[628] Southampton (spr ßauthämmt'n oder ßödhämmt'n), Stadt und Grafschaft an der Südküste Englands, auf einer durch den Zusammenfluß des Itchen und Test gebildeten Halbinsel (s. den Lageplan), im Hintergrunde der Southampton Water genannten, 16 km tiefen Bucht, an deren Mündung die Insel Wight liegt. Von den alten Stadtmauern sind noch Reste und ein Tor (Bar Gate) übrig, aber die Stadt hat sich bedeutend über dieselben ausgedehnt. Unter den gottesdienstlichen Gebäuden ist die normannische St. Michaeliskirche die älteste (ihr schlanker Turm dient den Seefahrern als Merkmal); die meisten Kirchen (darunter 2 katholische) sind modern. Das Spital Domus Dei, aus der Zeit Heinrichs III., ist eins der ältesten Englands. S. besitzt in der Hartley Institution eine Schule für Wissenschaft und Kunstgewerbe mit Museum (seit 1872), ferner eine Lateinschule, eine Handelsschule, eine Seeschule, eine Freibibliothek, ein Theater, eine Kornbörse und die Zentralstelle der großbritannischen Landesaufnahme (Ordnance Survey Office). S. besitzt drei Parke, in deren einem ein Denkmal des geistlichen Liederdichters Watts steht, der, ebenso wie der Seeliederdichter Dibdin, hier geboren wurde; im Queen's Park steht ein Denkmal für General Gordon. Die Bevölkerung der Stadt ist rasch gewachsen; sie betrug 1831 erst 19,324,1901 aber nach Einverleibung einiger Vororte 104,824 Seelen. Die Industrie beschränkt sich fast nur auf Maschinen- und Schiffbau. S. ist vorwiegend Handelsstadt, und seine fünf Docks, von denen das 1895[628] eröffnete bei 229 m Länge und 34,3 m Breite 910 m tief ist, lassen zu jeder Zeit die größten Schiffe zu.
Es ist Haupthafen für den Postdampferverkehr mit Ostindien (die Peninsular and Oriental Company hat ihre Werft hier), mit Afrika, Südamerika und Westindien, der Iberischen Halbinsel und durch Vermittelung der Bremer Dampfer auch mit Nordamerika. Zum Hafen gehörten 1903: 455 Schiffe (152 Dampser) von 124,141 Ton. Gehalt. 1905 liefen 13,235 Schiffe (davon 10,840 Küstenfahrer) von 4,227,662 T. ein, 12,996 (davon 10,648 Küstenfahrer) von 4,048,863 T. aus. Den Wert der Einfuhr (besonders Wolle und Wollwaren, Kartoffeln, Holz, Tomaten, Wein) schätzte man 1903 auf 15,740,195 Pfd. Sterl., den der Ausfuhr britischer Produkte (besonders Leder, Wollwaren, Maschinen, Papier, Schreibmaterialien) auf 11,527,193 Pfd. Sterl., von ausländischen und Kolonialprodukten auf 3,060,385 Pfd. Sterl. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. In der Nähe Southamptons liegt die malerische Ruine von Netley Abbey (s. d.) und gegenüber der von Wilhelm dem Eroberer angelegte New Forest. S. liegt an der Stelle einer römischen Station und war schon in der Normannenzeit als Hafen von Winchester, besonders aber seit dem 16. Jahrh. bedeutend. Vgl. Davies, History of S. (Lond. 1883); Whitlock, Domus Dei, S. (das. 1894).