[723] Mahlzeit, die Zeit, wo man sich zum Einnehmen eines Mahles zu versammeln pflegt; auch dieses Mahl selbst. Bei den Hebräern wurde Morgens od. Vormittags ein Frühstück gegessen, die Hauptmahlzeit nach Ein. Mittags, wahrscheinlicher aber gegen Abend gehalten. Außerdem aß man auch nach Bedürfniß, so zur Stärkung vor od. nach einer Reise. Früher aß man kauernd, später auf einem Polster liegend; die Speisen standen auf einem niedern Tisch, in der Mitte das Hauptessen, rings berum die Nebengerichte; die Speisen waren klein geschnitten u. wurden mit den Fingern zugelangt, daher vor u. nach der M. die Waschungen der Tischgäste. Die Griechen hielten gewöhnlich an jedem Tage drei M-en: Frühstück (Akratisma), bestehend in Brod, welches man in Wein tauchte; Mittagsmahl (Ariston), bestehend aus warmen Speisen; Abendmahlzeit (Dorpon), die letzte war die Hauptmahlzeit. Bei Homer heißen diese drei M-en Ariston, Deipnon, Dorpon. Nach Athenäos fanden vier M-en Statt, Akratisma des Morgens, Ariston od. Dorpiston gegen Mittag, Hesperisma zwischen Mittag u. Abend, u. Abends die Hauptmahlzeit, Deipnon. Gegessen wurde liegend u. mit den Fingern; vor der M. wurden die Füße von Mägden, die Hände von dem Gast selbst gewaschen u. während der M. mit gekneteten Brodkrumen gereinigt. Die Römer nahmen ihren Morgenimbiß (Prandium) um die Mittagszeit, bald in warmen Speisen, bald in kalter Küche bestehend; nach Anfang des Tages aßen früh aufstehende Leute ein Frühstück (Jentaculum), Brod mit Salz, getrocknete Weintrauben, Käse Milch, Eier u. dgl.; die Hauptmahlzeit (Coena) wurde zwischen Mittag u. Sonnenuntergang (um 3 u. 4 Uhr) gehalten. Kinder u. Arbeiter genossen auch vor der Coena noch einen Imbiß (Merenda, Vesperbrod). Über den Hergang bei den M-en s. Gastmahl. Im Mittelalter kannte man zwei Zeiten für die wahren M-en: um 11 Uhr speiste man nämlich zu Mittag u. um 6 Uhr zu Abend u. die Abendmahlzeit war damals fast noch die Hauptmahlzeit. Nach u. nach wurde die Zeit des Mittagstisches auf 12, die des Abendtisches auf 7 Uhr verlegt. In Deutschland ist die Sitte, um 12 Uhr die Haupt-, um 7 Uhr die zweite M. zu halten, noch fast allenthalben auf dem Platten Lande gewöhnlich, in Mittelstädten pflegen aber die M-en um 1 Uhr u. um 8 Uhr gehalten zu werden; in großen Städten ist es, wenigstens für die vornehmere Welt, gewöhnlich worden, die erste M. bis 2 od. 3 Uhr, die zweite bis 9 Uhr zu verschieben; in den Seestädten u. hier u. da am Rhein, hat man die Sitte angenommen, um 10 Uhr das Frühstück (Déjeûner à la fourchette), einige leichte warme Speisen, Cotelets u. dgl., u. gegen 4 Uhr die Hauptmahlzeit (Diner) zu genießen. Diese Sitte, gegen 4 Uhr u. noch später zu speisen, ist in Frankreich u. England Regel. Abendessen (Soupers) finden bei dieser Sitte sehr selten u. meist nur dann Statt, wenn die Gesellschaften (Bälle, große Assemblées) bis spät in die Nacht dauern, wo zuweilen gegen Mitternacht eine souperartige Collation servirt wird. Im Orient findet die Hauptmahlzeit noch des Abends gegen 7 Uhr Statt u. gegen 11 od. 12 Uhr wird eine Art Frühstück genossen.