Müller lieb. – Henisch, 943.
390. Welcher Esel die Paucken nicht kan schlagen, muste die Säck zur Mühle tragen. – Lehmann, II, 868, 121; Gruter, III, 102.
391. Wem der Esel gehört, der hält ihn beim Schwanze.
Frz.: A qui est l'asne si le garde. – A qui est l'asne si le tienne par la queue. (Leroux, I, 89.)
392. Wen ein Esel liebkost, der bekommt blaue Flecke.
Holl.: Als de ezel iemand liefkoost, zoo schopt hij hem blaauwe leden. (Harrebomée, I, 187.)
393. Wen ein Esel mit Koth besprützt, der solls trocken aussreiben. – Lehmann, 590, 15.
D.h. »nicht rechen, sonst ist einer so witzig als der ander.«
394. Wen jeder ein Esel heisst, der muss i-a schreien.
Holl.: Als ieder roept, dat gij een ezel zijt, zoo gagel. (Harrebomée, I, 197.)
[868] 395. Wenn auch der Esel in den Spiegel sieht, er behält seine Ohren.
396. Wenn auch der Esel Schimmel heisst, so ist er noch kein Pferd. – Scheidemünze, I, 4196.
397. Wenn de Esel sîn dragt hett1, so wêt he, wo he geit. (Holst.)
1) So viel er zu tragen vermag. – So weiss er wol zu gehen, denn wenn man ihm zu viel 'aufladet, so steht er still.
398. Wenn de Esel wyt löpt, is he detwegen nich gelehrt. – Körte, 1222.
399. Wenn deinem Esel Hörner wachsen, so säge sie geschwind ab; damit du nicht seine Stösse empfindest. (Aegypt.)
400. Wenn dem esel zu wol ist, so gehet er auffs eyss tantzen vnd brichet ein beyn. – Agricola I, 81; Latendorf, 129; Tappius, 219a; Gruter, I, 73; Henisch, 943; Lehmann, II, 826, 21; Oec. rur., X, 385; Körte, 1204; Schottel, 1130a; Petri, II, 632; Richard, 381; Blum, 414; Bücking, 142; Siebenkees, 213; Simrock, 2159; Luther, 140; Eiselein, 156; Sailer, 156; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 122; Schmitz, 184, 20; altmärkisch bei Schwerin, 56; für Iserlohn: Woeste, 70, 137; für Hannover: Schambach, 94; für Schlesien: Frommann, III, 248, 230 u. Gomolcke, 1080; für Paderborn: Firmenich, I, 362, 17.
Mhd.: Swemme dem esel ist ze wol, sô gêt er tantzen ûf daz îs. (Zingerle, 29.)
Frz.: Quand on est bien on ne peut s'y tenir.
Holl.: Als het den ezel te wel gaat wil hij op het ijs dansen, en breekt een been. (Harrebomée, I, 187.)
Lat.: Luxurians asinus saltando comminuit crus. (Gaal, 381.) – Lydo viro negotium non erat. (Binder II, 1728; Seybold, 288; Tappius, 218b.)
401. Wenn dem Esel zu wohl ist, so gumpet1 er. – Simrock, 2158; Körte, 1203.
1) Vom mittelhochdeutschen gimpen = hüpfen, springen, besonders aus Scherz und Muthwillen. (Frommann, I, 95.) Das Herz gumpet mir vor Freude; er hat vergumpet = den Leichtsinn abgelegt. Er hat sein Geld vergumpet. (Stalder, I, 495; auch Schmeller I, 48.)
402. Wenn der Esel anfengt sein Tantz, so helt man jhn nicht bey dem Schwantz. – Brandt, Nsch., 25; Eiselein, 152; Petri, II, 634.
Wir verbinden in der Regel mit dem Namen Esel den Begriff Dummheit und Plumpheit. In Betreff der erstern thun wir ihm wol so unrecht wie der Gans, die ebenfalls klüger ist als ihr Ruf. Im Reineke hat, der Esel nur eine Statistenrolle, er greift nirgends in die Handlung selbst ein. Reineke erzählt nur ein Stücklein von seiner »dwâsheit«. Bei Burkard Waldis hat er das Amt zu Tisch zu blasen. Sein Name ist Baldewyne, den er schon vor 1215 führt. Baldewein heisst der »kühne, zuversichtliche Geselle«; eine sehr passende Bezeichnung des Esels, wenn man balt nicht sowol in dem Sinne von audax (kühn, muthig) als von confisus (zuversichtlich, froh) nimmt. Alle Geschichten von ihm, wie eine Menge Sprichwörter, wozu das vorstehende (s. auch Nr. 186, 374, 401, 453 u.a.) gehört, bezeugen, dass der Esel sich gern einer ausgelassenen, dummen, unbesorgten Fröhlichkeit hingibt. Sein Geschrei wird als ein hügeliet (Freudenlied) angesehen, als ein Jauchzen; und trotzdem, dass er »vbel gespeiset und wol geschlagen« wird, bleibt er, bricht er auch gelegentlich einmal in Klagen aus, in geduldiger, selbstzufriedener, unverwüstlicher Heiterkeit. (Vgl. Lübben, Die Thiernamen in Reineke Vos, S. 43.)
403. Wenn der Esel auch eine Löwenhaut (Purpurdecke) trägt, die Ohren gucken vor. – Scheidemünze, I, 3136.
Dän.: Klæder man asenet i løve-huden, saa forraades der dog af ørene.
404. Wenn der Esel auch noch grössere Ohren hätte, er würde nicht feiner hören.
Holl.: Al hadt een ezel ook drie ooren, zoo kon hij nogtans niet veel hooren. (Harrebomée, I, 187.)
405. Wenn der Esel den Schwanz verloren, dann weiss er, wie viel er werth ist.
It.: L'asino non conosce la coda se non quando non l'ha piu. (Pazzaglia, 20.)
406. Wenn der Esel den Stall (die Krippe) merkt, so geht er ohne Stock.
Port.: Asno máo, junto de casa corre sem páo. (Bohn I, 267.)
407. Wenn der Esel die Ohren schüttelt, so wird ihm der Kopf gewaschen. – Kehrein, VI, 28.
Oder: Dann gibt's Regen. Um zu sagen, der Dumme darf sich nicht sehr rühren, am wenigsten opponiren.
[869] 408. Wenn der Esel ein Amt hat, schreit er aus Dur. – Scheidemünze, I, 1256.
409. Wenn der Esel fehlt, muss man nicht auf den Sattel klopfen.
410. Wenn der Esel Gras hat, schreit er nicht.
411. Wenn der Esel gut gefüttert ist, sorgt Gott für ihn.
Ein türkisches Sprichwort sagt: Zuerst binde deinen Esel an, dann kannst du ihn Gott empfehlen. (Reinsberg II, 39.)
412. Wenn der Esel Hörner hätt' un der Ochs wüsst' vun seiner Kraft, hätt' die Welt kaan Kijum (keinen Bestand). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 218.
413. Wenn der Esel Hörner verlangt, verliert er auch die Ohren.
414. Wenn der Esel Hunger hat, frisst er Spreu (oder: frisst er jedes Stroh).
Holl.: Als een ezel honger heeft, eet hij, wat zijn meester geeft. (Harrebomée, I, 187.)
It.: Lo asino che ha fame mangia d'ogni strame. (Pazzaglia, 112, 7; Bohn I, 72.)
415. Wenn der Esel im Koth steckt, hilft ihm niemand heraus.
416. Wenn der Esel in den Brunnen gefallen, deckt man ihn zu.
Hat seinen Ursprung von dem Eselsbrunnen in Leipzig, von dem die Sage erzählt: Ein Eseltreiber trieb einst seine beladenen Esel nach der Angermühle und einen derselben betraf das Unglück, in den damals noch unbedeckten Brunnen zu fallen. Er kam jedoch wohlerhalten auf dem Grunde des Brunnens an und zwar so, dass sogar nicht einmal der Sack ihm vom Rücken gefallen war. Die Leipziger machten jetzt nicht nur einen Zaun um den Brunnen; sie deckten ihn auch ein, und verewigten überdies den geschickten Fall durch ein Denkmal, um das jedoch die Stadt durch das Abtragen der Stadtmauer gekommen ist. (Vgl. Städtewahrzeichen, in der Illustrirten Zeitung, Nr. 707.)
