[608] Lister, 1) Martin, Naturforscher, geb. 1638 in Radcliffe, gest. 2. Febr. 1711 als Leibarzt der Königin Anna in London; schrieb: »Historia sive synopsis conchyliorum« (168593, 2 Bde.); »Historiae animalium Angliae tres tractatus« (1678).
2) Sir Joseph, Chirurg, geb. 5. April 1827, wurde 1852 Bachelor of Medicine in London, 1855 Fellow des Royal College of Surgeons in Edinburg, bald darauf Professor der klinischen Chirurgie an der dortigen Universität und 1877 am King's College in London. 1884 wurde er geadelt. L. gilt als einer der hervorragendsten Chirurgen Englands, er erfand die sogen. antiseptische Verbandsmethode, indem er von dem Experiment Pasteurs ausging, der die Luft filtrierte und dadurch feststellte, daß sie Keime von Organismen enthält. L. hielt diese Keime für die Erreger der Eiterung und suchte sie deshalb von der Wunde abzuhalten (s. Listerscher Verband). Er begründete damit für die Chirurgie eine neue Epoche und eröffnete die Wege zur antiseptischen und aseptischen Behandlung der Wunden, bei der man jetzt jede Wunde, die nicht von vornherein tödlich ist, für heilbar halten und mit guten Aussichten auf Erfolg Operationen vornehmen darf, die früher niemals gewagt werden konnten. Er veröffentlichte: »Minute structure of the involuntary muscular fibre« (1857); »Early stages of inflammation« (1859); »On excision of the wrist for caries« (1865); »Ligature of arteries and the antiseptic system« (1869); »The germ theory of fermentative changes«[608] (1875); »Lactic fermentation and its bearings on pathology« (1878); auch die Artikel: »Amputation« und »Anaesthetics« in Holmes' »System of surgery« und »Principles of antiseptic surgery« in der Festschrift für R. Virchow (Berl. 1891). Vgl. Turner, Lord L. and surgery (Lond. 1899).