Hauy

[110] Hauy (spr. Ha-üih), 1) Réné Just., geb. 1743 zu St. Just in der Picardie, war früher Geistlicher, entdeckte die Gesetze der Krystallisation der Mineralogie u. wurde so Schöpfer eines neuen, auf mathematische Grundlage gestützten mineralogischen Systems. 1783 wurde er Adjunct der Akademie der Wissenschaften in der Klasse der Botanik, mußte aber diese Stelle als nicht geschworener Priester 1792 aufgeben; wurde unter dem Consulate Oberaufseher der Mineraliensammlungen der Ecole de mines u. Lehrer an der Normalschule, Secretär der zur Einrichtung des Maßes u. Gewichts nach dem Decimalfuß ernannten Commission, Professor am Naturhistorischen Museum u. an der Universität u. st. 1822. Er schr.: Essai [110] sur la théorie et la structure des cristaux, Par. 1784; Exposition de la théorie de l'électricité et du magnétisme, ebd. 1787 (deutsch von Murhard, Lpz. 1808); Traité de minéralogie, Par. 1801, 4 Bde., u. Aufl. 1822 (deutsch von Karsten u. Weiß, Lpz. 1804–10); Traité de physique, Par. 1803, 2 Bde., u. Aufl. 1806 u. 1821 (deutsch von Blumhof, Weim. 1804, von S. Weiß, Lpz 1802); Tableau comparative des résultats de la cristallographie, Par. 1809; Des caractères phys. des pierres précieuses, ebd. 1817; De cristallographie, ebd. 1822, 2 Bde. 2) Valentin, Bruder des Vor., geb. 1745, war erst Lehrer des Schönschreibens in Paris; durch die blinde Klavierspielerin Paradis, welche in Paris Concerte gab, zuerst auf die Weise, wie der Unterricht für Blinde möglich sei, aufmerksam gemacht, errichtete er eine Blindenunterrichtsanstalt (s.u. Blindenanstalten) zu Paris, u. als dasselbe später die Regierung an sich nahm, eine zweite, legte 1806 mit seinem Schüler Fournier ein kaiserliches Blindeninstitut in Petersburg an, kehrte aber bald nach Paris zurück u. st. 1822. Er schr.: Essai sur l'éducation des aveugles, Par. 1786 (ist für Blinde mit erhabener greifbarer Schrift gedruckt).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 110-111.
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