417. Wenn der Esel in den ersten zehn Jahren keinen Schwanz kriegt, bleibt er gewiss ein Mutz. – Winckler, X, 77.
418. Wenn der Esel in die Mühle kommt, sagt er I-a. – Reinsberg IV, 39.
Aus der Anstandslehre der Esel.
419. Wenn der Esel lenkt, so fällt der Wagen um. – Scheidemünze, I, 1276.
420. Wenn der Esel meint, ein Pferd zu sein, darf er blos über einen Graben springen.
It.: Chi asino è, e cavallo si crede, al saltar del fosso se n' avvede. (Pazzaglia, 20.)
421. Wenn der Esel mit dem Fuchs streitet, hat er unrecht. – Scheidemünze, II, 99.
422. Wenn der Esel mit Gold beladen ist, gehen ihm alle Thüren auf.
423. Wenn der Esel nicht will, so muss er. – Blum, 418; Simrock, 2152.
Mhd.: Man sol den esel blûwen, so er den guoten weg wil schûwen. (Morolf.) (Zingerle, 29.)
Ung.: Kecske, se menne a vásárra, ha nem hajtanák. (Gaal, 388.)
424. Wenn der Esel satt ist, sieht er die Disteln nicht. – Scheidemünze, II, 99.
Frz.: A ventre soul cerises amères.
It.: Colombo pasciuto ciregia amara.
425. Wenn der Esel schreit, bringt man ihm Disteln und Schläge. – Scheidemünze, I, 339.
426. Wenn der Esel schreit, frisst er nicht.
It.: Asino che ragghia poco fieno mangia. (Bohn I, 72.)
427. Wenn der Esel seine Last (Tracht) hat, weiss er, wie er gehen soll. – Pistor., III, 96; Estor, I, 480; Blum, 724; Simrock, 2157; Körte, 1200; niederdeutsch bei Eichwald, 449.
It.: La soma la bestia doma. (Pazzaglia, 94, 1.)
Ung.: Tudja minden szamár a maga terhét. (Gaal, 385.)
428. Wenn der Esel stürzt, so schimpfe nicht auf den Sattel!
429. Wenn der Esel über Hitze klagt, so friert die Schlange. – Scheidemünze, I, 130.
430. Wenn der Esel von Disteln hört, scharrt er im Sande.
431. Wenn der Esel vor dem Fuchse spielt, so hat er mehr Gelenk, als wenn er Säcke zur Mühle trägt.
Holl.: Als een ezel speelt voor vos, gaan straks al zijn banden los. (Harrebomée, I, 187.)
[870] 432. Wenn der zahme Esel den wilden i-aen hört, so hält er dessen Stimme für unmelodisch. (Aegypt.)
433. Wenn die Esel einander krauen, dann bleibt die Liebe im Lande.
Von einfältigen, unwissenden Leuten, die einander schmeicheln.
Holl.: Als de ezels malkander kraauwen, dan blijft de liefde in het land. (Harrebomée, I, 187.)
434. Wenn die Esel reisen, so ist's um die Disteln am Wege geschehen. – Bacmeister, 97.
435. Wenn die Esel reiten, so kommt schlecht Wetter. – Kirchhofer, 273.
436. Wenn dir einer auf einem Esel begegnet, so sage: Erlauchter Herr, wie schön ist dein Pferd! (Arab.)
Vgl. über die Höflichkeit der Araber des nördlichen Afrika Ausland, 1858, S. 41.
437. Wenn du dem Esel singst, so wird er mit Blähungen (Winden) antworten.
438. Wenn ein Esel den andern kraut, so bleibt der Dienst in der Freundschaft (Verwandtschaft).
439. Wenn ein Esel in den Spiegel sieht, so guckt kein Apostel heraus.
440. Wenn ein Esel schreit, so schreien sie alle. – Scheidemünze, I, 2365.
441. Wenn er an Esel ginge, würd' er nicht aus der Art heirathen. – Eiselein, 150.
442. Wenn man den Esel nach Rom schickt, so kommt er mit Eselsgeschrei wieder. – Körte, 1223; Reinsberg V, 159.
Die Serben führen ihn nach Jerusalem und die Perser sagen: Wenn man einen Esel nach Mekka führt, so kehrt er stets als ein Esel zurück, ohne Ablass erhalten zu haben. Oder: Lass selbst den Esel Jesu nach Mekka gehen, wenn er zurückkommt, wird er doch ein Esel sein. (Reinsberg VI, 98.)
Dän.: Et esel kand blive fort til Mecca og kommer dog en esel tilbage. (Prov. dan., 146.)
Holl.: Zend een' ezel naar Liefland, hij zal giegagen, als hij t' huis komt. – Zendt men een' esel naar Parijs, men krijgt hem weder, even wijs. (Harrebomée, I, 190.)
443. Wenn man den Esel nennt, so kommt er gerennt. (Salzburg.)
444. Wenn man den Esel überfüttert, so fängt er an zu gumpen. – Parömiakon, 2982.
445. Wenn man den Esel übergürtet, so farzt er. (Nürtingen.)
446. Wenn man den Esel vberlädt, so fält er im Koth. – Lehmann, 278, 49.
447. Wenn man dich für einen Esel hält, so schrei wie ein Esel.
448. Wenn man die Esel auf die Säcke ladet, geht alles widerwärtig. – Winckler, XII, 98.
449. Wenn man einem Esel gleich ein Lewen oder Beeren Haut anzöge, so blieb er doch ein Esel, das weissen seine Ohren vnd Gesang. – Petri, II, 665.
450. Wenn man einen Esel schlegt, so schlegt er wieder. – Lehmann, 130, 20.
451. Wenn seck de Esels weltert1, gift et slecht Weer2. (Hannover.) – Schambach.
1) Wälzen.
2) Wetter.
452. Wenn sich der Esel unter die Musikanten mischt, bekommt er den Takt zwischen die Ohren. – Parömiakon, 2722.
453. Wenn 't de Esel to gôd hett, so geit he up't Iis un brêkt 'n Bên. – Bueren, 1253.
454. Wenn zwei Esel einander unterrichten, wird keiner ein Doctor. – Körte, 1200, 1509; Simrock, 2168; Kirchhofer, 274; Reinsberg IV, 46.
Holl.: Als twee ezels elkander onderwijzen, dan verkrijgt geen hunner de doctorale waardigheid. (Harrebomée, I, 187.)
455. Wenn's dem Esel vbel gehet, so wil er durch die Erde fallen, ist jhm wol, so gehet er auffs Eys tantzen. – Petri, II, 671.
456. Wer als Esel fortgeht, schreit als Esel, wenn er wiederkehrt. – Reinsberg IV, 39.
457. Wer als Esel geboren ist, stirbt nicht als Pferd.
Holl.: Die ezel geboren is, moet ezel sterven (zal geen paard sterven). – Die hier een ezel is, zal geen paard wederkeeren. (Harrebomée, I, 188.)
[871] 458. Wer auf kleinem Esel reitet, fällt nicht tief.
Der Türke sagt: Auf niedrigem Esel ist bequem reiten. (Reinsberg II, 84.)
459. Wer dem Esel das Futter abbricht und die Bürde grösser macht, hat die Wirthschaft übel ausgedacht.
460. Wer dem Esel den Kopf zwagt (wäscht), der verlieret Wasser, Seiff vnd arbeit (oder: Lauge, Müh' und Seife). – Lehmann, 537, 7; Winckler, VII, 64; Reinsberg IV, 36.
Holl.: Die een ezelshoofd wil wasschen, verspilt zijn water en zijne zeep. (Harrebomée, I, 188.)
