[489] Singapur (Singapore, Singhapura, »Löwenstadt«), Insel an der Südspitze der hinterind. Halbinsel Malakka (s. Karte »Hinterindien«) und von ihr durch einen stellenweise nur 460 m breiten Meereskanal getrennt, zur britischen Kolonie Straits Settlements (s. d.) gehörig, 555 qkm mit (1901) 228,555 Einw. (nur 57,680 weiblichen Geschlechts), worunter 220,611 Asiaten (meist Chinesen neben Malaien und Indern), 4030 Eurasier, 3824 Europäer. Die Küste hat im Süden die schöne Reede der Stadt S. Eine Hügelreihe (Bukit Timah, 168 m) durchzieht das wellige, reichbewässerte, fruchtbare Land. Das Klima ist heiß (Maximum 31°, Minimum 23°), aber nicht ungesund; der durchschnittliche Niederschlag an 167 Regentagen beträgt 2340 mm. Der Nordostmonsun weht vom November bis März, der Südwestmonsun vom Mai bis September. Flora und Fauna sind die des Malaiischen Archipels (s. d.). Landbau (Kokospalmen, Tapioka, Gambir, Pfeffer) und Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen) sind weit weniger wichtig als der Handel, der von der Stadt S. (s. unten) aus betrieben wird. Die Insel wurde 1824 von der Britisch-Ostindischen Kompanie dem Sultan von Dschohor für 60,000 Doll. und eine Jahresrente von 24,000 Doll. abgekauft und ging 1867 in den Besitz der britischen Krone über.
Die gleichnamige Hauptstadt (s. den Lageplan, S. 490) der britischen Kolonie Straits Settlements an der Südküste der Insel S., unter 1°17' nördl. Br., beiderseits des kleinen Flusses S., über den 7 Brücken führen, erstreckt sich 10 km an der Küste mit einer Anzahl von Vierteln, deren jedes von einer besondern Nationalität (Europäer, Malaien, Chinesen, Kling, Malabar) bewohnt wird.
Das europäische Viertel am östlichen Flußufer enthält das Regierungsgebäude, Stadthaus, Gerichtshof, die anglikanische Kathedrale, eine englische und eine portugiesische katholische sowie eine armenische Kirche, ein Kloster, auf einem Hügel[489] das Fort Canning, auf einem zweiten, nordöstlich davon, den Palast des Gouverneurs, am Meeresufer Postamt, Börse und Klub, die große Rafflesschule für Knaben und Mädchen sowie mehrere andre, durch Missionsgesellschaften erhaltene Schulen, darunter eine chinesische Mädchenschule, prächtigen Botanischen Garten, naturgeschichtliches Museum mit Bibliothek, einen Zweig der Royal Asiatic Society, Straßenbahnen, ist Sitz des Gouverneurs, des kommandierenden Generals der Truppen der Straits Settlements, eines anglikanischen und eines kath. Bischofs und eines deutschen Berufskonsuls und hat (1901) 210,000 Einw.
Die Stadt hat eine alte Reede und einen durch die Inseln Blakang Man und Ayerbrani geschützten und befestigten neuen Hafen (Freihafen), zwei umfangreiche Docks, große Kohlenlager (über 300,000 Ton.), Werften, mächtige Speicher, Warenhäuser und ist vornehmlich wichtig als Stapelplatz für die Erzeugnisse der Halbinsel Malakka sowie Sumatras und Borneos, Europas und Amerikas. Waren, namentlich Zinn, Kopra, Guttapercha, Pfeffer, Sago, Stocklack, Stuhlrohr, Kaffee, Gambir, Kopalgummi, Tapioka, Reis, Hörner, Petroleum (aus Rußland, Sumatra, Nordamerika), Kohle (aus England und Japan), Baumwollwaren, Kleidungsstücke, Stahl- und Messingwaren (aus England und Deutschland). Die Einfuhr betrug 1904 (einschl. Edelmetall) 274,674,803 Doll., die Ausfuhr 243,556,190 Doll. Es liefen ein: 9767 Seeschiffe von 9,138,455 Ton., 16,677 Dschonken von 783,650 T. An der Fremdschiffahrt war 1903 England mit 3,369,322, Deutschland an zweiter Stelle mit 920,861 T. beteiligt. S. ist Station der von Europa nach Ostasien gehenden Dampferlinien (Norddeutscher Lloyd, Deutsche Dampfschiffreederei, Österreichischer Lloyd, Peninsular and Oriental Company, Messageries maritimes u. a.). Die Panzerforts, die zum Schutz des Hafens für fast 20 Mill. Mk. erbaut wurden, sind mit 2 Kompanien englischer, 1 Kompanie asiatischer Artillerie, 1/2 Kompanie englischer Pioniere und 1 Kompanie malaiischer Untersee-Mineurs besetzt; dazu kommen 1 Bataillon Manchester-Regiment und 1 Bataillon Madras-Infanterie (s. auch Straits Settlements). Vgl. Buckley, History of Singapore (Lond. 1903, 2 Bde.); van Reeth, Singapore et la péninsule malaise (Brüssel 1904).