Olivier

[277] Olivier (spr. Oliwich), 1) Guillaume Antoine, geb. 1756 in Les Arcs bei Frejus; studirte Medicin u. Naturgeschichte u. erhielt 1783 eine Anstellung als Naturforscher bei der Intendanz in Paris. Durch die Revolution verlor er seine Anstellung, wurde aber 1793 vom Minister Roland mit Bruguières nach der Türkei u. dann nach Persien gesendet, um Handelsverbindungen anzuknüpfen u. Naturalien zu sammeln; er kehrte 1798 zurück, wurde später Professor der Zoologie an der Thierarzneischule zu Alfort u. st. 1814 in Lyon. Er schr.: Entomologie ou Hist. naturelle des insectes, Par. 1789–1808, 6 Bde. (deutsch von Illiger, Braunschw. 1800 f., 2 Bde.); Voyage dans l'empire Ottoman, l'Egypte et la Perse, ebd. 1801–1807 (deutsch von M. Müller, Lpz. 1806 f., 3 Bde.). Auch hat er neun Bände der Encyclopédie méthodique, nat. des insectes, Par. 1789–1819, bearbeitet. 2) Louis Henry Ferdinand, geb. 1759 in La Sarra im Canton Waadt, war seit 1779 Lehrer in Livland, dann Lehrer der Französischen Sprache am Pädagogium in Dessau, hatte 1793–1801 u. 1809–11 eigene Lehranstalten in Dessau, lehrte seit 1802 seine Lesemethode in Berlin, ging 1811 nach Wien u. st. hier 1815. Er schr.: Die Kunst Lesen u. Rechtschreiben zu lehren, Lpz. 1801, Nachtrag hierzu, ebd. 1801; Versuch einer Charakteristik einer vollkommen naturgemäßen Leselernart, Dess. 1804; Ortho-epo-graphisches Elementarwerk, ebd. 1804. Mit seiner Lesemethode (Oliviersche Methode) begründete er die Lautirmethode wissenschaftlich; er ließ dabei Zeichen u. Laut in ein richtiges Verhältniß zu einander treten, indem er bei Benennung u. Aussprache eines jeden Consonanten demselben ein ganz kurzes, schwach tönendes e zugesellte; s.u. Lesen. 3) Heinrich von O., Sohn des Vorigen, geb. 1783 in Dessau, Maler, fertigte mehre Gemälde für Kirchen u. Schulen u. st. 1848 als Zeichen- u. Sprachlehrer in Berlin. 4) Ferdinand von O., geb. 1785 in Dessau, Bruder des Vor., Landschaftsmaler, Schüler von C. W. Kolbe. Anfangs zum Pädagogen bestimmt, folgte er 1802 seinem Vater als Hülfslehrer nach Berlin, wandte sich aber 1804 an ganz der Kunst zu u. ging nach Dresden, wo er sich der Richtung der deutschen Historienmaler, obschon im Gebiet der Landschaft, anschloß. 1806 zu einer diplomatischen Mission nach Paris geschickt, malte er dort mit dem Vor. zwei größere. Bilder für die Kirche in Wörlitz u. das lebensgroße Reiterbild Napoleons. 1811 ging er mit dem Folg. nach Wien u. 1828 nach München, wurde 1833 dort Professor der Kunstgeschichte an der Akademie u. st. daselbst 1841. Seine Bilder stehen hoch im Werth. 5) Friedrich von O., Bruder des Vor., geb. 1791 in Dessau, Historienmaler, nahm als Lützowscher Jäger an dem Feldzug 1813 u. 1814 Theil; ging 1814 nach Wien u. 1818 nach Rom, wo er in den Kreis der um Overbeck u. Cornelius sich schaarenden deutschen Künstler trat; 1824 kehrte er nach Wien zurück u. ging 1829 nach München, wo er Schnorr bei Ausführung der[277] Fresken zum Nibelungenlied u. zum Homer behülflich war. 1834 gab er eine Volksbilderbibel in Stahlstich heraus. Seit dem Tode seines Bruders malt er meist Landschaften u. lebt seit 1850 in Dessau.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 277-278.
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