It.: Chi lava la testa all' asino perde il tempo e la lisciva. (Pazzaglia, 20.)
461. Wer dem Esel jeden Stoss wiedergeben will, der hat doppelt Weh.
462. Wer den Esel barbiert, hat eine Arbeit (Geschäft), die schlecht rentirt.
463. Wer den Esel besingt (kraut), bekommt Fürze zur Antwort.
Holl.: Eens ezels dankbarheid is veesten en schoppen. (Harrebomée, II, 365.) – Zing voor den ezel, hij zal u bevijsten. (Harrebomée, I, 190.)
464. Wer den Esel nicht klopfen (prügeln, schlagen) kann, der klopft (prügelt) den Sattel. – Bücking, 294.
It.: Qui non podet iscuder ad su caddu iscudet ad sa sedda.
465. Wer den Esel stachelt, bekommt Hufschläge als Trinkgeld.
466. Wer den Esel zu hart beschwerd, der felt mit dem last zu der Erd. – Eyering, I, 27.
467. Wer den Esel zur Arbeit treiben muss, hat so viel Mühe, als thäte er die halbe Arbeit selbst.
468. Wer die Esel stiehlt, kann sie gut wohlfeil verkaufen.
Was kümmert's den, der die Esel stiehlt, sagen die Aegypter, sie für je einen Dirhem wieder zu verkaufen! (Burckhardt, 116.)
469. Wer ein Esel ist und bildet sich ein, er sei ein Hirsch, der sehe sich vor Grabensprüngen vor. – Winckler, VIII, 4.
470. Wer einen Esel reitet, kommt eher ins Todte Meer als in den Teich Bethesda. – Sprichwörtergarten, 322; Scheidemünze, I, 596.
Frz.: Qui à asne tient à asne vient. (Leroux, I, 50.)
471. Wer kan allen Eseln das Maul stopffen! – Schuppius.
472. Wer mit Eseln geht, den will man auch mit Disteln füttern. – Scheidemünze, II, 100.
473. Wer mit faulen (lamen) Eseln Pflugen muss, dem ist vbel gnug geflucht. – Henisch, 941; Petri, II, 736.
474. Wer seinen Esel in die Mühle schickt, braucht nicht selbst zu gehen.
Frz.: Assez va au molin qui son asne y envoie. (Leroux, I, 89.)
Lat.: Ad molendinum satis it, qui asinum suum mittit. (Bovill, II, 184.)
475. Wer sich zum Esel macht, dem will jeder seinen Sack aufladen. – Simrock, 2143; Körte, 205.
Der Russe sagt: Wer sich zum Eisen macht, aus dem wird man Bolzen drehen. (Reinsberg, III, 146.)
476. Wer sich zum Esel macht, den will jedermann reiten. – Lehmann, 118, 10; Sailer, 285.
Dän.: Hvo sig giør til æsel, ham vil hver mand ride. (Prov. dan., 15.)
477. Wer sich zum Esel macht, der muss Esels arbeit thun. – Lehmann, 39, 57.
478. Wer sich zum Esel macht, muss die Säcke allzeit tragen. – Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 245; Simrock, 2142; Steiger, 252; Eiselein, 153.
479. Wer vom Esel begehret Schmär, der wird dick von ihm geschlagen schwer. – Kirchhofer, 273.
480. Wer weiss wo der Esel ist, wenn's Disteln (Klee) gibt.
Lebe, mein Esel, sagen die Neugriechen, damit du Klee und im August Weintrauben essen kannst. Und die Aegypter: Lebe, Esel, bis der Klee aufsprosst. (Reinsberg IV, 32.)
481. Wer wird den Esel mit Gerste (Honig) füttern!
Holl.: Wat zal een ezel honig eten. (Harrebomée, I, 189.)
It.: L'orzo non è fatto per gli asini. (Gaal, 389.)
[872] 482. Wer zum Esel geboren, chund nit ufs Ross. (Luzern.)
483. Wer zum Esel ist geboren, der behält seine Ohren. – Winckler, V, 92.
Holl.: Die een ezel geboren is, behoudt zijne ooren. – Die eens een ezel wordt, gaat altijd met lange ooren. (Harrebomée, I, 188.)
484. Wie den Esel, so den Drîwer. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 13.
485. Wie der Esel den Rossmarkt, so ziert der Bettelmönch den Priesterstand. – Klosterspiegel, 27, 14.
486. Wie der Esel mit dem Kopf an die Wand stösst, so bekommt er die Beulen.
487. Wie der Esel schreit (i-aet), so trägt er auch seine Säcke. – Sprichwörtergarten, 390; Scheidemünze, I, 3599.
488. Wie der Esel, so der Sporn.
Frz.: Tel asnon, tel aguillon. (Leroux, I, 91.)
489. Wie man den Esel an die Wand malt, erhält man ihn zurück.
490. Wie man einen Esel mehr bitt; wie er härter tritt. (Eifel.) – Schmitz, 190, 104.
491. Will'n unsen Esel bî'n Swans krigen, säd' de Köster, dar ging he 'rut tô'n Pissen. (Hamburg.) – Hoefer, 634.
492. Wir sind alle als Esel Christi gezeichnet, das Kreuz auf dem Rücken, sagte der Mönch. – Klosterspiegel, 27, 13.
493. Wo de Essel fällt, do steht hei widder up. – Curtze, 354, 501.
494. Wo de Iesel boeren is, doa wêrt e nit kraoünet. (Westf.)
495. Wo der Esel an die Krippe gebunden ist, da muss er fressen. – Hollenberg, II, 81.
Man legt dies Sprichwort Friedrich dem Grossen von Preussen in den Mund, indem er nach dem Siebenjährigen Kriege einer verarmten Commissars-Witwe gesagt haben soll: »Ich hatte ja den Esel an die Krippe gebunden, warum hat er denn nicht besser gefressen.« Es ist nämlich bekannt, dass die Herren Kriegscommissare nicht blöde sind, um sich ein Profitchen zu machen; und darauf spielte der König an.
496. Wo der Esel einmal gefallen ist, da fällt er nicht wieder.
497. Wo der Essel sich eimôl gestossen hät, do hööt hä sich zom zweite mol. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 154.
498. Wo die Esel kriegen herrschopeyen, da sihet man selten viel gedeyen. – Petri, II.
499. Wo ein Esel den andern fallen sieht, da geht er nicht hin. – Bacmeister, 97.
Mhd.: Swâ ein esel den andern siht vallen, dar enkumt er niht. (Freidank.) (Zingerle, 29.)
500. Wo ein Esel den andern reit't, da ist wahrlich kein Ehrenstreit.
Lat.: O miserum bellum, dum tondit asellus asellum.
501. Wo ein Esel eingeht, kommt auch ein Esel wieder heraus. – Scheidemünze, II, 100.
502. Wo hat der Esel ein Hemd an? – Eiselein, 151.
503. Wo man die Esel krönt, ist Statt und Land gehönt. – Lehmann, 180, 10; Henisch, 944; Petri, II, 811; Wurzbach II, 96; Simrock, 2137; Eiselein, 150; Körte, 1196; Sailer, 60; Bacmeister, 97.
In Reineke Fuchs, übertragen von W. Soltau (Berlin 1852) heisst die hierauf bezügliche Stelle (Buch 3, Kapitel 9): »Wo Esel stehn am Regiment, da nimmt es nie ein gutes End'. Sie wissen nicht dem Staat zu rathen, und suchen nur sich selbst zu baten. Doch ist es leider zu bekannt, sie nehmen stets mehr überhand.«
Mhd.: Swâ man den esel kroenet, dâ ist daz lant gehoenet. (Freidank.) (Zingerle, 29.)
Frz.: Un roi non lettré est un âne couronné. (Venedey, 165.)
504. Wo sich der Esel einmal stösst, da nimmt er sich in Acht. – Blum, 422; Simrock, 2163; Reinsberg III, 96.
Engl.: Hang a dog on a crab-tree and he'll never love verjuice. (Gaal, 383.)
