Abrichten

[49] Abrichten, 1) Metall u. a. Körper nach einer bestimmten Gestalt richten, bes. mit Hämmern (Abrichthämmern) über mancherlei harte Körper (Abrichtstöcke), od. ganz glatte Ambose (Dorne), od. durch Pressen; 2) (Zimm.), ein Bret a., die Unebenheiten u. die Baumrinde abschlagen, säumen, hobeln, fügen, salzen od. nuthen, überhaupt zum Vorlegen fertig herstellen; 3) (Münzw.), so v.w. Justiren; 4) (Seifens.), Abrichtlauge nachgießen, um das richtige Verhältniß zwischen der Fettigkeit u. der Lauge zu treffen; 5) Thieren ihre Wildheit, Schüchternheit u. a. ihnen eigenthümliche Eigenschaften benehmen, denselben andre, in ihrer Natur nicht liegende, beibringen u. sie zu gewissen Zwecken brauchbar machen; so Pferde, daß sie einen Reiter tragen u. einen Wagen ziehen (s. Zureiten u. Einfahren), od. auch zur Kunstreiterei; Hunde bes. zur Jagd (s. Dressiren), Falken zur Jagd (Abtragen, s. Falkenjagd) od. der Uhu's zum Vogelsang; in außereurop. Ländern der Kameele (in Arabien), der Elephanten (bes. in Hinterindien), der Lama's (in Peru) etc Leicht ist es, den Thieren Dinge zu lehren, die ihrer Natur entsprechen, so Vögeln (Stieglitzen, Finken, Canarienvögeln, Gimpeln, Amseln u. dgl.) Pfeifen gewisser Stückchen, indem man diese ihnen selbst fortwährend vorpfeift od. auf einer Drehorgel vorspielt, Hunde apportiren zu lehren u. dgl.; schwieriger aber, Dinge lernen zu lassen, die ihrer Natur widersprechen od. einige Ueberlegung erfordern, so Canarienvögeln, die Buchstaben zu Wörtern zusammensetzen, die man ihnen vorsagt, Pudeln das Alter der Menschen angeben zu lehren. Wie die Abrichter zu ihrem Zwecke kommen, ist ihr Geheimniß; Hunger u. sanfte Behandlung sollen Hauptmittel dazu sein. Ueberhaupt bedienen sich die Abrichter der Thiere jetzt nicht mehr der sonst gewöhnlichen strengen Mittel, sondern sie suchen mehr Charakter u. Temperament der abzurichtenden Thiere kennen zu lernen u. darnach mit ihnen zu verfahren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 49.
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