Luthardt

[869] Luthardt, Christoph Ernst, luther. Theolog, geb. 22. März 1823 zu Maroldsweisach in Unterfranken, gest. 21. Sept. 1902, studierte in Erlangen Theologie, ward 1847 Gymnasiallehrer in München, 1851 Privatdozent in Erlangen, 1854 außerordentlicher Professor in Marburg und 1856 ordentlicher Professor der Theologie in Leipzig, wo er 1865 den Titel eines Konsistorialrats und 1887 den eines Geheimen Kirchenrats erhielt. Luthardts Bedeutung liegt mehr auf dem Gebiet der Kirchenpolitik als dem der Wissenschaft. Von Haus aus versöhnlich gerichtet, ging er auf den in Sachsen durch Rudelbach und Harleß erweckten lutherischen Konfessionalismus ein und brachte ihn in der sächsischen Landeskirche wenigstens äußerlich zur Herrschaft. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Das Johanneische Evangelium« (Nürnb 1852–53; 2. Aufl. 1875–76, 2 Bde.); »Die Lehre von den letzten Dingen« (Leipz. 1861, 3. Aufl. 1885); »Die Lehre vom freien Willen« (1863); »Kompendium der Dogmatik« (1865, 10. Aufl. 1900); »Die Ethik Luthers in ihren Grundzügen« (1867, 2. Aufl. 1875); »Der Johanneische Ursprung des vierten Evangeliums« (1874); »Gesammelte Vorträge verschiedenen Inhalts« (1876); »Die Ethik des Aristoteles« (1876); »Kompendium der theologischen Ethik« (1896, 2. Aufl. 1898); »Die antike Ethik« (1887); »Geschichte der christlichen Ethik« (1888–93, 2 Bde.); »Zur Einführung in das akademische Leben und Studium der Theologen« (1892); »Die christliche Glaubenslehre, gemeinverständlich dargestellt« (1898); »Die vier Evangelien verdeutscht und gemeinverständlich ausgelegt« (1899, 4 Tle.), sämtlich in Leipzig erschienen; die Kommentare zum Johannesevangelium und der Apostelgeschichte, zum Römerbrief und den drei Johanneischen Briefen (mit Zöckler, Nördling. 1886, 1887 u. 1888; 2. Aufl., Münch. 1894–95) und zwölf Predigtsammlungen. Unter dem Gesamttitel »Apologie des Christentums« vereinigte er 4 Bände: »Apologetische Vorträge über die Grundwahrheiten des Christentums« (Leipz. 1864, 14. Aufl. 1896), »Über die Heilswahrheiten des Christentums« (7. Aufl., das. 1901), »itber die Moral des Christentums« (7. Aufl., das. 1898) und »Die modernen Weltanschauungen und ihre praktischen Konsequenzen« (3. Aufl., das. 1891). Seit 1868 (bis 1880) gab er in Leipzig die von ihm begründete »Allgemeine lutherische Kirchenzeitung« und seit 1880 das »Theologische Literaturblatt« heraus. Vgl. seine »Erinnerungen aus vergangenen Tagen« (Leipz. 1889, 2. Aufl. 1891) u. J. Kunze, D. Christian Ernst L. (das. 1903).[869]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 869-870.
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