Frz.: Chien échaudé ne revient pas en cuisine. (Gaal, 383.)
It.: Dove l'asino casca una volta, non vi casca più.
505. Wo sich der Esel walet (wälzt), muss er die Haut lassen. – Kirchhofer, 273.
Hat gleichen Sinn mit dem folgenden Sprichwort.
[873] 506. Wo sich der Esel wälzet, da muss er Haare lassen. – Simrock, 2177; Grimm, Rechtsalt., 627 u. 873; Eiselein, 152; Hillebrand, 232; Kirchhofer, 273; Lehmann, 128, 99; Graf, 437, 313.
Altdeutscher Rechtsgrundsatz zur Bestimmung des forum delicti, d.h. darüber, welchem von mehrern Gerichten das Urtheil über ein begangenes Verbrechen zusteht. Er bestimmt, dass die That da gerichtet wird, wo sie geschehen ist; denn der entheiligte Boden muss gesühnt werden. (Grimm, Wb., I, 463 u. 491.) In Luzern sagt man: Wo der Esel wahlet, lod er d' Hoor. – Wahlen oder walen = sich wälzen, sich umewalen = sich auf dem Boden herumwälzen, verwalen = durch Walen in Unordnung bringen. (Stalder, II, 432.)
Mhd.: Wâ sich der esel welzet, daz ist wâr, dâ blûwet furze oder hâr. (Morolf.) (Zingerle, 29.)
507. Wo sich der Esel zweimal gestossen, hütet er sich vorm dritten mal.
508. Wo sik de Iesel einmal stött, doa wahrt 'e sik tom twedden moal.
509. Wohin der Esel gat, daselbst hin muss auch die Bürd. – Henisch, 944.
510. Wu segt de Iesel, wanne in de Müele küemt? Hei segt: i-a. (Büren.)
Vorwurf für jemand, der beim Hereintreten nicht grüsst.
511. Zieht ein Esel über den Rhein, kommt ein I-a wieder heim. – Simrock, 2166; Eiselein, 150.
Die Letten sagen: Schicke den Eber nach Indien, es kommt kein Elefant zurück. Und die Russen: Sende ein Kalb nach Moskau, es wird ein Ochs wiederkommen. (Reinsberg IV, 40; V, 101.)
Mhd.: Ist er ein esel oder gouch dazselb ist er ze Pârîs ouch. (Boner.) (Zingerle, 30.)
512. Zwei Esel machen eine Karavane und zwei Weiber einen Divan. (Türk.)
*513. Auf demselben Esel reiten.
*514. Auf einem hölzernen Esel reiten.
*515. Auff den esel sitzen. – Luther's Ms., 2.
*516. Auff den Esel sitzen vnd denselben suchen. – Henisch, 937.
*517. Beim Esel Wolle suchen.
Da etwas suchen, wo es nicht zu finden ist.
Lat.: Ab asino lanam (petere). (Binder II, 22; Philippi, I, 1; Seybold, 1.) – Asini lanam quaerere. (Binder II, 254; Buchler, 182.)
*518. Da hat der Esel ein Pferd geworfen.
*519. Das würde ein Esel begreifen.
Frz.: Un asne y mordroit. (Leroux, I, 91.)
*520. Dat ies, äs en Iesel up der Bueterschüetele (gemalt). (Westf.)
*521. De Iesel heat 'n ut der Wand slagen. (Westf.) – Woeste, 91, 215; für Meurs: Firmenich, I, 403, 204.
Er ist unehelich geboren.
*522. De Iesel is all1 heriut. (Westf.)
1) Bereits, schon. – Die grauen Haare sind da.
*523. Dem Esel Beiner geben. – Henisch, 934.
*524. Dem Esel ein harpff (Laute) geben. – Henisch, 942; Winckler, V, 79; Körte, 1233.
Holl.: Men geeft den ezel de harp. (Harrebomée, I, 189.)
*525. Dem Esel ein pfeiffen geben. – Franck, I, 18 b.
*526. Dem Esel eine Löwenhaut umthun. – Körte, 1213.
*527. Dem Esel griechisch lehren.
Von vergeblicher Arbeit.
Frz.: Autant vaudrait se battre la tête contre un mur.
*528. Dem Esel singen. – Henisch, 938.
»Vnnutz ding thun.«
*529. Den Esel barbieren. – Reinsberg IV, 36.
*530. Den Esel beim Schwanz aufzäumen.
Etwas verkehrt anfangen.
Frz.: Brider son âne par la queue. (Lendroy, 43.)
*531. Den Esel beschlagen, um auf den Narrenberg zu reiten. – Narrenspiegel, 94.
*532. Den Esel einen Esel nennen.
Frz.: Appeller un chat un chat. (Lendroy, 337.)
*533. Den Esel einwiegen.
Einen einschläfern, bethören, zu betrügen suchen.
*534. Den Esel für den Müllerknecht ansehen. – Schottel, 1115 b.
*535. Den Esel gürten. – Murner, Nb., 9; Kloster, IV, 652.
»Jetzt greif' ich's erst vernünftig an, so ich ein Esel gürten kan, vnnd jhm vertreiben kan das lachen mit gürten, das sein lenden krachen.«
[874] *536. Den Esel hüten müssen.
Lange auf jemand warten müssen. In der Eifel wird die Redensart von Mädchen gebraucht, die in Tanzlokalen an der Wand stehen und nicht zum Tanz kommen.
*537. Den Esel machen (spielen) der Disteln wegen.
Sich aus eigenem Interesse dumm stellen.
*538. Den Esel mit Feigen füttern.
Holl.: De boer geeft vijgen aan zijn paard. (Harrebomée, II, 379.)
*539. Den Esel mitten durch den Koth tragen. – Eiselein, 149.
Nach der Fabel von dem Vater, Sohn und einem Esel.
*540. Den Esel reiten. – Geiler, Nsch., 78; Kloster, I, 656.
Ohne hinreichenden Grund zürnen.
Mhd.: Wer weiz wer noch den ezel reit. (Ambr. Liederb.) (Zingerle, 30.)
*541. Den Esel striegeln. – Eiselein, 152.
Lat.: Asini caput ne laves nitro. (Eiselein, 152.)
*542. Den Esel suchen und darauf sitzen.
Wer etwas sucht, was er in der Hand hält oder an sich hängen hat.
*543. Den Esel um das Schmer schinden.
»Wer schleufft in Esel umb das schmer, der ist vernunfft vnd Weissheit lär.« (Brandt, Nsch., 52; Kloster, I, 509.) Ein alt Weib blos des Geldes wegen heirathen.
*544. Den Esel vbergürten (überladen). – Franck, II, 98b; Eyering, II, 295; Murner, Nb., 52; Kloster, IV, 772; Eiselein, 150; Körte, 1233a; Sailer, 77.
Zu sehr belasten.
*545. Den Esel zum Propheten machen.
Die Alten sagten nach einem Scherz des Aristophanes: Den Esel unter die Vögel zählen (Asinus avis) und wandten die Redensart an, wenn man aus irgendeinem lächerlichen Anzeichen einen Schluss machte. Jemand sprach eben von einem Kranken, als er einen Esel aufstehen sah, und ein anderer sagte: »Vielleicht wird auch der Kranke genesen«, was den Aristophanes zu dem Witze veranlasste, den Esel unter die Vögel zählen, aus deren Flug man prophezeien könne. (Erasmus, 9.)
*546. Der Esel beichtet dem Wolfe. – Eiselein, 150.
*547. Der Esel beim Dudelsack.
Lat.: Asinus ad lyram. (Erasm., 247.)
*548. Der Esel bewegt seine Ohren. – Henisch, 940.
»Von einem, der sich stelt, als verstehe er alles vnnd verstehet doch nichts.«
*549. Der Esel erscheint in seidenen Strümpfen.
Wenn ein Mensch ohne Erziehung und Bildung den Feinen zu spielen versucht.
