[154] Altar (vom lateinischen alta ara), jede künstliche Erhöhung zur Darbringung von Opfern, in heidnischer Vorzeit aus Rasen und Erde, auch aus Holz aufgebaut, das dann mit dem Opfer durch das Feuer verzehrt wurde.
I. Heidnische Altäre. Den oberirdischen Göttern opferten die Griechen auf einer Erhöhung des Erdbodens, während sie den unterirdischen Göttern ihr Opfer in Gruben brachten. Es wird vielfach angenommen, daß sich der Altar aus dem Herd des Hauses entwickelte. Die ältesten Altäre bestanden aus Erdanschüttungen oder Steinhaufen oder geschichtetem Holz, während man in historischer Zeit Altäre aus Stein erbaute. Im Innern der Tempel standen nur kleine und niedrige Altäre, während der Altar, auf den die blutigen Opfer gebracht wurden, (der Brandopferaltar), Mets vor dem Tempel sich befand. Der normale Altar scheint mäßige Dimensionen gehabt zu haben, während zuweilen ungewöhnlich große Altäre errichtet wurden; so dürfte der von Pergamon eine Höhe von 13 m, der Demeteraltar zu Eleusis eine Länge von 25 Fuß besessen haben [1]. Die kleineren Altäre waren rund, dreieckig, viereckig oder oval, erhielten eine Basis und eine Bekrönung und waren zumeist mit Gewinden von Blättern, Blumen und Früchten verziert, die an einzelnen Stellen von nackten Tierschädeln unterbrochen erschienen. Im übrigen war jeder Altar mit den Attributen des Gottes geschmückt, dem er geweiht war. Die römischen Altäre waren im allgemeinen ähnlich gestaltet. Außerdem befand sich in jedem Haus ein den Hausgöttern (Laren) geweihter kleiner Altar, mein in Form eines Herdes mit einer Nische für die Statue des Hausgottes oder einem Feld für dessen gemaltes Bild.
II. Christliche Altäre. Ursprünglich stand der Altar frei vor der Apsis, trat dann aber im Mittelalter in die Chornische zurück; dies in der Hochaltar oder Fronaltar (altare majus) zum Unterschiede von den Seitenaltären (Votiv- oder Meßaltären, altaria minora), die zumeist von einzelnen Personen oder Familien gewidmet wurden. Die Front des Altars soll nach Weiten gewendet sein. Der Hochaltar ist dem Titelheiligen der (katholischen) Kirche gewidmet und steht auf einer Erhöhung von mehreren Stufen. Der Altar zwischen Chor und Schiff (in Klosterkirchen für die Laiengemeinde bestimmt) ist stets dem heiligen Kreuz gewidmet und heißt Kreuzaltar. Vom 6. Jahrhundert an besteht der Altar aus einem einfachen steinernen Tisch (mensa), mit einer Platte aus einem Stein bedeckt (Fig. 1). In dieser Platte oder vorne unter derselben befindet sich eine Vertiefung (Reliquiengruft, sepulcrum), die ein metallenes Kästchen (capsa) mit der Reliquie und der Weihungsurkunde aufzunehmen hat und mit einem Steine geschlossen ist. Diese Reliquie darf nicht fehlen, da in altchristlicher Zeit bloß über den Gräbern der Märtyrer die Abendmahlfeier abgehalten wurde. In jede Altarplatte sind fünf kleine Kreuze (Weihekreuze) eingehauen, in denen der Bischof bei der Weihe des Altars mittels kreuzweis hineingelegter Wachskerzenfäden fünf Weihrauchkörner verbrennt. Diese anfangs ganz schmucklosen Altäre wurden später an der Vorderseite mit Vorsetztafeln (antependia, auch antipendia) aus edeln Metallen, Stein oder Holz, in die bildliche Darstellungen eingearbeitet waren, bekleidet. Außer diesen festen Antipendien kamen später noch häufiger solche aus geflickten Teppichen zur Verwendung. Wohl zu unterscheiden von diesen Behängen sind die seinen weißen Leintücher (pallae, mappae), mit denen die Altarplatte bedeckt ist. Schon