York [4]

[821] York, engl. Herzogstitel, der früher gewöhnlich dem zweiten Sohne des regierenden Herrschers verliehen wurde. Eduard III. gab ihn seinem Sohn Edmund, welcher der Gründer des Hauses Y. mit dem Wappen der Weißen Rose wurde, während von dessen älterm Bruder Johann das Haus Lancaster mit dem Wappen der Roten Rose abstammte; über den Kampf beider um die englische Krone (!452–85) s. Großbritannien, S. 394 s. Heinrich VIII. und Karl I. führten den Titel je bis zum Tod ihres ältern Bruders, Jakob 11. bis zu seiner Thronbesteigung. Auch Jakobs 11. Sohn, der Prätendent Jakob III., verlieh im Exil seinem zweiten Sohn, Henry Benedict, den Herzogstitel von Y. Mit ihm, der unter dem Namen des Kardinals von Y. bekannt ist, starben 1807 die königlichen Stuarts (s. d.) aus. Vgl. Vaughan, The last of the royal Stuarts, Cardinal duke of Y. (Lond. 1906). Georg I. erhob 1716 seinen Bruder Ernst August, Fürstbischof von Osnabrück, zum Herzog von Y., nach dessen Tod 1728 Eduard August, Bruder Georgs III., 1760 diesen Titel erhielt. Georg III. verlieh ihn 27. Nov. 1784 seinem zweiten Sohn, Frederick, geb. 16. Aug. 1763, gest. 5. Jan. 1827, der 1764 zum Fürst bisch of von Osnabrück ernannt wurde und diese Würde bis zur Säkularisation des Bistums 1803 behielt. In Deutschland zum Soldaten ausgebildet und 1791 mit der Prinzessin Friederike von Preußen vermählt, wurde er 1793 zum Befehlshaber der englisch-hannoverschen Armee in den Niederlanden ernannt. Nach der Einnahme von Valenciennes unternahm er die Belagerung von Dünkirchen, erlitt hier 6.–8. Sept. eine Niederlage und räumte 1794, nachdem er 19. Mai bei Tournai von Pichegru geschlagen war, Belgien. Ungeachtet dieser Unfälle, durch die seine militärische Unfähigkeit hinlänglich bewiesen war, ernannte ihn der König 1795 zum Feldmarschall und 1798 zum Oberbefehlshaber der britischen Landmacht. 1799 mit der Leitung der englisch-russischen Expedition nach Holland betraut, ward Y. von Brune bei Bergen 19. Sept. und bei Castricum 6. Okt. geschlagen und schloß 18. Okt. die Kapitulation von Alkmar, infolge deren die Verbündeten sich einschifften. 1809 verwickelte ihn ein Zwist mit seiner Mätresse, einer Mrs Clarke, die einen förmlichen Handel mit Offizierstellen getrieben hatte, in einen Skandalprozeß. Die eingeleitete Untersuchung endigte zwar mit Yorks Freisprechung, doch sprach sich die öffentliche Meinung so entschieden gegen ihn aus, daß er 18. März 1809 seine Oberbefehlshaberstelle niederlegte; aber schon im Mai 1811 setzte ihn sein Bruder, der Prinz-Regent, wieder darin ein. An den parlamentarischen Verhandlungen des Oberhauses nahm er nur als fanatischer Gegner der Katholikenemanzipation Anteil. Der Titel eines Herzogs von Y. erlosch nach seinem kinderlosen Tod und wurde erst 24. Mai 1892 wieder an den Prinzen Georg, den jetzigen Prinzen von Wales (s. Georg 16), verliehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 821.
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