Glimmerschiefer

[37] Glimmerschiefer, schieferiges Gestein, bestehend aus Quarz und Glimmer in sehr wechselnden Verhältnissen, so daß der Gehalt an Kieselsäure (SiO2) zwischen 47 und 82 Proz. und der an Tonerde zwischen 35 und 7 Proz. schwankt. Die quarzarmen Varietäten sind sehr dünnschieferig, oft parallel gefältelt; bei größerm Reichtum an Quarz wird der G. fester, dickschieferiger und geht bei zurücktretendem Glimmer häufig in Quarzitschiefer über, während die erstere Varietät durch Aufnahme von Chlorit (Chloritglimmerschiefer) oder von Talk (Talkglimmerschiefer) dem Chlorit- oder Talkschiefer sich nähert. Feldspatkörner sind nicht selten; durch Aufnahme von mehr Feldspat wird der Übergang in Gneis vermittelt (Gneisglimmerschiefer). Je nachdem der Glimmer dunkelfarbiger Biotit, hellfarbiger Muskovit, dichter Serizit oder Paragonit ist, werden Biotitschiefer, Muskovitschiefer, Serizitschiefer oder Paragonitschiefer unterschieden; viele G. enthalten zweierlei Glimmer, z. B. Biotit und Muskovit etc. Hier und da vertritt Graphit oder Eisenglanz (Eisenglimmer) den Glimmer ganz oder teilweise, und es entsteht Graphitschiefer, Graphitglimmerschiefer und Eisenglimmerschiefer (s. d.). Von. akzessorischen Bestandteilen ist besonders häufig brauner oder roter Granat, ferner Staurolith, Cyanit (diese namentlich im Paragonitschiefer von Airolo in Tessin), Turmalin, Hornblende (Glimmeramphibolite) und Epidot, Apatit, Magneteisen und Titaneisen, seltener findet sich Fibrolith oder Sillimanit (Sillimanitglimmerschiefer). – Der G. bildet ein wichtiges Glied der Huronischen Formation (s. d.) und findet sich besonders häufig in der untern Hälfte derselben, in der er eine Mächtigkeit von mehreren 1000 m erreichen kann. Hinsichtlich seiner Bildungsweise gehen die Ansichten noch auseinander. Von einigen wird er samt dem Gneis (s. d.) den ersten Erstarrungsprodukten der Erde zugerechnet, andre halten ihn für ein ursprüngliches oder später verändertes Sedimentgestein; jedenfalls enthalten die G. einzelner Fundorte nach dem mikroskopischen Befund auch klastische Elemente. Organische Reste (Belemniten) kennt man nur aus dem aus echten jurassischen Sedimenten hervorgegangenen, Granat und Zoisit führenden G. vom Nufenenpaß u.a. O. in den Alpen. G. bildet entweder flache Anhöhen, wie im Erzgebirge, oder schroffe Felsspitzen, Nadeln und Kämme, wie zuweilen in den Alpen, in Norwegen. Die Verwitterung besteht zunächst nur im mechanischen Zerfallen des Gesteins in scheibenförmige Stücke, dünne Schiefer und nach und nach in Blättchen. Die chemische Zersetzung geht stets langsam von statten, und der endlich zurückbleibende Boden ist der Vegetation in der Regel nicht sehr günstig. Die Hauptverbreitungsbezirke des Glimmerschiefers sind der Thüringer Wald, das Erz- und Riesengebirge, die Sudeten, die Salzburger, Tiroler und Schweizer Alpen, die schottischen und skandinavischen Gebirge, der Ural, das Himalajagebirge, die Alleghanies etc. – Die festern, dünnschieferigen Abänderungen werden hier und da zum Dachdecken benutzt, die quarzigen, dickschieferigen zu Platten, Treppenstufen, Einfassungen, früher auch zur Konstruktion des Schmelzraums in den Eisenschmelzöfen (Gestellstein). Von besonderer Wichtigkeit ist die Erzführung des Glimmerschiefers, obgleich sie nicht so bedeutend ist wie die des Gneises. Eingelagert finden sich Graphitlager bei Goldenstein in Mähren, zu Hafnerzell bei Passau, am Pic du Midi in den Pyrenäen u.a. O.; ferner Lager von Eisenglanz und Magneteisen im Ural, zu Breitenbrunn und Schwarzenberg in Sachsen, zu Kupferberg in Schlesien; von Kupfererzen zu Libethen u. Schmöllnitz in Ungarn; von silberhaltigem Bleiglanz in Oberschlesien und zu Kirlibaba (Bukowina); von Quecksilber zu Szlana (Ungarn) etc.[37]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 37-38.
Lizenz:
Faksimiles:
37 | 38
Kategorien: