Hadrĭans Villa

[600] Hadrĭans Villa (ital. Villa Adriana), auf dem Abhang der Höhen von Tivoli bei Rom gelegen, die berühmte Schöpfung des Kaisers Hadrianus, in der er Nachbildungen der merkwürdigsten Bauten und Gegenden seines Weltreichs, die er auf seinen weiten Reisen kennen gelernt, zu einem großartigen Ganzen vereinigen ließ. Nach Spartianus enthielt das Landgut, dessen Umfang etwa 7 Miglien betrug, ein Lyzeum, eine Akademie, ein Prytaneum, einen Kanopus (ägyptisches Heiligtum, dessen Reste sich noch durch ihren Stil kennzeichnen), eine Poikile (nach der mit Fresken geschmückten Säulenhalle in Athen), ein Tempetal (dem dichterisch gepriesenen in Thessalien nachgebildet) und eine Darstellung des Schattenreichs der Unterwelt. Außerdem lassen die Ruinen noch weitläufige Palastanlagen, mehrere Theater und Bäder erkennen. Von dem reichen künstlerischen Schmuck der Villa geben die zahllosen, z. T. vorzüglichen Statuen, Reliefs, Marmorgeräte und Mosaiken (Taubenmosaik des kapitolinischen Museums) Zeugnis, die zu verschiedenen Zeiten, besonders gegen Ende des 18. Jahrh. hier ausgegraben wurden und meist in die römischen Museen gekommen sind. Zumal von dem Liebling des Kaisers, Antinoos (s. d.), sind sehr zahlreiche Darstellungen (Statuen des Kapitols und der Glyptothek in München, Relief der Villa Albani etc.) aufgefunden worden. Eine Beschreibung mit Abbildungen der Ruinen und der Bildwerke gab Agostino Penna: »Viaggio pittorico della Villa Adriana« (Rom 1831). Vgl. A. Nibby, Villa Adriana (Rom 1827); Winnefeld, Die Villa des Hadrian bei Tivoli (Berl. 1895); Gusman, La villa impériale de Tibur (Par. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 600.
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