Banāt

[321] Banāt (ungar. Bánság, s. Karte »Ungarn«) hieß in Ungarn jede Grenzprovinz, über die ein Bau (s. d.) herrschte. Nach den Türkenkriegen bestand nur noch ein B., das Temesvárer, das diese Benennung nach dem Passarowitzer Frieden erhielt, ohne je einen Bau gehabt zu haben. Es umfaßte die Komitate Torontál, Temes und Krassó sowie die Banater Militärgrenze, hatte 28,040 qkm (509 QM.) Flächenraum und grenzte im N. an die Maros, im W. an die Theiß, im O. an die Ausläufer der siebenbürgischen Karpathen und im S. an die Donau. – Das B. war früher ein Teil Daciens. Zur Zeit der Begründung der ungarischen Monarchie erscheint der Kern des nachmaligen Banats als Fürstentum Csanád unter dem Fürsten Ajtony (s. d.), der um 1028 an Stephan I. seine Herrschaft verlor. Im Mittelalter selbst gab es kein B. unter diesem Namen, sondern vier Komitate: Temes, Torantál, Krassó und Csanád. Schon durch die Einfälle der Mongolen und Tataren wurde das sogen. B. sehr verwüstet. Eine noch traurigere Zeit für das B. begann Ende des 14. Jahrh. mit dem fast 300 Jahre dauernden Ansturm der Türken gegen Ungarn, der das B. als Grenzland immer am schwersten traf. Dazu kam 1514 der Bauernaufstand unter Georg Dózsa (s. d.). Mit der Eroberung Temesvárs 20. Juli 1552 wurden die Türken Herren des Banats, das nun zu einem Sandschak unter einem Pascha mit zwei Roßschweifen (Beglerbeg) erhoben ward. Infolge des türkischen Steuerdrucks flohen viele Bewohner nach der Moldau, Walachei und Siebenbürgen. Endlich befreite Prinz Eugen das B. im Oktober 1716; nach dem Falle Belgrads (1717) erreichte die Herrschaft der Türken ihr Ende. Um die Wiedergeburt des Banats erwarb sich Graf Mercy Verdienste. Temesvár wurde befestigt; Handel und Industrie wurden durch neue Straßen, Kanäle, deutsche Ansiedler, Künstler und Manufakturisten gehoben, die Sümpfe der Donau, Bega und Theiß größtenteils ausgetrocknet. Maria Theresia förderte den Bergbau, legte neue Dörfer an, zog deutsche Handwerker und Manufakturisten herbei und machte den von Mercy angelegten Begakanal schiffbar. Ungarn wurde das B. aber erst 1779 wieder einverleibt; aus drei Bezirken wurde, trotz Einsprache des ungarischen Reichstags, die Banatmilitärgrenze[321] gebildet. Unter Franz I. erwarb sich Baron Wenkheim um das Krassóer Komitat Verdienste. 1848 entspann sich auch hier der Bürgerkrieg unter den verschiedenen Nationalitäten, wobei Deutsche und Magyaren Hand in Hand gingen, die Rumänen sich neutral verhielten; die Serben hielten es mit den Kaiserlichen. Monatelang verteidigten sich die deutschen Bewohner Weißkirchens gegen die Serben. Bei Temesvár wurde die letzte blutige Schlacht des Freiheitskampfes geliefert, nach der Görgei 13. Aug. 1849 bei Világos die Waffen streckte. Die Neugestaltung Österreichs schied das B. gleichwie die serbische Woiwodschaft von dem übrigen Ungarn, mit dem es erst Ende 1860 »auf Grund der staatsrechtlichen Ansprüche dieses Königreichs auf jene Gebiete« wieder vereinigt wurde. Vgl. Griselini, Versuch einer natürlichen und politischen Geschichte des Temeser Banats (Wien 1779–80, 2 Bde.); Böhm, Geschichte des Temeser Banats (Leipz. 1861, 2 Bde.); Schwicker, Geschichte des Temeser Banats (Pest 1872).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 321-322.
Lizenz:
Faksimiles:
321 | 322
Kategorien: