Gabel [1]

[828] Gabel, 1) Körper, mit 2 Spitzen od. Zacken u. einem Stiel; 2) bes. Werkzeug von Silber od. Eisen, mit 2,3 od. 4 Zacken (Zinken), um etwas damit anzuspießen. Die Alten kannten die G. beim Essen nicht, sondern sie aßen mit den Fingern. Die G., als Zubehör zum Messer, eine italienische Erfindung, war im Mittelalter sehr selten, doch kommen im Hortus deliciarum der Czerrad von Landsberg, Äbtissin von Hohenstein in Elsaß, (starb 1195), G-n auf einer Darstellung einer Tafel neben dem Messer vor. Noch im Anfang des 16. Jahrh. waren G-n selbst bei Hofe neu. In Frankreich kam es im Kloster St. Maur über den Gebrauch der G-n zu einem heftigen Streite zwischen den alten u. jungen Mönchen, indem jene es für Sünde bielten. das Fleisch anders als mit den Händen zu essen, die jüngeren aber die G. gebraucht wissen wollten. Nach England soll zuerst 1608 Th. Corgate die G. aus Italien gebracht haben. In Spanien, dem Innern Rußlands u. China kennt man sie nicht u. bedient sich statt der Messer u. G-n beim Essen kleiner hölzerner Stäbchen; 3) großes Instrument zur Landwirthschaft. Jagd u. Fischerei: so die Hengabeln, mit langem, hölzernem Stiel u. 2 od. 3 gebogenen Zinken, um Getreide u. Heu damit auf den Wagen zu langen; die Mistgabeln, mit kürzerem Stiel u. 3 Zinken; 4) (Dachs- u. Fuchsgabel), zweizinkige, etwas weite G., um in Netzen gefangene, od. aus dem Bau gegrabene Thiere, bes. reißende, am Halse damit gegen die Erde zu drücken; 5) das Hirschgeweih im 3. Jahre, wo es zwei Zinken hat, daher Gabelhirsch; 6) Instrument zum Anspießen großer Seefische, welche während der Ebbe am Strande zurückgeblieben sind; 7) Gabeldeichsel), gabelförmige Deichsel für Einspänner; 8) (Meßk.). so v.w. Meßgabel; 9) so v.w. Stimmgabel; 10) mehrere technologische Instrumente, die einer G. mehr od. minder gleichen, für sich od. als Theil einer Maschine vorkommend; 11) (Her.), so v.w. Schächerkreuz; 12) so v.w. Kabel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 828.
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