[320] Brennus. Bei den alten Galliern hieß Brenn so viel als Anführer und der berühmteste Feldherr dieses Namens ist derjenige, welcher um 390 v. Chr. mit einem großen Haufen Gallier in Italien einfiel, und von dem unbesonnenen Betragen der an ihn abgeschickten röm. Gesandten gereizt, sein Heer gegen Rom selbst führte. Das entgegengestellte röm. Heer wurde unweit Rom am Flusse Allia gänzlich geschlagen, die Stadt von ihren erschrockenen Bewohnern verlassen und vom Feinde eingenommen. Nur das Capitol besetzten die Muthigsten und gegen 40 greise Senatoren, gewesene Consuln und Feldherren, setzten sich in ihren prächtigen Amtskleidern auf den Markt, um durch ihren Tod die Götter zu versöhnen. Langsam und staunend nahten sich die Gallier den ehrwürdigen Greisen, die sie für Götter oder Bildsäulen hielten. Endlich zupfte ein Gallier einen derselben am Barte und erhielt dafür einen tüchtigen Schlag mit dessen elfenbeinernem Stabe, der aber für die Gallier das Zeichen zur Ermordung der Greise war. Nach einem fruchtlosen Sturme auf das Capitol steckte B. die Stadt in Brand, machte sie dem Erdboden gleich und gedachte das Capitol auszuhungern; fast hätte er es aber durch nächtlichen Überfall genommen, wenn nicht das Geschrei der der Göttin Juno geheiligten Gänse und die Tapferkeit des Manlius dasselbe gerettet hätten. Endlich zwang aber doch die Hungersnoth die Besatzung, mit B. zu unterhandeln, der 1000 Pfund Gold verlangte, wenn er die Belagerung aufheben und das röm. Gebiet verlassen solle. Als dies Lösegeld den Galliern zugewogen wurde, bedienten sie sich falsches Gewichts und da die Römer sich darüber beschwerten, warf B. sein Schwert auch noch mit dem Ausrufe in die Wagschale: »Wehe den Besiegten!« Da erschien plötzlich der Held Camillus, der unterdessen die flüchtigen Römer gesammelt hatte und von ihnen zum Befehlshaber ernannt worden war, und erklärte den Vergleich für ungültig, denn »nicht mit Gold, sondern mit Eisen kaufe sich Rom los«. In dem erfolgenden Treffen wurden die Gallier zurückgedrängt und traten den Rückzug an, Camillus aber folgte ihnen und schlug sie am folgenden Tage so entscheidend, daß auch nicht einer von dem Haufen des B. sein Vaterland wieder gesehen haben soll. – Ein anderer B. fiel zu Ende des 3. Jahrh. v. Chr. mit einem ungeheuern Heere Gallier in Obergriechenland ein und drang unter schrecklichen Verheerungen bis Delphi (s.d.) vor, um Stadt und Tempel zu plündern. Während eines entsetzlichen, mit Erdbeben und Gewitter verbundenen Sturmes wurden die erschrockenen Gallier aber von den Griechen besiegt; der verwundete B. übertrug einem andern Anführer, die Trümmer des Heeres in die Heimat zu geleiten und tödtete sich selbst, um nicht als Besiegter zu leben.