Ficquelmont

[260] Ficquelmont (spr. Fickelmong), eine alte, katholische, aus Lothringen stammende, jetzt gräslichhe Familie, von der seit der 2. Hälfte des 18. Jahrh. Glieder sich nach Österreich übergesiedelt hatten: 1) Graf Joseph, geb. 1755 in St. Avold, trat 1777 in österreichische Kriegsdienste, machte den italienischen Feldzug mit, wurde in der Schlacht bei Magnano, 5. April 1799, schwer verwundet u. st. am 17. März d. I. 2) Graf Karl Ludwig, geb. 23. Mai 1777 in Dieuze in Lothringen, trat 1793 in österreichische Dienste u. nahm an den Feldzügen gegen Frankreich mit Auszeichnung Theil, so daß er im Febr. 1813 zum Generalmajor ernannt wurde; im Sept. desselben Jahres erhielt er den Rang u. Titel eines Geheimen Raths. F. ging hierqusals außerordentlicher Gesandter an den schwedischen Hof, 1820 als solcher an die Höfe von Toscana u. Lucca u. 1821 nach Neapel; mit vielem Erfolg wirkte er in gleicher Stellung von 1829 an am russischen Hof, wurde 1830 Feldmarschalllieutenant u. 1831 Inhaber eines österreichischen Dragonerregiments. Während einer Reise des Fürsten Metternich 1839 wurde F. zur Übernahme der Angelegenheiten nach Wien zurückberufen u. 1840 zum Staats- u. Conferenzminister u. Chef der Kriegssection im Departement des Auswärtigen ernannt; am 3. Mai 1843 avancirte F. zum General der Cavallerie u. erhielt in dieser Stellung mehrere wichtige Missionen, z.B. wegen der Einverleibung Krakaus in die österreichischen Staaten nach Berlin. Am 21. März 1848 trat er als verantwortlicher Minister in das Departement des Auswärtigen, das er jedoch u. zugleich seine öffentliche Stellung am 4. Mai wieder aufgab; er zog sich darauf ins Privatleben zurück u. st. 6. April 1857 in Venedig. Er war vermählt mit Dorothea geb. Gräfin von Tiesenhausen u. hatte eine einzige Tochter (seit 1841 mit dem Fürsten Clary von Aldringer verheirathet). Er schr.: Aufklärungen über die Zeit vom 20. März bis 4. Mai 1848, Lpz. 1850; Deutschland, Österreich u. Preußen, Wien 1851; Lord Palmerston, England u. der Continent, Wien 1852, 2 Bde.; Die religiöse Seite der orientalischen Frage, ebd. 1854: Rußlands Politik u. die Donaufürstenthümer, ebd. 1854; Zum künftigen Frieden, ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 260.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika