Macao [2]

[13] Macao (spr. -kǟu), portug. Kolonie an der Südküste Chinas (Provinz Kwangtung), an der meerbusenähnlichen Mündung des Kantonflusses (s. den Lageplan bei Artikel »Kanton«), 104 km südöstlich von Kanton, 60 km westlich von Hongkong, auf einer kleinen Halbinsel, die ein schmaler, sandiger Isthmus mit der Südspitze der chinesischen Insel M. verbindet. Die an der Grenze gezogene Mauer, deren Tor früher chinesische Soldaten bewachten, ist jetzt gänzlich verfallen. Auf der Halbinsel liegen außer der Stadt M. (s. unten) drei ärmliche Dörfer: Monga, Patane und Lappa (s. d.); auch gehören zum portugiesischen Besitz[13] die Inseln Taipa und Colovane, ein Gesamtareal von 11,75 qkm mit (1896) 78,627 Einw., darunter 3898 Portugiesen nebst einigen Spaniern und Engländern, die das gesunde Klima Macaos von Hongkong hierher gezogen hat. Doch ist die Hitze zuweilen sehr groß, namentlich während des regenreichen Südwestmonsuns. M. gehörte bis 1844 zum Generalgouv. Goa, bildete seitdem mit Timor, seit 1896 allein ein eignes Gouvernement. Der Handel, ausschließlich in Händen von Chinesen, betrug 1900: Einfuhr 17,920,339, Ausfuhr: 14,068,269 Doll., die Einnahmen 1902/03: 655,991, die Ausgaben: 445,688 Milreis. – Die Stadt M. ist amphitheatralisch auf einer Hügelreihe erbaut, die zu 100 m vom Strand aufsteigt. Auf den höchsten Erhebungen sind mehrere Forts errichtet, die mit 488 Mann (164 Eingebornen) besetzt sind, aber keine Bedeutung mehr haben. M. scheidet sich in die regelmäßig und schön gebaute portugiesische Stadt mit 5 Kirchen, darunter die St. Pauls-Kathedrale, zahlreichen Kapellen und (seit 1834 aufgehobenen) Klöstern, aber auch nicht minder zahlreichen Spielhäusern, von denen die Kolonie ihre Haupteinnahme bezieht, und das chinesische Viertel mit großem Basar und engen, schmutzigen Gassen, jeder Teil unter besonderer Verwaltung. M. ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines chinesischen Mandarins und Hauptsitz der französischen Missionen in China. Auf einer Anhöhe liegt die Grotte von Camŏes, wo der verbannte Dichter seine »Lusiaden« vollendet haben soll und seine Büste errichtet ist. Auf dem protestantischen Kirchhof steht das Denkmal des Missionars und Sprachforschers Robert Morrison. Der äußere Hafen ist sehr ungenügend geschützt, zwei innere sind eng und verschlammen mehr und mehr, daher ankern große Kauffahrer und Kriegsschiffe 9–10 km von M. Früher war M. der Hauptstapelplatz für den Verkehr der Fremden mit China. Durch die Anlage von Victoria auf Hongkong wurde es schwer geschädigt; auch seine Erklärung zum Freihafen 1845 konnte ihm nicht wieder aufhelfen, und die Eröffnung der Traktathäfen beschränkte seinen Handel noch mehr. Einen neuen schweren Stoß erhielt es 1873 durch das Verbot des Kulihandels (s. Kuli). Eingeführt wird aus China: Seide, Matten, Tee, Zucker, Schweine, Tabakblätter, Bambus; aus Hongkong: Reis, Erdnußöl, Petroleum, Kohle, Mehl. Ausgeführt werden nach China namentlich Opium, Baumwollengarn und Reis (1900 zusammen 1,411,635 Taels). Der Handel mit China (Lappa, s. oben) betrug 1900 in Einfuhr 4,650,755, in Ausfuhr 5,127,984 Taels; der Handel mit Hongkong in Einfuhr 2,442,604, Ausfuhr 1,871,793 Taels. – Die Portugiesen erhielten bereits 1557 gegen jährliche Zahlung von 500 Taels das Recht zur Niederlassung; diese Summe wurde bis 1848 entrichtet. Vgl. Loureiro, Macau e o su porto (Lissab. 1896); Kutschera, Macau, der erste Stützpunkt europäischen Handels in China (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 13-14.
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