[815] Gfrörer, August Friedrich, deutscher Geschichtschreiber, geb. 5. März 1803 in Kalw, gest. 6. Juli 1861 in Karlsbad, im evangelischen Seminar zu Blaubeuren und im Stift zu Tübingen gebildet, lebte seit 1825 in der Schweiz, zeitweise als Sekretär Bonstettens (s.d.), und in Italien, wurde 1828 Repetent im Stift zu Tübingen und 1880 Bibliothekar an der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart. Er widmete sich hier geschichtlichen Studien, als deren Früchte »Philo und die jüdisch-alexandrinische Theosophie« (Stuttg. 1831, 2 Bde.) und »Gustav Adolf, König von Schweden, und seine Zeit« (das. 183537, 4. Aufl. 1863) erschienen. Seine »Geschichte des Urchristentums« (Stuttg. 1838, 3 Bde.), durch Strauß' »Leben Jesu« angeregt, suchte die Erscheinung Jesu und seiner Lehre historisch zu begreifen. Durch die »Allgemeine Kirchengeschichte« (Stuttg. 184146, 4 Bde.; bis 1305), in der sich eine unverhohlene Bewunderung der päpstlichen Politik aussprach, wurde G. ein von den Ultramontanen gefeierter Mann; er folgte 1846 einem Ruf als Professor der Geschichte an die Universität Freiburg. 1848 ins deutsche Parlament gewählt, zählte er zu den entschiedensten Anhängern der großdeutschen Partei und den fanatischsten Gegnern Preußens. Nachdem er in Frankfurt ohne Erfolg eine Wiedervereinigung der Katholiken und Protestanten beantragt hatte, trat er 1853 zum Katholizismus über. Von seinen spätern Werken sind noch zu nennen: »Geschichte der oft- und westfränkischen Karolinger, 840918« (Freiburg 1848, 2 Bde.), die »Urgeschichte des menschlichen Geschlechts« (Schaffh. 1855, 2 Bde.) und »Papst Gregorius VII. und sein Zeitalter« (das. 185961, 7 Bde.; Register 1864). Nach seinem Tode wurden durch J. B. Weiß seine Vorlesungen herausgegeben: »Geschichte des 18. Jahrhunderts« (Schaffh. 186273, Bd. 14; 2. Abt. des 4. Bandes von Tiedemann, Basel 1884); »Zur Geschichte deutscher Volksrechte im Mittelalter« (Basel 186566, 2 Bde.) und »Byzantinische Geschichten« (Graz 187274, 2 Bde.).