Franken [1]

[827] Franken (wahrscheinlich die »Freien« bedeutend), germanischer Stamm, der um 250 n. Chr. eine Anzahl germanischer, der taciteischen Gruppe der Istävonen zugehöriger Völkerschaften am mittlern und niedern Rhein umfaßte, von denen die Chamaven, Attuarier, Ampsivarier, Sigambrer und Salier die wichtigsten waren. Wenig später sonderte er sich in die beiden Hauptgruppen der Salier am Niederrhein und der Ripuarier am Mittelrhein mit Köln als Hauptstadt. Nachdem sie sich unter fortwährenden [827] Kriegen mit den Römern und trotz mehrfacher Niederlagen um 290 der Betuwe (s. Bataver) bemächtigt hatten, dehnten sie sich von hier aus über die Landschaft Toxandrien (jetzt Nordbrabant) aus, wurden hier zwar 358 vom Kaiser Julian unterworfen, aber in ihren Wohnsitzen belassen und mußten nur Hilfstruppen zum römischen Heere stellen. Das Verhältnis der Abhängigkeit dauerte bis zum Anfang des 5. Jahrh. Über ihre spätern Staatengründungen s. den Artikel »Frankenreich«. Sprachgeschichtlich (Genaueres hierüber im Artikel »Deutsche Sprache«, S. 744) bezeichnet man mit »Niederfranken« die Bewohner jenes Gebietes, dem die eigentlichen Niederlande, Kleve und Geldern zuzurechnen sind. Die benachbarte Stufe im Übergange von diesen Niederdeutschen zu den Mittel- und Hochdeutschen bilden die »Mittelfranken« am Niederrhein mit ihren sprachlich voneinander leicht abweichenden Hauptsitzen Köln, Trier, Luxemburg und Lüttich. Im Zusammenhange hiermit heißen endlich »Oberfranken« alle die F., die am Obermain (»Ostfranken«), am Mittelmain (»Westfranken«), an der obern Werra (Henneberg) und an der Rhön, ferner zwischen Unterrhein und Lahn, in den Gegenden von Frankfurt, Mainz, Darmstadt und der Pfalz sitzen. Über die Geschicke dieses oberfränkischen Gebietes s. den folgenden Art. »Franken« (Herzogtum). Vgl. Rein, Die Namen Salier und salische Franken als Bezeichnungen eines Frankenstammes (Krefeld 1847); Kurth, La France et les Francs dans la langue politique du moyen-âge (»Revue des questions historiques«, 1895); Birt, De Francorum Gallorumque origine Troiana (im »Rheinischen Museum für Philologie«, neue Folge, Bd. 51, 1896); Stein, Die Urgeschichte der F. und die Gründung des Frankenreichs durch Chlodwig (Würzb. 1897); Sergeant, The Franks, from their origine as a confederacy to the establishment of the kingdom of France and the German empire (Lond. 1898); Schmaus, Anfänge der Geschichte der F. (Bamberg 1903) und die Literatur beim Art. »Frankenreich«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 827-828.
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