Dachs

[635] Dachs, 1) Taxus s. Meles, Gattung der bärenartigen Raubthiere, sonst in die Gattung Bär selbst gezählt, gusgezeichnet durch einen dicken, gedrungenen, nach hinten breiteren Körper mit langem, fast borstigem, immer fettigem Haare auf nackten Schwarte; ferner durch kurze Beine mit nackten Sohlen u. starken Krallen u. einen kurzen Schwanz, der namentlich unten mit langen steifen Haaren besetzt ist; die Schnauze endigt sich in einem kurzen Rüssel mit schwarzer, immer feuchter Nase; Ohren kurz u. behaart; Augen klein u. tief liegend; zwischen dem Schwanze u. After liegt eine Drüsentasche, die aus vielen Drüsenöffnungen eine ölige, stark riechende Feuchtigkeit absondert; das Gebiß endlich besteht aus 6 Vorderzähnen oben u. unten, 1 Eckzahn oben u. unten jederseits, u. oben 5, unten 6 Backenzähnen jederseits, von denen 3 oben u. 4 unten Backenzähne sind; der Fleischzahn im Oberkiefer ist sehr groß u. im Querschnitte länger als breit. Arten: Gemeiner D. (Dachsbär, Gräving, Taxus Meles, Meles vulgaris), oben weißgrau, schwarz melirt, unten u. an den Füßen schwarz, von der Schnauze über Augen u. Ohren eine schwarze Binde, 21/2–3 Fuß lang, 1 F. hoch, 20–35 Pfd, schwer, wird 12–20 Jahr alt. Jägersprache: der Schwanz Ruthe, die Haut Schwarte, sein Fraß Weide, sich in seinem Bau verschanzen verklüften, er sitzt in seinem Geschläufe. Der Unterschied von Hunds. u. Schweins-D. liegt nur in einer zufälligen Gestalt des Kopfes, die von gemeinem D. u. Stein-D. nur in seiner Wohnung. Varietäten: der weiße u. (weißröthlich u. braun) gefleckte D. Ranzzeit im November u. December; die Dächsin bringt nach 9–10 Wochen 3–5 blinde Junge, die schon nach 3 Wochen aus dem Bau gehen; im 2. Jahre sind sie völlig ausgewachsen. Der D. lebt einsiedlerisch, ist mißtrauisch, scheu u. tückisch; Gehör u. Geruch sein, Gebiß scharf, läuft schnell, schreit wie ein Schwein. Aufenthaltsort: Europa u. Asien bis zum 60° n. Br.; in einsamen, abgelegenen, dunkeln Wäldern. Der Dachsbau (s. Bau 3) hat oft 12 20–30 F. lange Röhren, welche zu einem reinlichen, mit Heu gefütterten Kessel 4–12 F. tief unter der Erde führen, wo der D. fast stets wohnt; Nachts sucht er Eicheln, Bucheckern, Obst (bes. Pflaumen), Wurzeln von Kümmel, Trüffeln, Rüben, Amphibien, Würmer, Insecten, bei Hunger selbst Aas. Um Martini ist er ganz fett, bei anhaltendem Frost schläft er ein u. steckt die Schnauze bis zu den Ohren in sein Fettloch u. zehrt von der sich hier absondernd en Feuchtigkeit. Im Frühjahr u. Sommer werden die D-e raudig, auch toll u. im Alter blind. Der Dachsfang u. die Dachsjagd gehört zur niedern Jagd; man schießt den D. auf dem Anstand u. trifft ihn zuweilen auf dem Suchen in Kraut u. Kartoffeln, außerdem fängt man ihn vor Martini mit Dachshauben (s.d.), welche um Mitternacht, wo der D. aus dem Bau gegangen ist, in die gangbarsten Röhren gestellt werden, nachdem man die übrigen Ausgänge verstopft hat; gegen Morgen stöbert man mit Stöberhunden in der Umgegend, der D. eilt zum Bau, das Netz schlägt zusammen u. er wird erschlagen. Ferner erhält man ihn durch Ausgraben (s.d. 3), bei Tage, wo der D. im Baue ist; mit Dachsbäumen, Schlagbäumen, welche im Herbste vor die gangbarsten Röhren des Baues gestellt werden, u. der D., sobald er die Stellzunge umreißt, wird erschlagen; ebenso mit Tellereisen, welche an einer Kette in den Eingang der Röhren gelegt u. in die Erde eingehauen werden, od. mit Schlingen. Der D. bemerkt gewöhnlich beide u. geht nicht gern aus dem Baue; man zwingt ihn aber dazu, wenn man die übrigen Röhren verstopft. Endlich hetzt od. fängt man den D. auch des Nachts über der Erde mit mehreren Hunden, doch beunruhigt dies die Reviere sehr. Zur eigentlichen Jagd auf D-e gebraucht man bes. die Dachshunde (s.d.). Übrigens ist der D. ein sehr ungeselliges Thier, das man selten in Gesellschaft seines Gleichen, außer etwa zur Ranzzeit (Begattungszeit) antrifft. Auch mit andern Thieren hält er keine Freundschaft u. in ewigem Kriege lebt er mit dem Fuchse sein Leben ist fast noch zäher als bei Letzterem. Das Dachsfett wurde sonst in Apotheken gebraucht u. dient statt Öl; die Haut (Dachsschwarte) wird von Sattlern bes. zum Anhängen an Kumpten, um sie gegen Regen zu sichern, auch zu Büchsenranzen u. dgl. verarbeitet, u. die Dachshaare werden zu Bürsten u. Pinseln gebraucht. Auf Haar v on Thieren u. Menschen gebracht, färbt es diese grau. Man ißt das Dachsfleisch hie u. da gebraten; es schmeckt wie Schöpsenfleisch; in Frankreich u. der Schweiz gelten D-keulen als Delicatesse, u. in Belgien gilt ein D-braten bei großen Gastereien als Hauptgericht. Dachse lassen sich übrigens leicht zähmen u. gewöhnen sich wie Hunde an den Menschen. Der Amerikanische D. (Meles labradoria s. Taxus labradorius) ist kleiner als der gemeine, nur 2 F. lang, mit kürzerem, 3 Z. langem Schwanze; oben mit langen, feineren, helleren, grau, gelb u. braun geringelten Haaren, auch unten heller, die Beine nur dunkelbraun, ebenso die dunkle Binde,[635] die bei ihm auch nicht durch das Ohr geht, sondern nur einen Ring um die Augen bildet u. zwischen sich einen weißen, nach der Stirn hingehenden Streif hat. Diese Art bewohnt häufig ganz Nordamerika, die meisten gibt es aber in Labrador, an der Hudsonsbai u. von da bis in die Sandebene des Rockygebirges unterm 58°; der Stinkdachs u. der Beuteldachs (s.d.) bilden besondere Gattungen; 2) so v.w. Dachshund.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 635-636.
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