Hellmer

[150] Hellmer, Edmund, österreich. Bildhauer, geb. 17. Nov. 1850 in Wien, bildete sich auf dem dortigen Polytechnikum und später an der Kunstakademie unter F. Bauer und H. Gasser. Nach einer Studienreise durch Italien und längerm Aufenthalt in Rom beteiligte er sich an den dekorativen Arbeiten für das Hauptgebäude der Wiener Weltausstellung von 1873 und ist seitdem an der plastischen Ausschmückung aller bedeutenden neuen Monumentalbauten Wiens tätig gewesen. Für den Justizpalast schuf er eine Statue der Austria, für die Universität die Gruppen der Philosophie und Theologie, für die Hofmuseen unter andern eine Statue der Malerei, für den Hauptgiebel des Parlamentsgebäudes die kolossale Gruppe: Kaiser Franz Joseph I. verleiht die Verfassung und für die neue Front der Hofburg am Michaelerplatz einen Monumentalbrunnen: Österreichs Macht zu Lande (1893). Auf Grund einer Konkurrenz wurde er 1888 mit der Ausführung eines Denkmals zur Erinnerung an die Befreiung Wiens von den Türken betraut, das, in Marmor und Bronze hergestellt, 1894 in der Turmhalle des Stephansdoms aufgestellt wurde. Es ist ein reicher architektonischer Aufbau in Barockstil, der in der Mitte vor einem Triumphbogen den Grafen Starhemberg, von dem jubelnden Volk umringt, aus der befreiten Stadt herausreitend und auf der Spitze die Madonna in einer Strahlenglorie und zu beiden Seiten die knieenden Gestalten des Kaisers Leopold I. und des Papstes Innozenz XI. zeigt. 1893 wurde H. auch die Ausführung des Goethedenkmals für Wien übertragen, das am 15. Dez. 1900 enthüllt wurde (s. Tafel »Wiener Denkmäler I«, Fig. 2). Für den Wiener Stadtpark schuf er das Denkmal des Landschaftsmalers Schindler, für Salzburg das der Kaiserin Elisabeth. H. hat auch eine Reihe von Grabdenkmälern, darunter das Makarts, geschaffen. Seit 1879 ist H. Professor an der allgemeinen Bildhauerschule der Wiener Kunstakademie. Er schrieb: »Lehrjahre in der Plastik« (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 150.
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