[921] Zieten (Ziethen), 1) Hans Joachim von, preuß. Reitergeneral, geb. 14. (24.) Mai 1699 auf Wustrau in der Grafschaft Ruppin, gest. 26. Jan. 1786 in Berlin, trat 1714 in das preußische Heer, nahm 1724 den Abschied und zog sich auf sein väterliches Gut zurück. Schon 1726 als Oberleutnant wieder in ein Dragonerregiment getreten, geriet er mit seinem Rittmeister in Händel und ward mit einjährigem Festungsarrest und später mit Kassation bestraft. Auf Verwendung einiger Generale 1730 rehabilitiert und 1731 Rittmeister geworden, kämpfte er 1735 am Rhein gegen Frankreich, ward 1736 Major, 1741 Oberstleutnant im Leibhusarenregiment[921] und machte sich um die Reorganisation der preußischen Reiterei verdient. 1742 streifte Z. bis Stockerau unfern Wien, rückte 1744 mit der Avantgarde in Böhmen bis über Budweis vor, wurde Generalmajor und deckte dann den Rückzug hinter die Elbe (12. Okt. heftiges Gefecht bei Moldau-Tein). 1745 schlich sich Z. bei Jägerndorf mit seinem Husarenregiment, das ähnliche Uniform wie ein österreichisches hatte, durch ein österreichisches Korps von 20,000 Mann hindurch und focht bei Hohenfriedeberg sowie bei Katholisch-Hennersdorf, wo er verwundet wurde. In der Friedenszeit verlor Z., beim König verleumdet, dessen Gnade, erhielt aber den erbetenen Abschied nicht, wurde beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges Generalleutnant und nahm an den Gefechten bei Reichenberg (im April 1757) und an der Schlacht bei Prag teil. Er befehligte bei Kolin den linken Flügel, blieb dann bei dem Prinzen von Bevern, der die Lausitz und Schlesien verteidigen sollte, führte nach dessen Gefangennahme den Rest des Heeres über Glogau nach Liegnitz dem König entgegen und tat sich 5. Dez. bei Leuthen hervor. Bei Liegnitz (15. Aug. 1760) hielt Z. das österreichische Hauptheer während der Schlacht vom Kampfe zurück, wofür er General der Kavallerie ward, und in der Schlacht bei Torgau (3. Nov. 1760) entschied er durch die Erstürmung der Siptitzer Höhen den Sieg. Bis zum Ende des Krieges stets in der Umgebung des Königs und in dessen Abwesenheit mit dem Oberbefehl betraut, lebte er nach dem Frieden abwechselnd in Berlin und Wustrau und genoß die besondere Gunst Friedrichs II., der seinen »alten Vater Z.« häufig besuchte. 1790 ward ihm vom Prinzen Heinrich auf dem Wilhelmsplatz in Rheinsberg und 1794 von Friedrich Wilhelm II. in Berlin ein Denkmal gesetzt; die Familie errichtete ihm ein solches in Wustrau. Das 3. Husarenregiment (in Rathenow) trägt noch jetzt seinen Namen (Zietenhusaren). Z. war ein kleiner, hagerer Mann von seinem Gliederbau; ein großes, blaues Auge drückte Gutmütigkeit, das nicht schöne Gesicht mit harten, groben Zügen Charakterstärke aus. Mit tiefer Religiosität, die selbst Friedrich II. Achtung abnötigte, verband Z. einen seltenen Wohltätigkeitssinn. Vgl. Winter, Hans Joach. v. Z. (Leipz. 1886, 2 Bde.), und die kleinern Biographien von Luise v. Blumenthal (3. Aufl., Berl. 1806), W. Hahn (7. Aufl., das. 1893) und E. Graf zur Lippe-Weißenfeld (2. Aufl., das. 1885). Sein einziger Sohn, Friedrich Emil von Z., geb. 1765, gest. 29. Juni 1854 auf Wustrau, erst Husarenrittmeister, wurde Landrat des Ruppiner Kreises und 1840 Graf. Besitzungen und Grafentitel von Z. gingen, da er unvermählt starb, auf eine mit der Zietenschen Familie verschwägerte Linie des Geschlechts Schwerin über, deren jedesmaliger Majoratsherr (jetzt Graf Albert, geb. 26. Juni 1835) den Namen Graf Z.-Schwerin führt.
2) Hans Ernst Karl, Graf von, geb. 5. März 1770, gest. 3. Mai 1848, aus dem Hause Dechtow, zeichnete sich 181314 gegen die Franzosen als Brigadekommandeur aus, befehligte 1815 das 1. Armeekorps und bis 1817 die preußischen Okkupationstruppen in Frankreich, ward 1817 Graf und war bis 1835, zuletzt Generalfeldmarschall, kommandierender General von Schlesien. Sein Sohn Leopold Karl, Graf von Z. (geb. 23. Mai 1802, gest. 19. Mai 1870) war Direktor des Kreditinstituts in Breslau.