Guaraná

[481] Guaraná (Guaranábrot), eine Art Schokolade, die in Pará und andern Distrikten Brasiliens von den Eingebornen aus den Früchten der Paullinia sorbilis Mart. bereitet wird. Man legt die Samen in Wasser, um die Fruchtschale ablösen zu können, röstet sie, zerstößt sie dann mit wenig Wasser zu einer plastischen Masse, formt aus dieser brotförmige Stücke und trocknet sie. Die Masse ist dunkelbraun, dunkel rotbraun marmoriert, mit weißgrauen, abgerundet eckigen Bruchstücken der zerstoßenen Samen und schwach glänzendem, muscheligem Bruch, riecht säuerlich und schmeckt fast schokoladeartig, schwach zusammenziehend, mit bitterm Nachgeschmack. Sie enthält Kaffeïn 4,28, fettes gelbes Öl 2,95, Harz 8,17, Farbstoff 1,52, Gerbsäure 5,9, rote Gerbsäure 2,75, eiweißartige Substanz (im entschälten Samen bestimmt) 2,37, Stärkemehl (zum Teil künstlich zugemischt) 9,35, Zucker 0,77, Dextrin, Pektin etc. 7,40, Faserstoff 49,13, Feuchtigkeit 7,65 Proz. Man benutzt G. im Amazonastal in Bolivia, Mato Grosso und Goyaz und in den Sertaos von Minas, Maranhão und Piauhy als Genußmittel, indem man sie raspelt und das Pulver mit Wasser zu einem Getränk mischt. Sie ersetzt dort den Kaffee und gilt als stärkend, erfrischend und durstlöschend. Die arzneiliche Wirkung ist tonisch adstringierend und nährend, doch bei größern Dosen stark aufregend, selbst narkotisch. Die Indianer benutzen sie als Aphrodisiakum, gegen Fieber, Verdauungsschwäche, Chlorosis, Diarrhöe, Dysenterie etc.; sie vermindert den Herzschlag und wirkt schweißtreibend. In Frankreich und Deutschland ist sie gegen Migräne, auch gegen Neuralgie angewendet worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 481.
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