Konstanz [1]

[427] Konstanz, ehemaliges Bistum im SW. des Deutschen Reiches, dem Erzbistum Mainz unterstellt, erstreckte sich vom mittlern Neckar bis zum Gotthardpaß, umfaßte den größten Teil der deutschen Schweiz, das südliche Baden, Württemberg, Bayern und Hohenzollern und hatte den größten Sprengel in Deutschland (350 Klöster und 1700 Pfarreien). Das Domkapitel befand sich in der Stadt K., der Bischof saß als Reichsfürst auf der geistlichen Bank zwischen den Bischöfen von Augsburg und Straßburg und residierte gewöhnlich auf dem Schloß Meersburg am Bodensee. Die Besitzungen des Bistums waren stets unbedeutend und umfaßten in der Hauptsache ein kleines Gebiet zu beiden Seiten des Sees (275 qkm). Das Bistum soll um die Mitte des 6. Jahrh. entstanden sein, doch herrscht darüber wie über die Personen der Bischöfe bis ins 8. Jahrh. große Unsicherheit. Eine Zeitlang waren die reichen Klöster St. Gallen und Reichenau von K. abhängig, erlangten aber später dauernde Selbständigkeit. Unter den Bischöfen ragt Salomo III. (890–920, s. d.), zugleich Abt von St. Gallen, als Staatsmann und Gelehrter hervor. Einer seiner Nachfolger, Konrad der Weise (935–76), wurde im 12. Jahrh. heilig gesprochen. Unter den Saliern waren die Bischöfe eifrige Anhänger der päpstlichen Sache; unter den spätern Bischöfen ragt Heinrich von Klingenberg (1290–1306) als eifriger Parteigänger Österreichs und hochsinniger Förderer der Dichtkunst hervor. Beim Eindringen der Reformation verließ das Kapitel die Stadt K. 1802 ward das Bistum unter Bischof Karl Theodor von Dalberg säkularisiert und die kirchliche Verwaltung dem Generalvikar v. Wessenberg (s. d.) übertragen, der nach Dalbergs Tode (1817) zum Bistumsverweser ernannt wurde. Papst Pius VII. hob 1821 das Bistum auf. Vgl. »Regesta episcoporum Constantiensium«, hrsg. von Ladewig, Cartellieri und Rieder (Innsbr. 1886–1902, 2 Bde.; Nachträge und Register 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 427.
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