*550. Der Esel gibt ihm Ohrfeigen.
Von jemand, dessen Unwissenheit oder Grobheit zuweilen seine Scheinbildung und Politur durchbricht.
*551. Der Esel hat jhn geschlagen. – Henisch, 937.
»Er hat etwas vnbedachtsam gethan.«
*552. Der Esel ist bei der Schminkbüchse.
Wenn Leute Kostbarkeiten anwenden, für die sie nicht passen oder die sie nicht zu gebrauchen verstehen, wenn (bemerkt Erasmus) ein Ungelehrter über die classischen Schriftsteller geräth, oder wenn es sich schickt, dass er mit den gelehrtesten Männern zusammen lebt, deren Umgang er nicht zu benutzen, sich dessen nicht zu erfreuen versteht.
*553. Der Esel ist in die Sprewen gefallen. – Henisch, 937.
D.i. »es ist jhm ein besonder glück widerfahren«.
*554. Der Esel ist 'raus. (Oberlausitz.)
Die grauen Haare sind da.
*555. Der Esel ist vnter die Affen kommen. – Eyering, I, 446 u. 670.
*556. Der Esel läuft ihm über die Zunge.
*557. Der Esel mit dem Heilthum. – Eiselein, 151.
Dän.: Asenet bær helligdom. (Prov. dan., 39.)
Lat.: Asinus portans mysteria. (Eiselein, 151.)
*558. Der Esel reitet ihn. – Narrenspiegel, 78.
*559. Der Esel spilt auff der leiren. – Franck, II, 47a.
*560. Der Esel straft den, so ihn reit. – Eiselein, 150.
*561. Der Esel were auch gern freundtlich. – Franck, II, 47a.
Gutmeinen mit Plumpheit im Bunde. – Franck führt die Redensart als verwandt und in Gesellschaft mit den folgenden auf: »Es steht jm an als dem Bern das tantzen. Ein flegelhut. Er meynt es gut, es wils aber niemand gut verstehn. Ein Dap ins muss. Der gefüllt Vlrich.« (Camelus saltat.)
*562. Der Esel will die Lauten schlagen. – Eyering, I, 282 u. 446.
*563. Der Esel will sich freundlich machen. – Franck, I, 2b; Körte, 1233d.
»Wann einem ein ding vberauss vbel ansteht.« (S. 561.)
[875] *564. Des Esels todt erzehlen. – Henisch, 939.
*565. Die Esel stehen am Berge. – Kirchhofer, 273.
*566. Die Esel von Chatanooga. (Nordamerika.)
Wie die Gänse des Capitols in der ganzen gebildeten Welt sprichwörtlich sind, so sind es die Esel von Chatanooga in kurzer Zeit in den Vereinigten Staaten Nordamerikas geworden. Ich glaube, die Redensart darf hier nicht fehlen. Vor dem Lager des unionistischen Generals Hooker befand sich (1863) ein Artilleriepark und, noch weiter vorgeschoben, ein umschlossener Raum von 300 angeschirrten Mauleseln. Die Conföderirten unternahmen einen Ueberfall auf das Lager; die Thiere wurden jedoch infolge der ersten Schüsse unruhig; sie erschraken und entsetzten sich. Eins derselben suchte durch die Palissaden zu entkommen und durchbrach sie, worauf alle andern folgten. Der Zufall warf sie in directer Linie auf den Feind. Dieser glaubte in der Dunkelheit der Nacht von einer stärkern Cavaleriemasse angegriffen zu werden und ergriff die Flucht, nicht nur sein Gepäck, sondern ausserdem 1600 neue Flinten zurücklassend, die den Unionisten als Beute zufielen. Die Esel von Chatanooga haben nicht nur wie die Gänse des Capitols eine Ueberrumpelung vereitelt, sie haben auch den Feind in die Flucht geschlagen. (Nach der Neuyorker Staatszeitung.)
*567. Do sall dich 'nen âlen Essel biesse. (Köln.) – Firmenich, 474, 113.
*568. Eher wird ein Esel die Laute spielen.
*569. Eim Esel ein harpffen oder leyren geben. – Franck, I, 2a.
*570. Eim Esel ein löwen haut anthun. – Franck, I, 5b.
*571. Eim Esel ein schleyr auffsetzen. – Franck, II, 96b.
*572. Ein Esel bei den Cumanis. – Henisch, 939.
Lat.: Asinus apud Cumanos. (Erasm., 858.)
*573. Ein Esel bei der Sackpfeife.
*574. Ein Esel, der ein geheimnuss tregt. – Henisch, 937.
D.i. jemand, »der einem hohen ampt fürgesetzt ist vnnd nicht gestudiert hat«. (S. 557.)
*575. Ein Esel im Bischofshut. – Lehmann, 818, 19.
»Manchem stehen ämpter vnnd ehren an wie eim Esel ein Bischoffs Hut.«
*576. Ein Esel in wolriechender salbe. – Henisch, 937.
D.i. »einer der gelehrte Praeceptores bekommen vnnd dieselben auss vnwissenheit verachtet«.
*577. Ein Esel mit der Lauten. – Eiselein, 152.
*578. Ein Esel mit zweyen Füssen. – Henisch, 938.
*579. Ein Esel vmb gelt schinden. – Murner, Nb., 81; Kloster, IV, 842.
Von denen, die alles machen und treiben, was Geld bringt. »Die welt ist yetzund also blindt, das sie vmb gelt ein Esel schindt, kem Christus noch einmal auff erden, er müsst vmb gelt verrhaten werden.«
*580. Ein Esel vnder den affen. – Franck, II, 49a; Körte, 1219.
Wenn ein dummer Hans unter Witzbolde geräth und von ihnen geneckt und gehänselt wird.
*581. Ein Esel vnder den Binen. – Henisch, 937.
D.i. »er ist vnder böse vngestümme Leute kommen«.
*582. Ein sammtner Sattel für den Esel.
Ung.: Nem illik a szamár határa bársony nyereg. (Gaal, 389.)
*583. Einem den Esel bohren (stechen). – Eiselein, 150.
Einen anführen. Zeigefinger und kleinen Finger ausrecken ceteris depressis. Mayer (II, 113) hat auch: vötzeln, papierln, sticheln.
Frz.: Faire le corne à quelqu'un.
*584. Einem Esel den Kopf waschen.
Frz.: A laver la tête d'un âne, on y perd sa lessive. (Lendroy, 39.)
*585. Einem Esel Latein lehren. – Murner, Nb., 71.
*586. Einen auf den Esel setzen. – Eiselein, 149.
Auf dem hölzernen Esel reiten war eine Strafe.
*587. Einen bösen Esel reiten. – Henisch, 938; Eiselein, 151.
Oder ein Geckenpferd, d.i. »vberherret, vbermannet, vberweibt« sein.
Lat.: Malo asino vehitur. (Eiselein, 151.)
*588. Einen Esel bescheren. – Franck, I, 27a; Schottel, 1123b; Lehmann, 776, 1.
Lat.: Ab asino lanam. – Asinum tondes. (Eiselein, 152.)
*589. Einen Esel lehren vnder dem Zaune lauffen. – Henisch, 939.
»Von einer vnnutzen arbeit.«
*590. Einen Esel singen lehren.
*591. Einen Esel suchen und ein Königreich finden.
Dän.: At søge efter asne, og finde et kongerige. (Prov. dan., 40.)
*592. Einen Esel um eine Pfeife geben. – Brandt, Nsch., 89.
Schlechter Tausch.
[876] *593. Einen Esel zum Lautenschläger machen. – Henisch, 938.
Holl.: Dat is een ezel aan de luit gesteld. (Harrebomée, I, 187.)
*594. Eines Esels Mittagmal. – Henisch, 938.
*595. Er beschlägt den Esel, um nach Narrenberg zu fahren. – Brandt, Nsch., 94; Kloster, I, 724.
Ist auf dem Wege ein Narr zu werden.
*596. Er führt einen Esel im Wappen.
