Longobardische Sprache

[512] Longobardische Sprache, aus den vereinzelten deutschen Wörtern u. Namen, welche in den Gesetzen, Urkunden u. historischen Berichten erscheinen, läßt sich bei dem Mangel eines größeren zusammenhängenden Schriftdenkmals nur so viel erschließen, daß die Sprache der Longobarden zu den hochdeutschen gehörte. Von einer Literatur der Longobarden in ihrer deutschen Muttersprache ist nichts bekannt; selbst ihre schönen, einst in Lieder gekleideten Sagen sind uns nur in lateinischer Fassung überliefert worden. Überhaupt mußten die Longobarden bald der römischen Cultur nachgeben, u. zwar so weit, daß sie selbst Kunst u. Wissenschaft förderten u. übten, wie unter Anderm die Prachtbauten der Königin Theodelinde u. die schriftstellerische Thätigkeit des Paulus Diaconus bekunden. Schon im 10. Jahrh. war die Deutsche Sprache der Longobarden vollständig vor der Lateinischen verschwunden, aus welcher sich indessen das romanische Italienisch zu entwickeln begann. Über die noch vorhandenen Reste der L-n S. vgl. Maßmann in Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum (Lpz. 1841, Bd. 1); Leo, Geschichte der italienischen Staaten (1. Theil); Türk, Die Longobarden u. ihr Volksrecht, Rostock 1845. Das Longobardische Wörterbuch ist dem Longobardischen Gesetze in zwei Handschriften zu Rom u. La Carara angehängt u. herausgegeben in Graffs Diutiska, Bd. 2, S. 357.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 512.
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