[1021] Vaudeville (franz., spr. wo-d'wil'), bei Boileau noch im Sinne von »satirisches Lied«, seit Anfang des 18. Jahrh. Gattung von Schauspielen mit Gesang und Instrumentalbegleitung, die ihren Namen von den leichtfertigen Liedern (Gassenhauern) ableitete, die ursprünglich darin vom Publikum mitgesungen wurden und dem Vau de Vire entstammten (s. Basselin). Das V. hat mit dem Liederspiel (s. d.) gemein, daß die beiden im Gegensatz zur Operette (s. d.) die mit der dargestellten Handlung verwebten Gesangstücke entweder aus allgemein bekannten Liedern mit untergelegtem Text oder doch aus leichtfaßlichen Melodien bestehen lassen, unterscheidet sich aber von ihm dadurch, daß das V., seiner französischen Heimat entsprechend, vorzugsweise frivol, witzig, ja satirisch, das Liederspiel dagegen (seinem deutschen Ursprung gemäß) vorzugsweise sentimental, ja gefühlvoll und rührend auftritt (z. B. Himmels »Fanchon«). Je nach der mehr rein komischen oder mehr possenhaften Färbung unterscheidet man Drame-V., Comédie-V., Folie-V. In Paris werden Vaudevilles hauptsächlich im Théâtre du Palais-Royal, Théâtre de Cluny und Théâtre Déjazet gespielt. Epochemachend ist in der Vaudevilledichtung besonders Scribe, der in seiner Antrittsrede in der französischen Akademie 1836 die Berechtigung dieses Genres nachzuweisen versuchte und auch noch als Akademiker die Pariser Bühnen mit Vaudevilles versorgte. Außer ihm sind zu nennen: Dumanoir, Lauzanne, und aus neuerer Zeit Marc Michel, Labiche, Meilhac und Halévy, Chivot und Duru. Neuerdings wird V. auch für Posse ohne Gesang gebraucht.