Zug [3]

[1009] Zug, Hauptstadt des gleichnamigen schweizer. Kantons (s. oben), 428 m ü. M., an dem nach ihr benannten See, am Fuße des aussichtsreichen, fruchtbaren Zuger Berges und an den Bahnlinien Zürich-Luzern und Zürich-Z.-Goldau gelegen, von Obstgärten und Wiesen umgeben. Zahlreiche mittelalterliche Türme und schöne öffentliche Bauten charakterisieren das »schweizerische Nürnberg«: 7 Kirchen (darunter die neue, außerhalb der Stadt gelegene Kirche St. Michael und die ehrwürdige St. Oswaldkirche), ein Kapuziner- und Franziskanerkloster, ein spätgotisches Rathaus (mit Originalstöcken der Landkarten in Stumpfs Schweizer Chronik des 16. Jahrh.), ein neues Regierungs- und Postgebäude, der geräumige Bahnhof, das Zeughaus, das Spital. Z. hat Baumwollweberei, Fabrikation von Tabak, Seife, Metallwaren, Glühlampen, Elektrizitätszählern, ein Sägewerk und (1900) 6593 Einw., wovon 725 Protestanten, für die 1906 eine besondere Kirche erbaut wurde. Im Gebiete der Altstadt versank am 4. März 1435 die untere Gasse mit 26 Häusern und 60 Personen; am 5. Juli 1887 etwas nördlicher ein Areal von 9000 qm mit 20 Gebäuden und 11 Menschen. Hauptursache war eine durch Hafenbauten überlastete, ausgedehnte Lage von durchtränktem Schlammsand (vgl. A. Heim u. a., Die Katastrophe von Z., Zürich 1888). Seit 1907 ist Z. mit den Hotels auf dem Zuger Berg (940 m) durch eine elektrische Seilbahn verbunden.

Geschichte. Die Stadt Z., aus einem Hof der Grafen von Kyburg entstanden, kam 1273 durch Kauf an die Habsburger, die auch grundherrliche Rechte in Ägeri, Baar und Menzingen sowie die Vogtei über die vier Orte besaßen. Alle diese Rechte und Besitzungen machten das »Amt« Z. aus; im Gegensatze zur Stadt hießen die drei Dorfgemeinden das »äußere« Amt. Als 1351 Krieg zwischen Österreich und den Eidgenossen ausbrach, nahmen letztere nach 18tägiger Belagerung die Stadt ein und schlossen mit ihr und dem Amt 27. Juni 1352 ein ewiges Bündnis. Zwar mußte Z. wie Glarus infolge des Regensburger Friedens 1355 der Herrschaft wieder huldigen, aber 1364 besetzten es die Schwyzer aufs neue, und durch den Sempacher Krieg wurde seine Unabhängigkeit festgestellt. Da der Bund nicht bloß mit der Stadt, sondern auch mit den drei Dorfgemeinden geschlossen worden war, die ihre Gleichberechtigung eifersüchtig wahrten, so zählte der eidgenössische Ort Z. nicht zu den »Städten«, sondern zu den »Ländern« und besaß auch eine demokratische Verfassung mit Landsgemeinde. Das übrige Gebiet des jetzigen Kantons (Walchwil, Cham etc.) war dagegen ein erworbenes Untertanenland der Stadt. Z. schloß sich stets aufs engste den Waldstätten an, nahm teil an ihren Kämpfen gegen die Reformierten sowie an ihrem Söldnergewerbe und wurde 1798 mit ihnen zu dem helvetischen Kanton Waldstätten verschmolzen. Die Mediationsakte gab ihm 1803 seine Selbständigkeit zurück. Es nahm teil am Sonderbund, kapitulierte aber schon 21. Nov. 1847 vor den entscheidenden Kämpfen, worauf es 1848 seine Landsgemeinde mit einer Repräsentativverfassung vertauschte. 1873 wurden das fakultative Referendum und die Initiative, durch eine Verfassungsrevision vom 31. Jan. 1894 das Proportionalwahlsystem eingeführt. Vgl. Stadlin, Die Geschichte des Kantons Z. (Luzern 1819–24, 4 Tle.); Renaud, Beitrag zur Staats- und Rechtsgeschichte des Kantons Z. (Pforzh. 1847); »Zuger Neujahrsblätter« (Zug, seit 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1009.
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