Ist ein beschränkter, dummer Mensch. Uebrigens kann jemand einen Esel im Wappen führen und doch sehr gescheit sein. Das Wappen der französischen Stadt Bourges ist ein im Grossstuhl sitzender Esel.
Frz.: Les armes de Bourges, un âne au fauteuil. (Leroux, I, 213.)
*597. Er hilft einen Esel auf eine Kiste lüften (heben). (Eifel.)
Ironisch von jemand, der sehr geschäftig thut oder sich wichtiger Dinge rühmt.
*598. Er ist auf dem Esel. – Kirchhofer, 273.
*599. Er ist bei den Eseln in die Schule gegangen.
*600. Er ist ein Esel.
Die Franzosen sagen etwas zarter: Il a de l'animal d'Arcadie. (Leroux, I, 188.)
*601. Er ist schwer auf den Esel zu bringen und ebenso hart herunter. – Eiselein, 153.
Ferdinand I. von seinem Bruder Karl V.
*602. Er ist vom Esel aufs Pferd gekommen. – Parömiakon, 999.
»Er hat den Eselstupfer mit dem Scepter vertauscht; da ist er von langen Ohren zu langen Ehren gekommen.«
*603. Er ist von einem Esel gefallen. – Henisch, 937.
D.i. »er hat etwas gethan, darvon er mit schanden hat müssen ablassen«.
*604. Er ist wie der Esel des Papstes, welcher nicht frisst als zu seiner Stunde.
Von einem Erzstarrkopfe.
*605. Er ist wie der hoffärtige Esel. – Körte, 1216.
Entstanden von der Fabel des kumanischen Esels, der im Walde eine Löwenhaut gefunden und angezogen und sich als Löwe dargestellt, Menschen und Thiere zugleich durch Stimme und Schwanz erschreckend. Anspielung auf eine Erzählung von einem Esel, der Heilthümer (Reliquien) getragen, vor denen die Bauern die Mützen abgenommen, was der Esel aber auf sich bezogen und daher übermüthig sich geberdete und nicht mehr Last tragen wollte, bis ihn sein Herr durch eine Tracht Prügel belehrte, dass jene Ehrfurchtsbeweise nicht ihm, sondern den Heilthümern gegolten hätten.
*606. Er kann einen Esel nicht von einem Ochsen unterscheiden.
*607. Er kann nicht einmal an zwei Esel gleiches Mass von Stroh vertheilen. (Türk.)
*608. Er kann seinem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die Ohren lässt er gucken.
*609. Er lässt den Esel fressen, was er gewinnt.
*610. Er läutet einem Esel zu Grabe.
Wenn einer mit den Beinen baumelt.
*611. Er muss den Esel reiten. – Henisch, 938; Eyering, II, 405.
Sagt man: »Wann es vmb ein nit wol thut stehn, und sein sachen ein Krebsgang gehn.«
*612. Er reit ein bösen esel. – Franck, II, 74a; Eyering, II, 223; Simrock, 2182.
Lat.: Sunt asini multi solum bino pede fulti.
*613. Er reitet auf dem Esel davon. – Kirchhofer, 273.
*614. Er reitet auf dem rothen Esel.
Früher ein rothes Strafwerkzeug bei den Soldaten in Holland.
*615. Er sieht einen schlesischen Esel für aller Hasen Grossmutter an. – Fischart, Gesch.; Kloster, VIII, 221; Weinhold, 18.
*616. Er stellt Esel und Gaul zusammen.
*617. Er sucht den Esel und sitzt darauf. – Simrock, 2194; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 74.
Frz.: Il cherche son âne et il est dessus. (Lendroy, 41.) – Il cherche son âne et il est monté dessus. (Leroux, I, 89.)
Holl.: Hij slacht den boer die naar zijn' ezel zocht, en hij zat er zelf op. (Harrebomée, I, 180.)
Lat.: Ab asinis ad boves transcendere. (Plautus.) (Binder II, 21; Eiselein, 150; Faselius, 3; Philippi, I, 1; Seybold, 1; Wiegand, 828.)
*618. Er will den Esel scheren.
Holl.: Hij wil wol van den ezel scheren. (Harrebomée, I, 189.)
[877] *619. Es geht ihm wie dem Esel, der zwei Brüdern diente; jedweder meinte, er sei beim andern gefüttert worden. – Simrock, 2189; Eiselein, 151.
*620. Es ist als ob der Esel einen Dudelsack (Sackpfeife) hört.
Lat.: Sus tubam audivit. (Binder I, 1708; II, 3259; Philippi, II, 208; Erasm., 527; Seybold, 592.)
*621. Es ist als ob mich ein Esel getreten hätte.
Wenn man eine erlittene Grobheit nicht erwidern will.
*622. Es ist als wann einer eim Esel mit Seiffen zwagen will. – Henisch, 938.
Ueberflüssiges, Unnützes thun.
*623. Es ist ein Esel auf dem Dache.
Etwas Unerhörtes.
Lat.: Asinus in tegulis. (Binder II, 260; Petron., 63, 414.)
*624. Es ist ein Esel, der Wein trägt und Wasser säuft. – Harrebomée, I, 180.
Holl.: Hij gelijkt Bileams ezel, die wijn draagt, en niet dan water drinkt. (Harrebomée, I, 180.)
*625. Es ist ein Esel in Löwens Haut. – Henisch, 939.
Holl.: Het is een ezel in eene leeuwenhuid. (Harrebomée, I, 188.)
Lat.: Asinus in pelle leonis. (Binder I, 92; II, 259; Seybold, 40; Philippi, I, 44; Novarin, 576.)
*626. Es ist ein Esel von Rottweil.
Die Rottweiler werden, wenn auch nicht wie die Schlesier gerade ⇒ Eselsfresser (s.d.), aber, was noch verletzender erscheint, Esel selbst genannt. Sie fanden nämlich einst, wie man erzählt, einen grossen Kürbis auf dem Felde, den sie für ein Ei hielten. Da sie nicht wussten, was für ein Vogel es gelegt haben könne, beschlossen sie, dass der Bürgermeister es ausbrüten solle. Zwar machte er die kräftigsten Gegenvorstellungen, aber sie blieben erfolglos; und so sass er denn Tag und Nacht und brütete. Als aber durchaus nichts zum Vorschein kommen wollte, hielt man das Ei für faul und warf es über die Mauer. Sobald jedoch der Kürbis zur Erde fiel und platzte, sprang erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und lief davon. Da die Rottweiler steif und fest glaubten, er sei aus dem Kürbis gekommen, riefen sie aus: »Schaut, schaut, ein junger Esel ist in dem Ei gewesen!« Seitdem führen sie den Namen Esel von Rottweil. (Reinsberg V, 103.) – Uebrigens steht Deutschland darin nicht allein. Eine Menge Schweizerdörfer, z.B. Bremgarten, führen den Spottnamen Esel. Auch Frankreich hat mehrere Städte, deren Einwohner den Namen Esel führen. Der Spottname »Esel von Beaune« (Reinsberg V, 141) reicht bis ins 13. Jahrhundert hinauf. In jener Zeit fand sich in der genannten Stadt eine Familie von Kaufleuten, welche Asne hiess und die einen so ausgebreiteten Handel trieb, dass man, sobald von blühenden Geschäften die Rede war, stets die der Asne von Beaune anführte. Als sich später die Bewohner von Dijon und von Beaune gegenseitig zu necken anfingen, waren es jene, welche von Leuten, die keinen Ueberfluss an Verstand besassen, zu sagen pflegten, sie wären aus oder gehörten nach Beaune. Auch Piron, der Gegner Voltaire's, der sich über die Bewohner von Beaune zu beklagen hatte, trug dazu bei, die Zahl der Geschichten, die man von Beaune erzählt, zu vermehren. So soll einst ein dortiger Bürgermeister die Thore der Stadt haben schliessen lassen, weil seiner Tochter ein Canarienvogel davongeflogen sei. Auch die Einwohner von Flessel wer den mit denen von Courgi, Saint-Florentin und Fransart Esel genannt, und zwar wegen folgender Geschichte, die man von ihnen erzählt. Ein Bauer belud seinen Esel mit Latten, dem bedeutendsten Handelsartikel von Flessel, band sie aber nicht der Länge, sondern der Quere nach auf, sodass der Esel in Amiens nicht ins Thor hineinkonnte. Der Bauer kehrte daher um und klagte überall darüber, dass die Thore von Amiens zu eng wären, und es unmöglich sei, in die Stadt zu kommen. – Die Bezeichnung »Esel von Meung« ist im Jahre 1338 entstanden, wo eine furchtbare Hungersnoth in ganz Frankreich herrschte. Die Müller und Bäcker, an denen die Stadt sehr reich war, luden mit menschenfreundlichem Eifer ihre Waarenvorräthe auf Esel und brachten sie nach Orleans. Als sie die ausgehungerten Einwohner der letztern Stadt kommen sahen, gingen sie ihnen entgegen und riefen: »Allons chercher du pain, voilà les ânes de Meung qui arrivent.« (Kommt, Brot holen, die Esel von Meung kommen an.) Allmählich ging diese Bezeichnung auf die Besitzer der Esel über und blieb ihnen als Ehrengedächtniss. (Lottin in: Recherches historiques sur la ville d'Orleans, Orléans 1836; Reinsberg V, 128.) – Die Einwohner der kleinen Stadt Beaugency nennt man Katzen. Als im Jahre 1567 der Prinz von Condé, das Haupt der Protestanten, von Gouverneur die Erlaubniss erbeten und erhalten hatte, durch die Stadt marschiren zu dürfen, liess der letztere, ein Katholik, als Condé's Heer zur Hälfte in der Stadt war, plötzlich die Zugbrücke aufziehen. Diese Treulosigkeit müssen die daran unschuldigen Bürger der Stadt durch die Bezeichnung »Katzen von Beaugency« sprichwörtlich büssen.
