[841] Hartley (spr. hártlĭ), David, engl. Philosoph, geb. um 1704 zu Illingworth in der Grafschaft York, gest 1757 in Bath, studierte erst Theologie, dann Medizin und Philosophie zu Cambridge und lebte als Arzt an verschiedenen Orten, zuletzt in Bath. Als Anhänger Lockes hat er in seiner Schrift »Observations on man« (Lond. 1749, 2 Bde.; deutsch von Pistorius, Rostock u. Leipz. 1772, 2 Bde.) die psychologische Theorie des Empirismus physiologisch dadurch zu begründen gesucht, daß er die primitiven Eindrücke (Ideen) durch Gehirnschwingungen, ihre Verknüpfung aber durch Assoziation von Gehirnschwingungen veranlaßt sein läßt, ohne jedoch die erstern mit den letztern für identisch zu erklären. Empfindung und Muskelbewegung werden seiner Lehre zufolge durch eine schwingende (zitternde) Bewegung der Nerven verursacht, die sich in das Gehirn fortpflanzt und dadurch in diesem letztern eine Veränderung (Schwingung) erzeugt, welcher ihrerseits eine Veränderung im Bewußtsein (Vorstellung) entspricht. Durch die häufige Wiederholung ähnlicher Schwingungen im Gehirn entsteht in diesem eine Disposition (Leichtigkeit), dieselbe Schwingung und dadurch die ihr entsprechende Vorstellung hervorzurufen, worauf das Gedächtnis, und ebenso durch die Wiederholung der nämlichen Bewegung eine Geneigtheit des Gehirns, die mit einer gewissen Vorstellung assoziierte Muskelempfindung und durch diese die entsprechende Muskelbewegung zu erzeugen, worauf die Fertigkeit beruht. Diese seine Ansichten führten wohl zum Determinismus, aber nicht wie die Priestleys zum Materialismus. Vielmehr hielt H. am Spiritualismus fest und glaubte im Sinne des Deismus seiner Zeit an Gott und die Unsterblichkeit der Seele. H. wurde durch seine (physiologische) Lehre von den Nervenschwingungen der Vorgänger der neuern Nervenphysiologie, welche die Gesetze der physikalischen Wellenlehre auch auf die Nervenvorgänge ausdehnt. Vgl. Bower, Hartley and James Mill (Lond. 1881), Schoenlank, H. und Priestley, die Begründer des Assoziationismus in England (Halle 1882).