[534] Gussow, Karl, Maler, geb. 25. Febr. 1843 in Havelberg, ging zum Besuch der Kunstschule nach Weimar, wo er sich anfangs an A. v. Ramberg und dann an Pauwels anschloß. Nachdem er Italien besucht, trat er mit einigen mythologischen Bildern auf, widmete sich aber bald der Genremalerei, wobei er eine stark realistische Auffassung offenbarte, die sich bald zu großer Kühnheit und höchster Lebendigkeit steigerte. Seine ersten Bilder auf diesem Gebiet sind: die Kriegsnachrichten und die Kirchgängerin. Es folgten bis 1874: das nähende Mädchen, beim Kunstgelehrten im Atelier, mein Schatz, die Erzählung des Landwehrmanns. Nachdem er 1870 Lehrer an der Kunstschule in Weimar geworden war, wurde er 1874 an die Kunstschule in Karlsruhe und 1875 an die Kunstakademie nach Berlin berufen, wo er auf der Kunstausstellung von 1876 mit drei Genrebildern mit lebensgroßen Figuren: das Kätzchen (eine Bauernfamilie um ein Kätzchen versammelt), der Blumenfreund und verlornes Glück, erschien, in denen sich eine hohe Energie der Charakteristik mit einer ungewöhnlichen Kraft des Kolorits verband. In derselben Richtung bewegten sich die Genrebilder: Willkommen (1877, eine Gruppe jubelnder Bauerndirnen), die Venuswäscherin, die beiden Alten (1880). Seitdem mäßigte er sein Kolorit zu größerer Harmonie und Feinheit, was namentlich seinen zahlreichen Porträten und den weiblichen Halbfiguren, unter denen das Austernmädchen (1883) die bedeutendste ist, zugute kam. 1880 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. In demselben Jahre gab er seine Lehrtätigkeit an der Akademie auf, leitete eine Zeitlang eine Privatschule und nahm 1892 seinen Wohnsitz in München. Von seinen Genrebildern aus späterer Zeit sind noch die Dorfparzen (1891) zu erwähnen. In neuester Zeit hat er meist Bildnisse und Studienköpfe junger Mädchen in genrehafter Auffassung gemalt, die sich durch geistvolle Feinheit des Kolorits auszeichnen. Vgl. Pietschker, Karl G. und der Naturalismus in Deutschland (Berl. 1898).