[878] *627. Es ist ein gesattelter Esel.
D.i. ein erzdummer Kerl.
*628. Es ist nicht einen todten Esel werth.
Oder auch nicht einen Pfifferling.
*629. Es kraut ein Esel den andern.
Holl.: Hier wrijft de een ezel den anderen. (Harrebomée, I, 189.)
*630. Es sind viel Esel auf zwei Füssen. – Blum, 413.
Frz.: Il y a bien des ânes qui n'ont que deux piés.
*631. Es wärd sich kä Esel driwer welsern. ( Harz.)
*632. Es wirdt ein Esel beregnet. – Henisch, 938.
*633. Esel aufwecken. – Henisch, 937.
*634. Esel laden. – Murner, Nb., 52.
Dumme Menschen in Stellungen befördern. »Man will nur Eseln Pfründen geben. Das bringt der Christenheit grossen Schaden, das jr nur wöllen esel laden, so sunst der Thier doch sind so viel.« (Kloster, IV, 774.)
*635. Esel reiten. – Henisch, 938.
Lat.: Equitare asinum.
*636. Esel stechen. – Henisch, 938.
Einen »verachten, vber einen ausspeyen«.
*637. Esel zur Mül schicken. – Henisch, 939.
Lat.: Crebro aliquid facere.
*638. Et is de Esel up dem Plummenbôm. – Schütze, I, 303.
So sagt der Holsteiner witzig von einem ungeschickten Reiter.
*639. Ey, wie hat dich der Esel geschlagen. – Henisch, 937.
»Wie bist du so toll.«
*640. Gleich auf dem Esel sitzen.
Leicht zornig werden. »Die frauwe war gleich in den harnisch, vnd sass auff dem esel.« (Pauli, Schimpf, LXXIa.)
*641. Hei kann nit moal met 'm Iesel danssen, wenn 'm emme ok den Steert in de Hand giewt. (Westf.)
*642. In den Esel nach Schmer schliefen. – Narrenspiegel, 52.
Alles Witzes und aller Weisheit ledig sein.
*643. Ist er nit Esels genueg, so kenn ich nit den Gugger. – Henisch, 938.
*644. Man muss den Esel kitzeln.
Den Faulen, der nichts thun will, empfindlich antreiben.
Dän.: Eselet skal slaaes. (Prov. dan., 147.)
*645. Mit Eseln aufs Eis gehen.
*646. Sein Esel ist besser als des Nachbars Hengst.
Sinn wie: Seine Eier haben zwei Dotter.
*647. Seinen Esel suchen. – Henisch, 938.
*648. Sich bald auff den Esel setzen lassen. – Henisch, 938.
Die Herrschaft über sich selbst verlieren, in Heftigkeit ausser sich gerathen.
*649. Sich vom Esel aufs Pferd (auf den Ochsen) setzen. (S. ⇒ Pferd.)
*650. Ueber Esels Aussicht klagen (streiten). (Altgr.)
Von denen, die unter einem lächerlichen Titel, Vorwande oder wegen Kleinigkeiten vor Gericht laden. Ein Esel hatte den Kopf durch das Fenster einer Töpferwerkstatt gesteckt und einige Gefässe herabgeworfen. Der Töpfer lud den Eseltreiber vor Gericht und, gefragt, worüber er Klage zu führen habe, antwortete er: »Ueber des Esels Prospect.«
*651. Vmb des Esels schatten zancken. – Franck, II, 101b; Körte, 1221; Körte2, 1535; Reinsberg IV, 75; Wurzbach, II, 23; Eiselein, 152.
Ueber etwas Werthloses, Nichtiges. (S. ⇒ Bart, ⇒ Kaiser, ⇒ Geisswolle, ⇒ Rauch u. ⇒ Taubendreck.)
Frz.: Disputer la pointe d'une aiguille. (Lendroy, 613.)
Lat.: De asini umbra. (Apostol. XVI; Binder II, 698.) – De fumo disceptare. – Rixari de lana caprina. (Horaz.) (Binder II, 698; Eiselein, 152.)
*652. Vom Esel auf die Kuh. – Eiselein, 150.
*653. Von des Esels Leiden predigen.
*654. Von einem Esel auffn Ochsen kommen. – Henisch, 937; Lehmann, 189, 4.
*655. Wenn die Esel werden lateinisch reden – wird dies oder jenes geschehen. (S. ⇒ Nimmerleinstag.)
*656. Wenn er an den Esel ginge, wird er nicht aus der Art heirathen. – Eiselein, 150.
*657. Wie der Esel beim Dudelsack.
*658. Wie ein Esel begraben werden. – Henisch, 938.
[879] *659. Zum Esel fehlen ihm nur die Ohren, den Kopf hat er.
Holl.: Om een volmaakte ezel te zijn, heeft hij maar een' staart noodig. (Harrebomée, I, 189.)
660. Als den Äsel et Hongerlin (Hungerleiden) jewänt wu'r, jeng 'e kapot. – Röttscher, 65.
661. Ân Diem der Iésel behôrt, begrôt hier auch. – Schuster, 166.
662. Auch der Esel, der zur Mühle geht, dient dem Herrn.
Keine Gattung Last- und Zugthiere war in Betreff der Dienste, die der Bauer dem Gutsherrn zu leisten hatte, ausgenommen.
663. Auf 'm geduldige Esel schlägt alles nei. (Ulm.)
664. Ben men en Esel am Mark schückt, bits bolwel (wird's wohlfeil). (Ungarisches Bergland.) – Schröer.
665. Besser ein gesunder Esel als ein kranker Doctor.
Die Entstehung dieses Wortes wird nach Nr. 90 der Nassauischen Volkszeitung auf die Rede zurückgeführt, welche der Director des Gymnasiums, Dr. Päsler zu Wiesbaden, bei der Entlassung der Abiturienten gehalten hat. Er hat darin ausgesprochen, Homer sei ein grosser Dichter geworden, wiewol er kein Latein verstanden habe, und ihm sei ein gesunder Esel lieber als ein kranker Doctor. (Vgl. auch Nr. 20 des Kladderadatsch, 1876.)