in altchristlicher Zeit wurden Altäre mit einem von vier Säulen gestützten Baldachin überdeckt (ciborium, tabernaculum), von dem im Mittelalter das Gefäß mit dem Weihbrote, oft in Gestalt einer Taube, in der Mitte herabhing, während die Seiten mit Vorhängen versehen waren. Zur weiteren Ausgestaltung des Altars gehört die Anbringung eines Kruzifixes, einiger Leuchter und des Meßtuches und etwa noch vorhandener Reliquienbehälter. Die zweckmäßige architektonische Auf Heilung dieser Gegenstände führte zur Errichtung einer höheren Steinwand (retabulum) hinter der Mensa, die mit einer beweglichen Tafel (superfrontale) aus edelm Metalle, figurale und ornamentale Darstellungen enthaltend, geschmückt war oder wohl auch durch einen aufgehängten reichen Teppich ausgezeichnet wurde. Die Weiterbildung dieses Retabulums zeigt sich namentlich im gotischen Stile in großen, oft ungemein reich geschnitzten Aufsätzen, die zuweilen bis an die Decke reichen und Bilder oder Reliquien zu umrahmen haben (Bilderaltäre, Reliquienaltäre). Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begannen sich diese Aufsätze in die sogenannten Flügelaltäre umzugestalten (Fig. 2). Der mittlere Teil derselben bildet einen Schrein, der durch zwei Türflügel (Lider, ostia) geschlossen werden kann und nur bei festlichen Gelegenheiten geöffnet wird. Die Innenseite des geöffneten Altars besitzt zumeist reiche Schnitzereien, während die Außenseite des geschlossenen Altars in der Regel bloß mit Malereien verziert wurde. Besitzen die Flügeltüren zwei Flügel, so heißen die Altäre Diptycha, dreiteilige Triptycha, vierteilige Tetraptycha, fünfteilige Pentaptycha.[154] Flügelaltäre, die mehr als zwei Türen besitzen und so eingerichtet sind, daß mit der sichtbar werdenden Dekoration gewechselt werden kann, werden auch Wandelaltäre genannt. Der Aufsatz der Flügelaltäre Hand ursprünglich auf dem Retabulum, und zwar auf einem Sockel, aus dem die predella oder Altarstaffel hervorging. Diese besteht entweder aus einem reich verzierten, ebenfalls verschließbaren Reliquienschrein oder bloß aus einer durch Malerei geschmückten Tafel. In der Renaissancezeit pflegte man den Altaraufbau mit Stufen (gradini) zu versehen zur passenden Anordnung des Kreuzes und der Leuchter. Außerdem gab es auch Tragaltäre (altaria viatica) aus einem von Holz oder Metall umrahmten, meist kostbaren Stein, auf dem nur Raum für die Hostie und einen kleinen Reisekelch war. Auch hier war eine Reliquie angebracht, meist unter dem Stein. Später nahmen solche Tragaltäre die Form von Kästchen an, die auf Tierfüßen ruhten. Reisealtäre werden in der Regel, aber nicht mit Recht, kleine Aufsätze in Form von Flügelaltären genannt, die der Priester mitnahm, wenn er Sterbenden das Viatikum reichte. Zur Ausgestaltung eines Altars gehörte aber seit der alterten Zeit vor allem ein Kreuz. Wo ein Ziborium vorhanden war, stand es oben auf demselben oder hing von demselben herab, erst später kam es auf das Retabulum zu stehen oder, wie dies heute noch geschieht, auf die Mensa selbst zwischen mehrere Leuchter [2]. Die lutherische Kirche hat nach Form und Ausschmückung das Wesentliche von der katholischen beibehalten, die reformierte Kirche ist dagegen zum einfachen Abendmahltisch zurückgekehrt.
Literatur: [1] Baumeister, A., Baudenkmäler des klassischen Altertums, München u. Leipzig 1885. [2] Otte, Handbuch der kirchl. Kunstarchäologie, Leipzig 1883, Bd. 1.
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