Arezzo

[684] Arezzo, 1) Präfectur im Großherzogthum Toscana (Italien), 60 QM., 220,700 Ew.; 2) Stadt hier, am Chiana u. Arno; Sitz eines Präfecten, Bischofs u. eines Appellationsgerichts, Convictcollegium, Gymnasium, bischöfliches Seminar, chirurgische Lehranstalt; Etruskische Akademie, Sammlung etruskischer Alterthümer; Fertigung von Leinwand u. Thongefäßen; Wasserleitungen zur Entsumpfung der Umgegend, 10,300 Ew.; Geburtsort des Mäcenas, St. Lorenz, Petrarca, Vasari, Papst Julius III., Marschall d'Ancre, Cesalpino, Redi etc. u. der nach ihr benannten Aretinos. Bei A. der Wein Aleatico (s.d.); in der Nähe Sauerbrunnenquellen u. die Bäder von Montione. – A., im Alterthum Arretium, war eine der 12 Bundesstädte Etruriens u. mit Perusia die bedeutendste des Landes. Mit den Römern schlossen die Arretiner 368 v. Chr. in dem Etruskischen Kriege einen Separatfrieden, den Streit des edlen Geschlechts der Cilnier mit dem Volke schlichteten die Römer. Gegen die Gallier riefen sie mehrmals die Römer zu Hülfe. 187 v. Chr. ließ der Consul C. Flamininus eine Straße von Bononia nach A. führen. Im Bürgerkriege wurde A. von Sulla zerstört; von Colonisten wieder hergestellt u. bald wieder blühend; die Bewohner theilten sich damals in: Arretini Veteres, A. Fidentes u. A. Julienses. Die Umgegend lieferte guten Wein u. Weizen; die Arretiner bereiteten rothe, ungemalte Thongefäße (Arretinische Gefäße, Vasa arretina), die bis auf die Kaiserzeit in Rom für den gewöhnlichen Gebrauch geschätzt wurden, u. fertigten Waffen. Im Mittelalter litt A. sehr von den Gothen u. Longobarden. Bischof Vido Petramala ließ es mit Mauern umgeben, u. die Stadt erhielt sich als Republik in den Wirren u. gegenseitigen Fehden der tuskischen Städte. In den Parteikämpfen der Guelfen u. Ghibellinen schloß sich A. meist an Letztere an u. war besonders 1285 ein gefährlicher Feind des Grafen Ugolino v. Pisa, der auch vom Bischof Rugero v. A. besiegt ward. Im 14. Jahrh. hatten sich die Tarlati der Oberherrschaft in A. u. anderer benachbarter Städte bemächtigt, u. so entstand das Gebiet der Tarlati, wovon A. die Hauptstadt war. Da sie mit den Perugiern um einige Orte stritten, nahmen sich die Florentiner dieser an u. brachten 1337 A. unter ihre Schutzherrschaft. Diese Schutzherrschaft verlor aber Florenz schon 1344. Zu Anfang des 16. Jahrh. ward A. wiederholt von den Florentinern genommen, aber immer wieder verloren, bis endlich in der Mitte des 16. Jahrh. A. unter Cosmo von Medici für immer an Toscana kam. Beim Einrücken der Franzosen in Toscana 1799 wurde auch A. von ihnen besetzt, doch vertrieb ein Aufstand die Besatzung aus der Stadt u. besiegte den 14. Mai ein polnisches Heer. Vgl. Rondinelli, Relazione sopra l'antico stato e mod. di Arezzo, Ar. 1755.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 684.
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