666. Dem Esel ist der Sattel keine Last. – Schlechta, 43.
667. Den Esel treibt man mit der Peitsche.
668. Der beladne Esel schreit. – Schuster, 497.
669. Der Esel kann dein und deines Ordens Frömmigkeit noch ertragen, sagte der Müller zum Mönch, der ihn getadelt, dass er das Thier überladen habe.
670. Der Esel nennt sich selbst zuerst.
[1237] 671. Die Esel suchen vor Geilheit die Schleifbahn.
Ich fand dies Sprichwort von der Bemerkung begleitet: nur in einer Zeit grosser Sorglosigkeit der Fall, wie 1815-1848.
672. Eh' d' Esel tweimal geit, slept hei datt' en de Bürt weih det. (Lehe bei Braunschweig.)
673. Ei lieber Esel, wer wollt das nit, sprach der Abt von Bohsen. – Nas, 405b.
674. Ein alter Esel weiss mehr als ein junger Folln. – Harssdörffer, 1742.
675. Ein Esel bleibt Vieh, auch wenn er mit Gold bekleidet ist.
676. Ein Esel, der Vielen gehört, wird zuerst von Wölfen gefressen. – Gryphius, 452.
677. Ein Esel wird nie, auch mit Gold beladen, ein Genie.
678. Ein gestachelter Esel läuft schneller als das Maulthier. – Schlechta, 18.
679. Ein niedriger Esel ist leicht zu reiten. – Merx, 8.
680. Ein vngelarter Esel bedünket sich gelerter denn alle Menschen. – Büttner, 74b.
681. Einem alten Esel ist schwer tanzen lernen.
682. Einen Esel zupft jeder Bub an den Ohren.
Dän.: Alle ville den flade daare. (Prov. dan., 100.)
683. En Iésel ging än de Fremd, en Iésel kam himen. – Schuster, 159.
684. Erst wenn man den Esel festgebunden, darf man »Gott behüte« sagen.
Die Osmanen sagen: Erst binde deinen Esel fest, dann empfiehl du Gott den Rest. (Schlechta, 42.)
685. Es hat Mancher Esel draussen, der Pferde daheim hat. – Opel, 382.
686. Es ist ein Esel, der mit einem Esel streitet.
687. Es ist kein Esel, er iat. – Schlechta, 41.
688. Esel sitzen selten in Storchnestern, sagte Klaus, als einer sich rühmte und behauptete, seinesgleichen finde man in keinem Storchneste. – Harssdörffer, 2395.
689. Ich bin ein böser esel, sprach der schuelmaister von Sigmaringen. – Zimmerische Chronik, IV.
690. Mein Esel freut sich, dass er einen guten Freund findet, sagte Hans, als der Schulz fragte, warum der Esel so schreie. – Wirth, I, 91.
691. Nicht alle Esel haben vier Beine. – Horn, Spinnstube, 1851, S. 82.
692. Sainjd em dem Iésel mät dem Kläpel geschlön hat, hirt en nemi gärn. – Schuster, 167a.
693. So man dem esel predigt, ist verloren. – Werdea, Aiiij.
694. Viele Esel sehen einander ähnlich.
Meinte der Dieb Giovanni Fogar aus Triest, als ihn der Präsident des wiener Gerichtshofes fragte, wie er sich den Umstand erkläre, dass er (Fogar) von fünf Personen genau wieder als derjenige erkannt werde, der in den verschiedenen Geschäftslokalen gesehen worden ist.
695. Vun em den Iésel gât gît, se giet he af' Eis und brächt sich das Genäck. – Schuster, 164.
Die Thiersage, worauf sich das weitverbreitete Sprichwort bezieht, ist noch unbekannt.
696. Wann de einem Iésel den annern Lankohr het, dat lutt nit gut. (Sauerland.)
697. Wann man de Iésel ok noch sau will vörgottet, sei blifft ümmer bi sinem Ia. (Sauerland.)
698. Was ein fauler Esel ist, der trägt sich auf einmal zu Tode. (Erzgebirge.)
699. Wat vun Esel geboren is, meut auch witten dat hei drieget. (Sauerland.)
700. Wel der Iésel schin sainist, miss me en doram zem Kanter machen? – Schuster, 161.
701. Wenn de Esel te brae kimmt, sau werd ne tau wöl. – Schambach, II, 462.
702. Wenn der Esel beginnt zu gumpen vnd lecken, so ragen auch die Eselsohren herfür. – Theatr. Diabolorum, 373a.
[1238] 703. Wenn der Esel zur Hochzeit geladen wird, so ist es nur darum, um Holz und Wasser zu holen.
704. Wenn die Esel geilen1, so verderben sie das Wetter. (Frankenwald.)
1) Scherzen, mit einander Possen treiben.
705. Wenn ich einen Esel hätte schicken wollen, sagte der Herr, wäre ich lieber selbst gegangen.
706. Wer den Esel spannt an Wagen, muss auch des Esels Mucken tragen. – Schuller, 27.
707. Wer den geschenkten Esel verschmäht, muss ihn theuer kaufen spät.
708. Wer als Esel geboren wird, der lebt als Esel und stirbt als Esel. – Harssdörffer, 358.
709. Wer Esel kaufen will, frägt nicht nach Hunden.
710. Wer kann jedem Esel aus dem Wege gehen!
Als sich die französischen Minister 1866 nach Compiègne begaben und einen Esel überfuhren, dessen Herrin sie später mit 200 Frs. dafür entschädigen mussten, rief der Finanzminister Fould: Ach, meine Herren, warum können wir nicht alle Esel so wohlfeilen Kaufs los werden! (Vgl. Natur, 1867, Nr. 8, S. 67.)
711. Wer über den Esel springt, springt auch über den Schwanz. – Lindau, Gegenwart, XI, 293.
712. Wie man den Esel in den Wald röppet, so röppet man em ok wieer herut. (Sauerland.)
713. Wo (wu) de Esel seu Futter fint, da drenget he hen. – Schambach, II, 593.
714. Wo der Esel ist gefallen nider, auff die stett bringt man jn nit wieder.
»Ein weiser Mann recht haben sall, nicht werd genarrt zum ander mal.« (Waldis, III, 57, 23.)
*715. Das kann mir der Esel sagen, da brauch' ich den Müller nicht dazu. (Altenburg.)
Um grobe Reden und Ausfälle zurückzuweisen.
*716. Das muss dem Esel krauen. – Köhler, 58, 6.
Das wird er gern hören, wird ihm angenehm sein.
*717. De aulen Iisels genöget nich mör. – Lyra, 94.
*718. Dem Esel eine seidene Schabracke umhängen. – Frost, 193.
*719. Den Esel ausläuten.
*720. Den muss der Esel im Galopp verloren haben.
Von einem, der sehr dumm ist.
*721. Der Esel up dem Plummenbôm. – Schütze, I, 303.
Von ungeschickten Reitern.
*722. Der esel will schlege haben. – Petri, II, 86.
*723. Einem den Esel zeigen.
»Das weib zeigt jm den Esel.« (Hans Sachs, IV, XXVII, 1.)
*724. Einem einen Esel schnitzen.
»War auch mit worten glat verschmitzt, dass er eim bald ein Esel schnitzt, dass er alles glaubt, was er sagt.« (Hans Sachs, III, LXIV, 1.)
*725. Er hat den Esel beschoren. – Lehmann, 776, 1.
*726. Er ist ein bewunderter Esel. – Körte, 4118.
*727. Er ist hinterm Esel die Erstgeburt. (Breslau.)
Von hervorragender Dummheit.
*728. Er reitet den Esel mit Sporen. – Theatrum Diabolorum, 373a.
*729. Hä es vom Esel op der driefer kamen. (Bedburg.)
*730. Jetzt schlag scho a lahmer Esel drei. (Ulm.)
Buchempfehlung
Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«
48 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro